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Schützenpanzer HS-30

Besucht am:
Schützenpanzer HS-30
  • Technik-Museum Sinsheim
  • Panzermuseum Munster
  • Wehrtechnische Studiensammlung Koblenz

Der Schützenpanzer HS-30 (vollständig Schützenpanzer Lang HS.30) war ein Schützenpanzer der deutschen Bundeswehr, der in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Er war das erste gepanzerte Infanteriefahrzeug, das in der neu gegründeten Bundeswehr in großen Stückzahlen verwendet wurde, und spielte eine zentrale Rolle in der Mechanisierung der deutschen Infanterieeinheiten während des Kalten Krieges. Trotz seiner innovativen Konzeption war der HS-30 aufgrund technischer Probleme und Kontroversen über die Produktionsverträge oft umstritten.

Technische Daten des Schützenpanzer HS-30

  • Bezeichnung: Schützenpanzer Lang HS.30
  • Typ: Schützenpanzer
  • Hersteller: Hispano-Suiza und deutsche Lizenznehmer
  • Produktionszeitraum: 1958–1962
  • Produktionseinheiten: Ca. 2.176 Fahrzeuge
Abmessungen
  • Länge: 5,26 Meter
  • Breite: 2,50 Meter
  • Höhe: 1,85 Meter
  • Gewicht: Ca. 14 Tonnen
Motor
  • Motor: Rolls-Royce B81 Mk 80F 8-Zylinder-Benzinmotor
  • Leistung: 220 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 58 km/h auf der Straße
  • Reichweite: Ca. 200–250 km auf der Straße
Bewaffnung
  • Hauptbewaffnung:
    • 20-mm-Maschinenkanone Hispano-Suiza HS.820 (MK 20 Rh), montiert in einem kleinen Turm, der es ermöglichte, sowohl gegen leichte gepanzerte Fahrzeuge als auch gegen Infanterie und Flugzeuge zu kämpfen.
  • Sekundärbewaffnung:
    • 7,62-mm-MG3 Maschinengewehr zur Infanterieunterstützung und Selbstverteidigung
Panzerung
  • Frontpanzerung: Bis zu 30 mm
  • Seitenpanzerung: 20 mm
  • Die Panzerung bot Schutz vor Kleinwaffenfeuer und Artilleriesplittern, war aber nicht stark genug, um Panzerabwehrwaffen oder schwere Maschinengewehrgeschosse zu widerstehen.
Besatzung
  • Besatzung: 3 Mann (Fahrer, Kommandant und Richtschütze)
  • Passagiere: Platz für 5 voll ausgerüstete Infanteristen

Geschichte und Entwicklung

Der Schützenpanzer HS-30 wurde in den frühen 1950er Jahren entwickelt, als die Bundeswehr nach gepanzerten Fahrzeugen suchte, um die Infanterie zu mechanisieren und zu unterstützen. Das Konzept hinter dem HS-30 war, ein Schützenpanzerfahrzeug zu schaffen, das sowohl Infanterietruppen transportieren als auch Feuerunterstützung im Gefecht bieten konnte. Er wurde als Teil der mechanisierten Infanterie-Doktrin der NATO konzipiert.

Entwicklung und Design

Das Design des HS-30 wurde von der französisch-schweizerischen Firma Hispano-Suiza entwickelt, wobei es jedoch zu Beginn der Entwicklung eine enge Zusammenarbeit mit der deutschen Industrie gab. Die Bewaffnung bestand aus einer 20-mm-Maschinenkanone, die in einem drehbaren Turm montiert war. Dieses Konzept machte den HS-30 zu einem der ersten Schützenpanzer, die nicht nur für den Truppentransport gedacht waren, sondern auch eine erhebliche Feuerkraft zur Unterstützung der Infanterie auf dem Schlachtfeld bieten konnten.

Kontroversen und Produktionsprobleme

Obwohl das Konzept des HS-30 vielversprechend war, wurde das Projekt durch zahlreiche Probleme belastet. Es gab erhebliche technische Schwierigkeiten, insbesondere mit dem Antrieb und der Panzerung. Der Motor war oft unzuverlässig, und die Panzerung bot nicht den gewünschten Schutz. Es kam zu Verzögerungen in der Produktion und Auslieferung, was zu erheblichen politischen Kontroversen in Deutschland führte.

Zusätzlich wurde der Produktionsvertrag, der mit der spanischen Firma Hispano-Suiza und mehreren deutschen Firmen abgeschlossen wurde, als intransparent und korruptionsanfällig kritisiert. Dies führte zu einem Skandal, der die politischen Beziehungen belastete und das Ansehen des HS-30-Programms in der Öffentlichkeit beschädigte.

Einsatz in der Bundeswehr

Trotz der Probleme wurde der HS-30 ab Ende der 1950er Jahre in die Bundeswehr eingeführt und diente als primäres Schützenpanzerfahrzeug in den frühen 1960er Jahren. Er war Teil der mechanisierten Infanteriebrigaden und sollte die Truppen im direkten Kontakt mit dem Feind unterstützen, indem er sowohl die Infanterie transportierte als auch Feuerunterstützung leistete.

Leistungsprobleme

Der HS-30 hatte aufgrund seiner technischen Schwächen jedoch keine lange Dienstzeit. Die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs war oft ein Problem, insbesondere bei den ersten Modellen. Der Rolls-Royce-Motor war für die Anforderungen des Panzers nicht ideal geeignet, und es kam häufig zu mechanischen Ausfällen. Auch die Panzerung des Fahrzeugs erwies sich als unzureichend, um moderne Bedrohungen, wie Panzerabwehrwaffen, standzuhalten.

Varianten des HS-30

Neben der Standardversion des HS-30 gab es mehrere spezialisierte Varianten, die für unterschiedliche Rollen innerhalb der Bundeswehr entwickelt wurden:

  • HS-30 mit Mörser (SPz kurz Mörser): Diese Variante war mit einem 81-mm-Mörser ausgestattet und wurde für mobile Feuerunterstützung verwendet.
  • HS-30 mit Panzerabwehrraketen (Raketenjagdpanzer 1): Diese Variante war mit SS.11-Panzerabwehrraketen ausgestattet und diente als Panzerjäger.
  • Sanitätsfahrzeug: Unbewaffnete Version für den Einsatz als Sanitäts- und Evakuierungsfahrzeug.
  • HS-30 Aufklärungspanzer: Diese Variante war für Aufklärungsmissionen vorgesehen.

Stärken und Schwächen

Stärken
  • Gute Bewaffnung: Die 20-mm-Kanone des HS-30 war in der Lage, leicht gepanzerte Fahrzeuge zu bekämpfen und bot eine bedeutende Feuerkraft für die Unterstützung der Infanterie.
  • Modularität: Der HS-30 war eine Plattform für verschiedene Varianten, die für unterschiedliche Rollen genutzt werden konnten, darunter Panzerabwehr, Mörserunterstützung und Aufklärung.
  • Mechanisierte Infanterie: Der HS-30 ermöglichte es der Bundeswehr, ihre Infanterie mechanisiert zu machen und schnell auf dem Schlachtfeld zu verlegen.
Schwächen
  • Unzuverlässigkeit: Der Rolls-Royce-Motor erwies sich als anfällig für Störungen und mechanische Probleme, was die Einsatzbereitschaft des Fahrzeugs beeinträchtigte.
  • Schwache Panzerung: Die Panzerung des HS-30 bot nur begrenzten Schutz gegen moderne Panzerabwehrwaffen und war nicht ausreichend, um in direktem Kontakt mit schweren Gegnern zu bestehen.
  • Korruptionsskandal: Die Umstände um die Vertragsvergabe und die Probleme in der Produktion führten zu einem politischen Skandal, der das Projekt überschattete.

Zusammenfassung

Der Schützenpanzer HS-30 war ein ambitioniertes Fahrzeug, das die mechanisierte Infanterie der Bundeswehr während des Kalten Krieges unterstützen sollte. Trotz seines innovativen Konzepts und der Bewaffnung litt der HS-30 unter erheblichen technischen Problemen und Produktionsmängeln, die seine Wirksamkeit stark einschränkten. Der Skandal um die Produktion und die Probleme im Einsatz trugen dazu bei, dass der HS-30 relativ schnell durch modernere Fahrzeuge wie den Marder Schützenpanzer ersetzt wurde. Dennoch war der HS-30 ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der mechanisierten Kriegsführung in der Bundeswehr.

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