Tupolew Tu-134
Die Tupolew Tu-134 (NATO-Codename: Crusty) war ein sowjetisches Kurzstrecken-Verkehrsflugzeug, das von der Firma Tupolew entwickelt wurde. Es war eines der am weitesten verbreiteten Verkehrsflugzeuge der Sowjetunion und vieler osteuropäischer Länder im Rahmen des Warschauer Paktes. Die Tu-134 wurde für Kurzstreckenflüge entwickelt und galt als robust, zuverlässig und vielseitig. Sie ähnelte in ihrer Rolle der westlichen Douglas DC-9.
Technische Daten der Tupolew Tu-134A (beliebteste Version)
- Besatzung: 3–5 (2 Piloten, Flugingenieur, optional Navigator und Funker)
- Passagiere: 72–84 (je nach Konfiguration)
- Länge: 37,10 m
- Spannweite: 29,00 m
- Höhe: 9,02 m
- Leermasse: 28.800 kg
- Maximale Startmasse: 47.600 kg
- Antrieb: 2 × Solowjow D-30-Turbojet-Triebwerke
- Schubkraft: 66,6 kN pro Triebwerk
- Höchstgeschwindigkeit: 850 km/h
- Reichweite: 3.100 km
- Dienstgipfelhöhe: 11.200 m
Geschichte und Entwicklung der Tupolew Tu-134
Hintergrund
Die Tupolew Tu-134 wurde Mitte der 1960er Jahre als Kurzstrecken-Verkehrsflugzeug für die sowjetische Fluggesellschaft Aeroflot entwickelt, um den Bedarf an schnellen, modernen und zuverlässigen Verkehrsflugzeugen zu decken. Sie war als Nachfolger der Tupolew Tu-124 vorgesehen und wurde als Teil der sowjetischen Bemühungen zur Modernisierung ihrer zivilen Luftflotte konzipiert.
Der Erstflug der Tu-134 fand am 29. Juli 1963 statt, und sie wurde 1967 in den kommerziellen Dienst bei Aeroflot gestellt. Die Tu-134 wurde schnell zum Rückgrat des Kurzstreckenverkehrs der sowjetischen und später auch der osteuropäischen Luftfahrt, wo sie für Flüge innerhalb der Sowjetunion und in benachbarte Länder eingesetzt wurde.
Konstruktion und Design
Die Tupolew Tu-134 war ein Zweistrahliges Verkehrsflugzeug mit einem traditionellen Heckantriebslayout, bei dem die Triebwerke im hinteren Teil des Rumpfes montiert waren. Dieses Layout ähnelte westlichen Designs wie der Douglas DC-9 und der britischen BAC 1-11. Die Triebwerke waren Solowjow D-30-Turbojet-Triebwerke, die für ihre Robustheit bekannt waren, aber im Vergleich zu westlichen Triebwerken relativ laut und kraftstoffintensiv waren.
Die Tu-134 hatte T-förmige Leitwerke, bei denen das Höhenleitwerk auf dem Seitenleitwerk montiert war. Der Rumpf war stromlinienförmig und bot Platz für 72 bis 84 Passagiere, abhängig von der Bestuhlung. Die Struktur der Tu-134 war so ausgelegt, dass sie auch von weniger gut vorbereiteten Pisten betrieben werden konnte, was besonders für den Einsatz in abgelegenen Regionen der Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern von Vorteil war.
Frühe Versionen der Tu-134 hatten eine verglaste Nase für den Navigator, was typisch für sowjetische Flugzeuge dieser Zeit war, da viele sowjetische Flugzeuge noch von militärischen Designs beeinflusst waren. In späteren Versionen, wie der Tu-134A, wurde auf die verglaste Nase verzichtet, da moderne Navigationsausrüstung die Rolle des Navigators übernahm.
Flugeigenschaften
Die Tu-134 hatte eine Reisegeschwindigkeit von etwa 850 km/h und eine maximale Reichweite von 3.100 km, was sie ideal für Kurz- und Mittelstreckenflüge machte. Ihre Flughöhe von 11.200 Metern ermöglichte es ihr, über den meisten Wetterphänomenen zu fliegen, und ihre kurze Start- und Landestrecke machte sie besonders für Flughäfen mit kürzeren Pisten geeignet.
Das Flugzeug war für seine Zuverlässigkeit bekannt und konnte in schwierigen klimatischen Bedingungen fliegen, was in der Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern besonders wichtig war. Es war jedoch auch für seine lautstarken Triebwerke und den relativ hohen Kraftstoffverbrauch bekannt, was es im Vergleich zu westlichen Designs wie der DC-9 weniger wirtschaftlich machte.
Einsatzgeschichte
- Dienst bei Aeroflot: Die Aeroflot, die größte Fluggesellschaft der Sowjetunion, war der Hauptnutzer der Tu-134. Das Flugzeug wurde auf Kurzstreckenflügen zwischen sowjetischen Städten eingesetzt und war ein Arbeitstier der sowjetischen zivilen Luftfahrt. Es wurde in der Sowjetunion, Osteuropa und anderen Staaten des Warschauer Pakts häufig verwendet.
- Internationale Nutzer: Die Tu-134 wurde auch an viele befreundete Länder des Ostblocks und an andere verbündete Staaten exportiert. Fluggesellschaften in Polen, Bulgarien, Ostdeutschland, Ungarn, Rumänien, Vietnam, Kuba und anderen Ländern nutzten die Tu-134 für ihre Kurzstreckenverbindungen. Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blieben viele dieser Flugzeuge weiterhin in Dienst.
- Militärische und Regierungsnutzung: Neben ihrer Rolle im zivilen Bereich wurde die Tu-134 auch von verschiedenen Regierungen und militärischen Organisationen genutzt. Sie diente als VIP-Transportflugzeug und für spezielle Aufgaben wie Kalibrierungsflüge und Navigationsschulungen. Auch in der Nachfolgezeit wurde sie in einigen Luftstreitkräften der Nachfolgestaaten der Sowjetunion verwendet.
- Sicherheitsbilanz: Obwohl die Tu-134 insgesamt als zuverlässiges Flugzeug galt, kam es zu mehreren Zwischenfällen und Unfällen, die in den Medien Aufmerksamkeit erregten. Viele dieser Vorfälle waren jedoch auf Pilotenfehler oder äußere Bedingungen zurückzuführen und nicht auf grundlegende Designprobleme des Flugzeugs.
Varianten
- Tu-134: Die ursprüngliche Version mit einer verglasten Nase für den Navigator, die Platz für 64 Passagiere bot.
- Tu-134A: Eine verbesserte Version mit mehr Passagierkapazität (72–84), stärkeren Triebwerken und ohne verglaste Nase für den Navigator.
- Tu-134B: Eine weitere Modernisierung mit verbesserter Navigationsausrüstung und leicht erhöhter Passagierkapazität.
- Tu-134UBL: Eine militärische Variante, die für das Training von Besatzungen für strategische Bomber wie die Tu-22M und Tu-160 verwendet wurde.
Schwächen und Ablösung
Die Hauptschwächen der Tu-134 lagen in ihren lauten Triebwerken, die im Vergleich zu modernen Flugzeugen relativ viel Kraftstoff verbrauchten. Die Solowjow D-30-Turbojets waren veraltet und trugen zur begrenzten Effizienz des Flugzeugs bei. Außerdem bot die Tu-134 im Vergleich zu modernen Verkehrsflugzeugen weniger Komfort, insbesondere in Bezug auf Lärmschutz und Treibstoffeffizienz.
In den 1990er Jahren begann die Tu-134 nach und nach aus dem kommerziellen Betrieb zu verschwinden, als modernere Flugzeuge wie die Tupolew Tu-154, die Iljuschin Il-86 und westliche Flugzeuge wie die Boeing 737 und Airbus A320 sie ersetzten. Die Einführung strengerer Lärmschutzvorschriften in Europa und anderen Teilen der Welt beschleunigte das Ende der Tu-134 im kommerziellen Einsatz.
Bedeutung und Erbe der Tupolew Tu-134
Die Tupolew Tu-134 war eines der erfolgreichsten sowjetischen Verkehrsflugzeuge und prägte den Luftverkehr in der Sowjetunion und in vielen osteuropäischen Ländern über mehrere Jahrzehnte. Sie spielte eine Schlüsselrolle bei der Modernisierung der zivilen Luftfahrt im Ostblock und war für ihre Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit bekannt.
Obwohl sie im Vergleich zu westlichen Flugzeugen in vielerlei Hinsicht weniger effizient war, bot sie eine robuste und effektive Lösung für die Anforderungen der sowjetischen und osteuropäischen Luftfahrt. Viele Tu-134 blieben bis weit in die 2000er Jahre in Betrieb, vor allem in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Fazit
Die Tupolew Tu-134 war ein bedeutendes sowjetisches Kurzstrecken-Verkehrsflugzeug, das in der zivilen und militärischen Luftfahrt eine zentrale Rolle spielte. Mit ihrem robusten Design und ihrer Fähigkeit, in abgelegenen Regionen und unter schwierigen Bedingungen zu operieren, war sie das Rückgrat des sowjetischen Luftverkehrs. Obwohl sie in den letzten Jahrzehnten durch modernere und effizientere Flugzeuge ersetzt wurde, bleibt