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Das NSU Kettenkrad (offiziell Sd.Kfz. 2, auch bekannt als Kleines Kettenkraftrad HK 101) war ein einzigartiges Halbkettenfahrzeug, das während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Firma NSU Motorenwerke AG entwickelt und produziert wurde. Ursprünglich für den Einsatz bei den Fallschirmjägern der Wehrmacht konzipiert, wurde das Kettenkrad später auch für zahlreiche andere militärische Aufgaben genutzt. Mit seiner einzigartigen Kombination aus Motorrad und Kettenfahrzeug war das Kettenkrad in der Lage, sich sowohl auf Straßen als auch im Gelände effizient zu bewegen.
Technische Daten des NSU Kettenkrads
- Bezeichnung: Sd.Kfz. 2 / Kettenkrad HK 101
- Typ: Halbkettenfahrzeug / Motorrad
- Hersteller: NSU Motorenwerke AG
- Produktionszeitraum: 1940–1945 (auch kurz nach dem Krieg weiterproduziert)
- Produktionsmenge: Ca. 8.345 Fahrzeuge
Abmessungen
- Länge: 3,00 Meter
- Breite: 1,00 Meter
- Höhe: 1,20 Meter
- Gewicht: 1.350 kg (Leergewicht)
Motor
- Motor: Opel OHV 4-Zylinder-Reihenmotor (aus dem Opel Olympia)
- Hubraum: 1.478 cm³
- Leistung: 36 PS bei 3.400 U/min
- Kraftstoffverbrauch: ca. 15-20 Liter auf 100 km
- Kraftstofftank: 42 Liter
- Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h auf der Straße, 40 km/h im Gelände
- Getriebe: 3-Gang-Schaltgetriebe + Rückwärtsgang
Antrieb und Geländetauglichkeit
- Antrieb: Kettenantrieb hinten (mit Lenkunterstützung durch das Vorderrad)
- Lenkung: Das Kettenkrad wurde primär über das Motorrad-ähnliche Vorderrad gelenkt, das aber bei schwerem Gelände oder niedrigen Geschwindigkeiten durch das Bremsen der Ketten unterstützt wurde.
- Geländegängigkeit: Das Kettenkrad war extrem geländegängig und konnte auch in schwierigem Gelände, wie Schlamm, Schnee oder Sand, effizient manövrieren.
Ladekapazität und Anhängelast
- Kapazität: Das Kettenkrad konnte 2 zusätzliche Personen oder Ausrüstung hinter dem Fahrer transportieren.
- Anhängerlast: Es konnte Anhänger mit einem Gewicht von bis zu 450 kg ziehen und wurde häufig für den Transport von Nachschub, Munition oder sogar leichten Geschützen verwendet.
Geschichte und Entwicklung
Das NSU Kettenkrad wurde 1939 entwickelt, um ein leichtes, geländegängiges Fahrzeug zu schaffen, das von den Fallschirmjägern der Wehrmacht genutzt werden konnte. Es sollte in der Lage sein, kleine Lasten zu transportieren und auch auf schwierigem Terrain schnell voranzukommen. Obwohl es ursprünglich für die Luftlandeeinheiten entwickelt wurde, fand das Kettenkrad bald breite Verwendung in der gesamten Wehrmacht.
Designmerkmale
Das Kettenkrad vereinte das Design eines Motorrads mit den Eigenschaften eines Kettenfahrzeugs. Die Vorderradsteuerung ermöglichte eine einfachere Steuerung auf ebenen Straßen, während die beiden hinteren Ketten das Fahrzeug im Gelände stabilisierten und die Traktion erhöhten. Diese Kombination machte das Kettenkrad besonders vielseitig.
- Flexibilität: Das Kettenkrad war eines der flexibelsten Fahrzeuge der Wehrmacht und wurde sowohl für militärische als auch für logistische Zwecke verwendet. Es konnte durch seine schmale Bauweise sogar auf engen Pfaden und zwischen Bäumen manövrieren.
- Luftlandefähigkeit: Ursprünglich war das Kettenkrad dafür vorgesehen, mit dem Lastensegler DFS 230 transportiert zu werden, was es den Fallschirmjägern ermöglichte, schnell und effektiv Ausrüstung und Personal hinter feindlichen Linien zu bewegen.
Einsatzgebiete
Ostfront und Wüstenkrieg
Das Kettenkrad war an der Ostfront aufgrund seiner hervorragenden Geländegängigkeit besonders nützlich. Es konnte Schlamm, Schnee und tiefe Gräben überwinden, wo andere Fahrzeuge stecken blieben. Auch in der Nordafrikanischen Wüste wurde das Kettenkrad eingesetzt, um Nachschub über den Wüstensand zu transportieren.
Artillerie-Zugmaschine
Ein weiteres häufiges Einsatzgebiet des Kettenkrads war als leichte Artillerie-Zugmaschine. Es zog oft kleine Panzerabwehrkanonen wie die 3,7-cm-PaK 36 oder leichten Mörser nach vorne in die Kampfstellung.
Kabelverlegung und Versorgung
Das Kettenkrad wurde auch häufig für die Verlegung von Kommunikationskabeln und als Versorgungsfahrzeug eingesetzt. Seine Vielseitigkeit machte es zu einem unverzichtbaren Fahrzeug für Nachschuboperationen, besonders in schwer zugänglichen Gebieten.
Nachkriegsverwendung
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kettenkrad in kleineren Stückzahlen weiterproduziert und vor allem in der Landwirtschaft und im Forstbetrieb verwendet. Es erwies sich als nützliches Fahrzeug in schwierigen Geländebedingungen und wurde in den 1950er Jahren weiterhin genutzt.
Stärken und Schwächen
Stärken
- Hohe Geländegängigkeit: Das Kettenkrad war in fast jedem Gelände einsetzbar, was es besonders wertvoll für Operationen an der Ostfront und in der Wüste machte.
- Kombinierter Antrieb: Die Mischung aus Motorradsteuerung und Kettenfahrwerk ermöglichte eine hohe Manövrierfähigkeit auf der Straße und im Gelände.
- Vielseitigkeit: Vom Truppentransport über den Nachschub bis hin zur Kabelverlegung und als Artillerie-Zugmaschine – das Kettenkrad konnte in vielen Rollen eingesetzt werden.
- Kompakte Bauweise: Die schmale Bauweise des Kettenkrads ermöglichte es, sich durch enge Straßen und Pfade zu bewegen, was andere Fahrzeuge nicht konnten.
Schwächen
- Begrenzte Kapazität: Trotz seiner Vielseitigkeit konnte das Kettenkrad nur begrenzte Lasten transportieren, was es für schwerere Nachschubmissionen ungeeignet machte.
- Langsame Geschwindigkeit im Gelände: Im Vergleich zu anderen motorisierten Fahrzeugen war das Kettenkrad im Gelände relativ langsam, was seine Verwendbarkeit in schnellen Vorstößen einschränkte.
- Komplexe Wartung: Das Kettenkrad erforderte regelmäßige Wartung, insbesondere die Ketten und das Lenkgetriebe, was in Frontnähe zu Problemen führen konnte.
Zusammenfassung
Das NSU Kettenkrad war eines der ungewöhnlichsten und vielseitigsten Fahrzeuge, das von der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt wurde. Mit seiner Kombination aus Motorradsteuerung und Kettenantrieb konnte es in fast jedem Gelände eingesetzt werden und war sowohl für den Transport von Truppen als auch für logistische Aufgaben ideal geeignet. Obwohl es einige Schwächen aufwies, bleibt das Kettenkrad ein bemerkenswertes Beispiel für die innovative Technik der Zeit und wurde nicht nur militärisch, sondern auch zivil nach dem Krieg weiter genutzt. Bis heute ist das Kettenkrad ein begehrtes Sammlerstück und ein Symbol für die technische Ingenieurskunst der NSU Motorenwerke.