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Bristol Britannia

Besucht am:
Bristol Britannia
  • Royal Air Force Museum Midlands

Die Bristol Britannia war ein britisches Langstrecken-Turboprop-Verkehrsflugzeug, das in den 1950er Jahren von der Bristol Aeroplane Company entwickelt wurde. Sie wurde für den interkontinentalen Flugverkehr konzipiert und galt als eines der fortschrittlichsten Turboprop-Flugzeuge ihrer Zeit. Die Britannia zeichnete sich durch ihre hohe Reichweite und Effizienz aus und wurde von zivilen Fluggesellschaften sowie von militärischen Betreibern eingesetzt.

Geschichte der Bristol Britannia:

  • Entwicklung: Die Entwicklung der Bristol Britannia begann 1947, als die britische Regierung Anforderungen für ein Langstrecken-Turboprop-Verkehrsflugzeug stellte, das von British Overseas Airways Corporation (BOAC) verwendet werden sollte. Die Anforderungen umfassten die Fähigkeit, Nonstop-Flüge auf Langstrecken wie von London nach New York durchzuführen.
  • Erstflug: Die Britannia absolvierte ihren Erstflug am 16. August 1952. Trotz anfänglicher Erfolge verzögerte sich das Programm aufgrund technischer Probleme, insbesondere mit den Triebwerken, die an Vereisung litten.
  • Indienststellung: Die ersten Maschinen wurden 1957 an BOAC ausgeliefert, und der Langstreckenverkehr begann offiziell 1957. Trotz Verzögerungen war die Britannia bei ihrer Einführung eines der modernsten Flugzeuge und erlangte aufgrund ihrer Laufruhe den Spitznamen "Whispering Giant" (Flüsternder Riese).
  • Nutzung: Neben BOAC setzten mehrere andere Fluggesellschaften die Britannia ein, darunter Canadian Pacific Airlines und El Al. Militärisch wurde sie von der Royal Air Force (RAF) und später auch von der Royal Canadian Air Force (RCAF) als Transportflugzeug verwendet.
  • Konkurrenz durch Jets: Trotz ihrer fortschrittlichen Technologie wurde die Britannia bald von den ersten Strahlflugzeugen, insbesondere der Boeing 707 und der Douglas DC-8, verdrängt, da diese eine höhere Geschwindigkeit und Kapazität boten.

Technische Daten der Bristol Britannia 312 (Langstrecken-Version):

  • Besatzung: 5 (Piloten, Navigator, Flugingenieur, Kabinenbesatzung je nach Passagierzahl)
  • Kapazität: Bis zu 139 Passagiere (in einer typischen Bestuhlung)
  • Länge: 37,87 m
  • Spannweite: 43,36 m
  • Höhe: 11,43 m
  • Flügelfläche: 192,77 m²
  • Leermasse: 57.740 kg
  • Maximale Startmasse: 82.280 kg
  • Antrieb: 4 × Bristol Proteus 765 Turboprop-Triebwerke mit je 4.445 PS (3.314 kW)
  • Höchstgeschwindigkeit: 644 km/h
  • Reichweite: 9.270 km (abhängig von der Beladung und Passagierzahl)
  • Dienstgipfelhöhe: 7.620 m
  • Flugdauer: Bis zu 12 Stunden bei Langstreckenflügen

Besondere Merkmale:

  • Turboprop-Technologie: Die Bristol Britannia verwendete Turboprop-Triebwerke, die einen besseren Treibstoffverbrauch und eine höhere Effizienz im Vergleich zu Kolbenmotoren boten. Diese Triebwerke machten das Flugzeug ideal für Langstreckenflüge.
  • Komfort: Aufgrund ihrer ruhigen Triebwerke und des stabilen Flugs wurde die Britannia von Passagieren geschätzt. Der Spitzname "Whispering Giant" spiegelte die Laufruhe im Vergleich zu anderen Flugzeugen dieser Zeit wider.
  • Langstreckenfähigkeit: Die Britannia war eines der ersten Verkehrsflugzeuge, das in der Lage war, Nonstop-Langstreckenflüge wie von London nach New York ohne Zwischenlandungen durchzuführen.

Einsatzgeschichte:

  • Ziviler Einsatz: Die Bristol Britannia wurde hauptsächlich von BOAC auf internationalen Langstrecken eingesetzt. Auch Fluggesellschaften in Kanada, Israel und Afrika betrieben die Britannia für transatlantische und interkontinentale Flüge. In den 1960er Jahren wurde sie jedoch zunehmend durch Strahlflugzeuge ersetzt, da diese höhere Geschwindigkeiten und größere Kapazitäten boten.
  • Militärischer Einsatz: Die Royal Air Force setzte die Britannia als Transportflugzeug ein, insbesondere für Fracht- und Truppenbewegungen. Sie erwies sich als zuverlässiges Arbeitspferd für die RAF und wurde bis in die 1970er Jahre genutzt. Auch die Royal Canadian Air Force setzte die Britannia in dieser Rolle ein.
  • Verdrängung durch Jet-Flugzeuge: Trotz ihrer beeindruckenden Fähigkeiten wurde die Britannia durch den Aufstieg von Jet-Verkehrsflugzeugen wie der Boeing 707 und der Douglas DC-8 schnell obsolet, da diese Flugzeuge in der Lage waren, schneller und mit größerer Kapazität zu operieren.

Varianten der Bristol Britannia:

  • Britannia 100-Serie: Dies war die erste Version des Flugzeugs, die hauptsächlich auf Kurz- und Mittelstrecken eingesetzt wurde.
  • Britannia 300-Serie: Dies war die Langstreckenversion des Flugzeugs mit einer größeren Flügelspannweite und einer höheren Reichweite. Sie wurde hauptsächlich von BOAC und anderen internationalen Fluggesellschaften eingesetzt.
  • Bristol Britannia C.1 (Militärversion): Diese Version wurde von der Royal Air Force für Fracht- und Truppentransporte eingesetzt.

Fazit:

Die Bristol Britannia war ein technisches Meisterwerk ihrer Zeit und eines der fortschrittlichsten Turboprop-Flugzeuge, die je entwickelt wurden. Ihre Fähigkeit, lange Strecken zu fliegen, und ihre Effizienz machten sie zu einem wichtigen Akteur im transatlantischen Flugverkehr. Dennoch wurde sie aufgrund des raschen Aufstiegs der Strahlflugzeuge in den 1960er Jahren bald veraltet. Trotz ihrer relativ kurzen Einsatzzeit im kommerziellen Verkehr bleibt die Britannia ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der Luftfahrt und der Turboprop-Technologie.

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