General Dynamics BGM-109 Tomahawk
- National Air and Space Museum
Der BGM-109 Tomahawk ist ein Langstrecken-Marschflugkörper, der in den 1970er Jahren von General Dynamics (heute von Raytheon weiterentwickelt) für die United States Navy und andere Streitkräfte entwickelt wurde. Der Tomahawk wurde als präzise, konventionell und nuklear bestückbare Angriffswaffe entwickelt, die in der Lage ist, über große Entfernungen gegen Land- und Seeziele eingesetzt zu werden. Der Tomahawk spielt seit seiner Einführung eine zentrale Rolle in den Konflikten der USA und wird häufig eingesetzt, um strategische Ziele in Kriegen und militärischen Operationen anzugreifen.
Technische Daten des BGM-109 Tomahawk
- Bezeichnung: BGM-109 Tomahawk
- Typ: Langstrecken-Marschflugkörper
- Hersteller: Ursprünglich General Dynamics, jetzt Raytheon
- Erstflug: 1976
- In Dienst gestellt: 1983
- Einsatzzeit: 1983–heute
Abmessungen
- Länge: 6,25 Meter (ohne Booster), 5,56 Meter (mit Booster)
- Durchmesser: 53,3 cm
- Spannweite: 2,67 Meter (mit ausgeklappten Flügeln)
- Gewicht: Ca. 1.300 kg (einsatzbereit)
Antrieb
- Triebwerk: Williams F107-WR-402 Turbofan
- Schubkraft: 2,7 kN (Kilonewton)
- Marschgeschwindigkeit: Ca. 885 km/h (subsonisch)
Leistung und Reichweite
- Maximale Reichweite:
- Konventionelle Version: Ca. 1.600–2.500 km (je nach Modifikation)
- Nukleare Version: Bis zu 2.500 km
- Flugprofil: Der Tomahawk fliegt in geringer Höhe über dem Boden, um die Entdeckung durch Radarsysteme zu erschweren (Terrain-Following-Flight).
Lenkung und Steuerung
- Navigationssystem: Die Tomahawk verwendet eine Kombination aus Trägheitsnavigationssystem (INS), Tercom (Terrain Contour Matching), DSMAC (Digital Scene Matching Area Correlation) und GPS, um präzise Navigationsdaten während des Flugs zu erhalten.
- Endphasensteuerung: DSMAC nutzt Kameras zur visuellen Abgleichung von Gelände- und Zielbildern, um eine hohe Zielgenauigkeit im Endanflug sicherzustellen.
Gefechtskopf
- Sprengkopfgewicht:
- Konventionelle Version: Ca. 450 kg (hochexplosiver Sprengstoff)
- Nukleare Version: W80 thermonuklearer Sprengkopf (im Kalten Krieg eingesetzt, jetzt nicht mehr verwendet)
- Varianten: Der Tomahawk kann je nach Einsatzprofil mit Streumunition, durchdringender Munition (bunkerbrechend) oder hochexplosiven Sprengköpfen ausgerüstet werden.
Geschichte und Entwicklung
Die Entwicklung des Tomahawk begann in den 1970er Jahren als Reaktion auf den Bedarf der United States Navy und der United States Air Force nach einem Langstrecken-Marschflugkörper, der sowohl konventionelle als auch nukleare Sprengköpfe tragen konnte. Die United States Navy wollte eine Waffe, die von Schiffen und U-Booten aus abgefeuert werden konnte, während die US Air Force nach einer Möglichkeit suchte, Ziele in der Sowjetunion tief im Landesinneren zu erreichen, ohne dass Bomber in den feindlichen Luftraum eindringen mussten.
Kalter Krieg und der duale Einsatz
Während des Kalten Krieges war der Tomahawk in einer nuklearen Variante vorgesehen, um strategische Abschreckung gegen die Sowjetunion zu bieten. Er wurde sowohl von Überwasserschiffen als auch von Atom-U-Booten gestartet und bot den USA eine zusätzliche Möglichkeit, Ziele in großer Entfernung präzise zu treffen.
Konventionelle Kriegsführung
In den 1980er Jahren wurde der Tomahawk auch als konventionelle Waffe weiterentwickelt, um hochpräzise Schläge gegen Landziele durchzuführen. Die Fähigkeit des Tomahawk, in geringer Flughöhe zu operieren und hochgenaue Treffer auf weite Entfernungen zu erzielen, machte ihn zu einer der bevorzugten Waffen der US-Streitkräfte bei Konflikten in den folgenden Jahrzehnten.
Einsatzgebiete und Operationen
Der Tomahawk wurde in zahlreichen militärischen Konflikten seit den 1980er Jahren eingesetzt. Die Waffe hat sich als äußerst präzise und wirksam erwiesen und wird oft als erste Waffe in Konflikten verwendet, um strategische Ziele außerhalb der Reichweite von Flugzeugen anzugreifen.
Wichtige Einsätze
- Operation Desert Storm (1991): Während des Golfkriegs wurde der Tomahawk erstmals in großem Umfang eingesetzt, um irakische Luftabwehrstellungen, Radarstationen, Kommunikationszentren und Regierungsgebäude zu zerstören. Über 300 Tomahawk-Raketen wurden in den ersten Tagen des Krieges abgefeuert.
- Operation Allied Force (1999): Während des Kosovo-Krieges wurden Tomahawk-Raketen verwendet, um serbische militärische Ziele und Infrastruktur zu treffen.
- Invasion des Irak (2003): Die Invasion des Irak begann mit einem massiven Tomahawk-Schlag, der auf Führungseinrichtungen und militärische Ziele in Bagdad abzielte.
- Operation Odyssey Dawn (2011): Während des Libyen-Konflikts im Jahr 2011 wurden Tomahawks gegen die Luftverteidigungsanlagen von Muammar Gaddafis Regime eingesetzt.
Plattformen für den Tomahawk
- Überwasserschiffe: Der Tomahawk wird von einer Vielzahl von US-Kriegsschiffen abgefeuert, darunter Zerstörer und Kreuzer, die mit dem Vertical Launch System (VLS) ausgestattet sind.
- U-Boote: Atom-U-Boote der USA, wie die der Ohio-Klasse und der Los Angeles-Klasse, können Tomahawks von Unterwasserpositionen abfeuern und bieten dadurch eine hohe Schlagkraft und Überraschungselemente.
Stärken und Schwächen des BGM-109 Tomahawk
Stärken
- Hohe Reichweite: Mit einer Reichweite von bis zu 2.500 km bietet der Tomahawk die Fähigkeit, tiefliegende strategische Ziele aus sicherer Entfernung anzugreifen, ohne dass bemannte Flugzeuge den feindlichen Luftraum betreten müssen.
- Präzision: Dank seiner fortschrittlichen Navigationssysteme (GPS, Tercom, DSMAC) kann der Tomahawk mit hoher Präzision auf strategische Ziele wie Militärstützpunkte, Radarstationen oder Regierungsgebäude zielen.
- Flexibilität: Der Tomahawk kann von verschiedenen Plattformen aus abgefeuert werden, einschließlich Schiffen und U-Booten, was ihn zu einer extrem anpassungsfähigen Waffe macht.
- Stealth-Flugprofil: Die Fähigkeit, in niedriger Höhe zu fliegen, ermöglicht es dem Tomahawk, gegnerischen Radar- und Abwehrsystemen weitgehend zu entgehen und eine Überraschungstaktik zu ermöglichen.
Schwächen
- Subsonische Geschwindigkeit: Mit einer Geschwindigkeit von etwa 885 km/h ist der Tomahawk im Vergleich zu hypersonischen Raketen relativ langsam, was ihn anfällig für moderne Luftabwehrsysteme machen kann.
- Kosten: Der Tomahawk ist eine teure Waffe – jede Rakete kostet mehrere Millionen Dollar. Dies begrenzt den Einsatz auf besonders wertvolle oder strategische Ziele.
- Verwundbarkeit durch moderne Abwehrsysteme: Obwohl der Tomahawk so konzipiert ist, um Radarerkennung zu vermeiden, entwickeln sich moderne Luftabwehrsysteme weiter, was ihn potenziell anfällig für Abfangjäger oder Raketenabwehrsysteme machen könnte.
Zusammenfassung
Der BGM-109 Tomahawk ist einer der vielseitigsten und erfolgreichsten Marschflugkörper in der modernen Militärgeschichte. Seit seiner Einführung in den 1980er Jahren hat er sich in zahlreichen Konflikten als äußerst effektiv erwiesen, sowohl bei der Zerstörung strategischer Ziele als auch in der Abschreckung gegen feindliche Mächte. Der Tomahawk bleibt eine zentrale Komponente der US-Militärstrategie, insbesondere für lange Reichweiten und hochpräzise Angriffe, und wird auch in Zukunft eine Schlüsselrolle in der militärischen Konfliktführung spielen.