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Deutschland
Frankreich
Technik_Entwicklung
1977
Beschreibung

Roland ist ein Flugabwehrraketensystem zur Bekämpfung tief- und tiefstfliegender Luftfahrzeuge, das in den 1970er-Jahren in deutsch-französischer Kooperation entwickelt wurde. Als Waffensystem ist es allwetterfähig, autonom und ECM-resistent. In der Bundeswehr wurde das Flugabwehr-System in unterschiedlichen Versionen in der Materialverantwortung des Heeres von allen drei Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine genutzt. Die Einführung des Waffensystems Roland erfolgte in Stufen zwischen 1981 und 1994. Im Zuge der Strukturveränderungen der Bundeswehr wurden ab Ende der 1990er-Jahre in allen TSK, beginnend bei der Marine, Einheiten aufgelöst, die Waffensysteme außer Dienst gestellt und teilweise langzeitgelagert. Die letzten Systeme wurden Ende 2005 aus der Nutzung genommen.


Geschichte
Die Entwicklung des Waffensystems Roland begann als bilaterales Technologie-Vorhaben in Umsetzung der im Elysée-Vertrag von 1963 vereinbarten militärischen Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich mit einem Regierungsvertrag vom Oktober 1964. Industrieseitig bildeten die deutsche Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) in Ottobrunn und die französische Aérospatiale in Chatillon die gemeinsame Managementfirma Euromissile G.I.E. in Fontenay-aux-Roses, die als Generalunternehmer Vertragspartner der beiden Länder wurde. Amtsseitig wurden auf der Ebene der Verteidigungsministerien ein Direktions- und Lenkungsausschuss gebildet und als ausführende, koordinierende Behörde 1969 das Bureau de Programmes Franco-Allemand (BPFA) in Rueil-Malmaison aufgestellt.


FlaRakPz 1 ROLAND II (Prototyp, 1977)
Die bilaterale Entwicklung bis zur Serienreife des Waffensystems war jedoch wegen der Komplexität des Systems zeitraubender und kostspieliger als ursprünglich geplant. Mit dem Eintritt der USA in das Programm 1975 als Partner erfolgten zusätzliche umfangreiche trilaterale Erprobungskampagnen, die zu zahlreichen Modifikationen insbesondere zur Härtung gegen elektronische Störmaßnahmen führten. Besondere Maßnahmen waren auch bei der Herstellung der Versorgbarkeit, der Bereitstellung von Instandsetzungsausstattungen, Mess- und Prüfmitteln sowie der Verfügbarkeit von Ausbildungsgeräten und Simulatoren erforderlich. Nach der Erklärung der Eignung des FlaRakPz für den taktischen Einsatz erfolgte die Ausstattung der Heeresverbände ab 1981 parallel zur Restentwicklung und Einführung logistischer Anteile. Für Luftwaffe und Marine wurde das Waffensystem in einem Shelter integriert, jedoch musste zunächst auf die Einführung nach Priorisierungen einer Rüstungsklausur wegen der Finanzierung der Tornado Beschaffung verzichtet werden. Die Einführung der FlaRakRad konnte erst ab 1987 realisiert werden, nachdem mit den USA 1983 eine kooperative Beschaffung von Waffensystemen Patriot und Roland vereinbart worden war. Dieser deutsch/US-amerikanische Vertrag war auch die Grundlage für die Entwicklung des Flugabwehrgefechtsstand Roland (FGR), der 1988 eingeführt wurde.

1984 begannen erste Arbeiten zur Definition und Entwicklung einer Kampfwertsteigerung (KWS) mit den Schwerpunkten der Einführung eines Infrarot-/Laser-Visiers, einer verbesserten Systemlogik und eines leistungsgesteigerten Flugkörpers. Als 1992 jedoch nach den sicherheitspolitischen Veränderungen erkennbar wurde, dass die Beschaffung aller KWS-Anteile nicht finanzierbar sein würde, wurde das Vorhaben auf eine Nutzungsdauerverlängerung (NDV) reduziert.

Im Frühjahr 1991 konnte eine Verlegung von FlaRakRad der FlaRakGrp 42 in die Türkei zum Schutz dortiger NATO-Basen nur unter großen Schwierigkeiten erfolgen. Dies führte zur kurzfristigen Entwicklung eines in Transall C-160 transportierbaren Sonderaufbaus (FlaRakRad lvb), der ab 1994 durch Umrüstung vorhandener FRR eingeführt wurde.

Wegen der nach 1990 veränderten Bedrohungslage, der sich abzeichnenden neuen Einsatzprioritäten der Bundeswehr und der daraus resultierenden Strukturveränderungen wurden jedoch auch die NDV-Maßnahmen bis zur Ausphasung der Systeme bei den drei Teilstreitkräften ab 2002 nur teilweise realisiert. Während die Roland-Waffensysteme der Luftwaffe 2003 im Vorgriff auf das noch in der Entwicklung befindliche Medium Extended Air Defense System (MEADS) außer Dienst gestellt wurden, endete 2005 die Nutzung des Waffensystems Roland auch im Heer.

Titelbild
Roland (Waffensystem)
Galerie

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