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Technik_Entwicklung
1936
Beschreibung

Die Fieseler Fi 156 Storch war ein deutsches Verbindungs- und Aufklärungsflugzeug, das während des Zweiten Weltkriegs weit verbreitet eingesetzt wurde. Die Fi 156 zeichnete sich durch ihre außergewöhnlichen Kurzstart- und Landeeigenschaften (STOL: Short Takeoff and Landing) aus, was sie besonders für den Einsatz in unwegsamem Gelände und auf improvisierten Flugplätzen geeignet machte. Der „Storch“ wurde für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt, darunter Aufklärung, Verbindungsmissionen, medizinische Evakuierungen und die Rettung wichtiger Personen.

Geschichte der Fieseler Fi 156:

  • Entwicklung: Die Fi 156 wurde 1935 von der deutschen Firma Fieseler Flugzeugbau unter der Leitung des Konstrukteurs Gerhard Fieseler entwickelt. Das Flugzeug wurde auf eine Ausschreibung der Luftwaffe hin entworfen, die ein leichtes Verbindungsflugzeug suchte, das von kurzen und unbefestigten Start- und Landebahnen operieren konnte. Der Erstflug der Fi 156 fand im Jahr 1936 statt, und das Flugzeug trat 1937 in den Dienst der Luftwaffe ein.

    Die Fi 156 war durch ihre innovative Flügelkonstruktion und ihre ausgeklügelte Auftriebshilfe (mit Vorflügeln und Landeklappen) in der Lage, mit sehr niedrigen Geschwindigkeiten zu fliegen und kurze Start- und Landestrecken zu nutzen. Diese Eigenschaften machten sie zu einem der besten Flugzeuge ihrer Klasse.

  • Besondere Missionen: Die Fieseler Storch wurde für verschiedene bemerkenswerte Missionen berühmt. Eine der bekanntesten war die Rettung des italienischen Diktators Benito Mussolini im Jahr 1943, bei der die Fi 156 auf einem Berggipfel landete und ihn nach seiner Befreiung durch ein Kommando der deutschen Fallschirmjäger evakuierte. Die Mission, die von Otto Skorzeny geleitet wurde, demonstrierte eindrucksvoll die Fähigkeiten des Storches bei extremen Operationen.
  • Einsatz im Zweiten Weltkrieg: Die Fi 156 wurde während des gesamten Krieges von der deutschen Luftwaffe intensiv genutzt. Sie wurde auf allen Kriegsschauplätzen eingesetzt, von den Wüsten Nordafrikas bis zu den weiten Steppen der Ostfront. Ihre Fähigkeit, nahe an den Frontlinien zu operieren und Verwundete oder hochrangige Offiziere zu transportieren, machte sie für die deutsche Kriegsführung unverzichtbar.

Technische Daten der Fieseler Fi 156 C-3:

  • Besatzung: 2 (Pilot und Beobachter) oder 3 (mit einem Passagier)
  • Länge: 9,90 m
  • Spannweite: 14,25 m
  • Höhe: 3,05 m
  • Leermasse: 930 kg
  • Maximale Startmasse: 1.320 kg
  • Antrieb: 1 × Argus As 10C luftgekühlter V8-Motor mit 240 PS (179 kW)
  • Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
  • Reisegeschwindigkeit: 150 km/h
  • Reichweite: 380 km
  • Dienstgipfelhöhe: 4.500 m
  • Steigleistung: 3,3 m/s
  • Startstrecke: 65 m (mit voller Beladung)
  • Landerollstrecke: 20 m

Besondere Merkmale:

  • STOL-Fähigkeiten: Eines der herausragendsten Merkmale der Fi 156 war ihre Fähigkeit, auf sehr kurzen Start- und Landestrecken zu operieren. Diese Eigenschaft machte sie zu einem idealen Flugzeug für Einsätze auf unvorbereiteten Flugplätzen und in schwierigen Gelände, wo andere Flugzeuge nicht landen konnten.
  • Langsamflug-Eigenschaften: Die Fi 156 war in der Lage, mit sehr niedrigen Geschwindigkeiten zu fliegen, was sie für Aufklärungsmissionen ideal machte. Sie konnte bei Geschwindigkeiten von nur 50 km/h stabil bleiben und sogar in der Luft „stehen“, wenn sie Gegenwind hatte, was die Genauigkeit bei der Beobachtung aus der Luft erhöhte.
  • Hohe Sichtbarkeit: Die Cockpitkonstruktion des Flugzeugs war für maximale Sicht ausgelegt. Das große verglaste Cockpit ermöglichte es den Besatzungen, eine hervorragende Rundumsicht zu genießen, was für Aufklärungs- und Verbindungsmissionen entscheidend war.
  • Robuste Konstruktion: Der Storch war für seine Fähigkeit bekannt, auch in extrem rauen Bedingungen zu operieren. Er konnte auf unbefestigten Feldern oder sogar auf sehr kleinen Flächen landen und starten, was ihn für Frontlinieneinsätze oder Rettungsmissionen ideal machte.

Einsatzgeschichte:

  • Verbindungs- und Aufklärungsflugzeug: Der Storch wurde vor allem als Verbindungs- und Aufklärungsflugzeug eingesetzt, wobei er Nachrichten überbrachte, hochrangige Offiziere transportierte oder Feindbewegungen beobachtete. Die Fähigkeit, aus geringer Höhe und bei niedriger Geschwindigkeit detaillierte Informationen zu sammeln, machte ihn besonders wertvoll für die deutsche Kriegsführung.
  • Medizinische Evakuierung: Eine der wichtigsten Rollen der Fi 156 war die Evakuierung von Verwundeten aus schwer zugänglichen Gebieten. Aufgrund ihrer STOL-Fähigkeit konnte sie nahe an den Frontlinien landen, um verletzte Soldaten zu bergen und sie in Sicherheit zu bringen.
  • Besondere Missionen: Die bekannteste Mission der Fi 156 war die Rettung Mussolinis vom Gran Sasso im September 1943. Diese spektakuläre Mission unterstrich die Vielseitigkeit und die außergewöhnlichen Kurzstart- und Landefähigkeiten des Flugzeugs.
  • Nutzung durch andere Streitkräfte: Neben der deutschen Luftwaffe wurde die Fi 156 auch von anderen Luftstreitkräften genutzt, darunter die Schweizer Luftwaffe und nach dem Krieg auch von den Alliierten. Die Luftwaffe der freien französischen Streitkräfte und die britische RAF nutzten erbeutete Flugzeuge ebenfalls.

Varianten der Fieseler Fi 156:

  • Fi 156 A: Erste Produktionsversion für Verbindungsmissionen.
  • Fi 156 C: Die am weitesten verbreitete Variante, die in mehreren Subvarianten (C-1, C-2, C-3) mit unterschiedlichen Einsatzausrüstungen hergestellt wurde. Die C-3 konnte bis zu drei Personen befördern.
  • Fi 156 D: Spezialisierte Version für medizinische Evakuierungen mit Platz für eine Trage und einen medizinischen Betreuer.
  • Fi 156 E: Schulungsversion mit Doppelsteuerung.
  • Fi 156 F: Version für Artillerie-Beobachtungen und Feuerleitung.
  • Morane-Saulnier MS.500/502: Französische Nachkriegsproduktion der Fi 156.

Nachfolgemodelle:

Nach dem Krieg wurde die Produktion der Fi 156 von der französischen Firma Morane-Saulnier unter den Bezeichnungen MS.500 Criquet und MS.502 fortgesetzt. Diese Flugzeuge wurden bis in die 1950er Jahre in Frankreich, insbesondere in den französischen Kolonialkriegen, verwendet. Einige Störche wurden auch zivil genutzt, vor allem in abgelegenen Regionen, wo ihre STOL-Fähigkeiten besonders geschätzt wurden.

Fazit:

Die Fieseler Fi 156 Storch war eines der vielseitigsten und effektivsten Flugzeuge ihrer Zeit. Ihre außergewöhnlichen STOL-Eigenschaften, ihre Robustheit und ihre Fähigkeit, in schwierigen Bedingungen zu operieren, machten sie für eine Vielzahl von Einsätzen während des Zweiten Weltkriegs unentbehrlich. Der Storch bleibt bis heute ein Symbol für die Innovation in der Luftfahrttechnik, insbesondere im Bereich der Kurzstart- und Landeflugzeuge, und ist eines der bekanntesten Verbindungsflugzeuge des Zweiten Weltkriegs.

Titelbild
Fieseler Storch Fi-156

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