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Short SB.5

Grossbritannien
Erstflug oder Indienststellung:
1952
Short SB.5

ie Short SB.5 war ein experimentelles britisches Flugzeug, das von der Firma Short Brothers in den frühen 1950er Jahren entwickelt wurde. Es wurde entwickelt, um verschiedene Flügelkonfigurationen und aerodynamische Eigenschaften zu testen, die später bei der Entwicklung des English Electric Lightning, eines der ersten Überschalljäger Großbritanniens, verwendet wurden. Die SB.5 war ein wichtiges Versuchsflugzeug, das dazu beitrug, die ideale Flügelausrichtung und Steuerungseigenschaften für Hochgeschwindigkeitsflugzeuge zu bestimmen.

Technische Daten der Short SB.5

  • Besatzung: 1 Pilot
  • Länge: 10,06 m
  • Spannweite: 6,40 m
  • Höhe: 2,51 m
  • Leermasse: 2.500 kg
  • Maximale Startmasse: 3.130 kg
  • Antrieb: 1 × Armstrong Siddeley Viper 8 Turbojet
    • Schubkraft: 7,8 kN (800 kg)
  • Höchstgeschwindigkeit: 1.075 km/h (je nach getesteter Konfiguration)
  • Dienstgipfelhöhe: 12.190 m
  • Steigrate: ca. 70 m/s
  • Bewaffnung: Unbewaffnet (reines Testflugzeug)

Geschichte und Entwicklung der Short SB.5

Hintergrund

In den 1950er Jahren, als die britische Luftwaffe (RAF) nach neuen Überschalljägern suchte, begann die English Electric Company mit der Entwicklung der English Electric P.1, die später zur English Electric Lightning werden sollte. Die Flugzeugkonstrukteure standen jedoch vor einer großen Herausforderung: Sie mussten herausfinden, welche Flügelkonfigurationen, Steuerungsmechanismen und aerodynamischen Eigenschaften für ein Überschallflugzeug am besten geeignet waren.

Um diese Fragen zu beantworten, wurde die Short SB.5 entwickelt. Das Flugzeug war speziell dafür ausgelegt, verschiedene Flügel- und Leitwerkskonfigurationen im Flug zu testen. Die Flexibilität des Designs erlaubte es den Ingenieuren, Änderungen an der Flügelstellung und der Schwanzanordnung vorzunehmen, um die Auswirkungen auf die Leistung und Steuerbarkeit bei hohen Geschwindigkeiten zu untersuchen.

Design und Flexibilität

Das herausragendste Merkmal der SB.5 war ihre außergewöhnliche Flexibilität in Bezug auf die Konfigurationen, die im Flug getestet werden konnten. Das Flugzeug wurde so entworfen, dass es verschiedene Anstellwinkel der Flügel und Leitwerkskonfigurationen testen konnte. Diese Konfigurationen reichten von einem geraden Flügel, der eher für subsonische Flugzeuge typisch war, bis hin zu pfeilförmigen Flügeln mit unterschiedlichem Anstellwinkel, wie sie später bei Überschalljägern üblich wurden.

Die SB.5 war mit einem einfachen Armstrong Siddeley Viper-Turbojet-Triebwerk ausgestattet, das für Testflüge ausreichte, aber keine extrem hohen Geschwindigkeiten ermöglichte. Dies war jedoch nicht das Ziel, da es bei den Testflügen hauptsächlich um die Untersuchung der Aerodynamik und die Auswirkungen der verschiedenen Flügelstellungen auf die Stabilität und Steuerbarkeit ging.

Testkonfigurationen

Die Short SB.5 konnte in drei Hauptkonfigurationen geflogen werden:

  1. Gerade Flügel mit einem Anstellwinkel von 50 Grad: Diese Konfiguration war typisch für frühe Überschallflugzeuge und sollte die grundlegende Stabilität und Steuerbarkeit im Flug testen.
  2. Pfeilflügel mit einem Anstellwinkel von 60 Grad: Diese Konfiguration war besonders interessant, da sie eine pfeilförmige Flügelstellung untersuchte, die in späteren Überschalljägern verwendet werden sollte.
  3. Pfeilflügel mit einem Anstellwinkel von 69 Grad: Diese extrem pfeilförmige Flügelstellung sollte die Auswirkungen auf die Stabilität und die Steuerungsfähigkeiten des Flugzeugs bei hohen Geschwindigkeiten testen.

Die SB.5 ermöglichte es den Ingenieuren, die aerodynamischen Eigenschaften zu verstehen, die für den Überschallflug notwendig waren, und lieferte wertvolle Daten für die Entwicklung der English Electric P.1 Lightning.

Einsatzgeschichte

  1. Erstflug und Testprogramm: Der Erstflug der SB.5 fand am 2. Dezember 1952 statt, und das Testprogramm begann kurz darauf. Die SB.5 führte zahlreiche Flüge durch, bei denen die verschiedenen Konfigurationen der Flügel getestet wurden. Jeder Testflug lieferte wertvolle Daten, die zur Verfeinerung der aerodynamischen Eigenschaften des Lightning-Jägers führten.
  2. Entwicklung der English Electric Lightning: Die Daten, die aus den Testflügen der SB.5 gewonnen wurden, hatten direkten Einfluss auf die Konstruktion der English Electric Lightning, insbesondere auf die Entscheidung für den extrem pfeilförmigen Flügel, der für die hohe Überschallgeschwindigkeit des Flugzeugs notwendig war. Die Lightning wurde eines der ersten britischen Kampfflugzeuge, das Mach 2 erreichte, und war über viele Jahre hinweg der Hauptabfangjäger der RAF.

Nachwirkungen und Bedeutung

Die Short SB.5 war zwar selbst nie als Serienflugzeug gedacht, spielte aber eine wesentliche Rolle in der Entwicklung der britischen Überschalljäger. Sie lieferte den Ingenieuren die notwendigen aerodynamischen Daten, um die Leistungsfähigkeit und Steuerbarkeit von Überschallflugzeugen zu verbessern.

Das Flugzeug erfüllte seinen Zweck als flexibles Testflugzeug und war eines der ersten, das verschiedene Flügelstellungen in einem einzigen Flugzeug testen konnte. Es diente als wertvolle Lernplattform für die Erforschung von Hochgeschwindigkeitsflügen und half, die Luftfahrttechnik in eine neue Ära des Überschallflugs zu führen.

Bedeutung und Erbe der Short SB.5

Die Short SB.5 bleibt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Luftfahrtforschung und Entwicklung. Sie war ein entscheidender Schritt in der Entwicklung der English Electric Lightning, einem der bedeutendsten britischen Kampfflugzeuge der Nachkriegszeit. Durch ihre flexible Konstruktion ermöglichte sie es den Ingenieuren, mehrere Flügel- und Leitwerkskonfigurationen zu testen, ohne für jede Konfiguration ein neues Flugzeug zu bauen. Dies sparte Zeit und Ressourcen und führte zu wichtigen Fortschritten in der Aerodynamik von Hochgeschwindigkeitsflugzeugen.

Fazit

Die Short SB.5 war ein experimentelles Testflugzeug, das für die Erforschung der Aerodynamik von Überschallflugzeugen entwickelt wurde. Ihr flexibles Design ermöglichte es, verschiedene Flügel- und Leitwerkskonfigurationen zu testen, die direkt in die Entwicklung der English Electric Lightning einflossen. Obwohl die SB.5 selbst nie als Serienflugzeug in den Einsatz ging, war sie ein entscheidendes Werkzeug für die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitsjägern und bleibt ein wichtiger Teil der Luftfahrtgeschichte.