Royal Aircraft Factory FE2b
Die Royal Aircraft Factory F.E.2b war ein britisches Doppeldecker-Flugzeug des Ersten Weltkriegs, das als "Pusher"-Flugzeug (Schubmotor) konzipiert war, um ein freies Schussfeld nach vorne zu ermöglichen. Die F.E.2b wurde hauptsächlich als Jagdflugzeug, Aufklärer und Bomber eingesetzt und spielte eine bedeutende Rolle während der frühen Jahre des Krieges. Sie war eine der ersten Maschinen, die den Fokker-Eindecker während des "Fokker-Plage" genannten Zeitraums entgegenwirken konnte.
Technische Daten der Royal Aircraft Factory F.E.2b
Besatzung: 2 (Pilot und Beobachter/Schütze)
Länge: 9,83 m
Spannweite: 14,45 m
Höhe: 3,96 m
Leermasse: 936 kg
Maximale Startmasse: 1.474 kg
Antrieb: 1 × Beardmore 120-PS-Reihenmotor
Leistung: 120 PS (89 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 148 km/h
Reichweite: 3 Stunden Flugzeit
Dienstgipfelhöhe: 3.300 m
Bewaffnung:
1 bis 2 × 7,7-mm-Lewis-Maschinengewehre (eines in der Frontposition und eines nach hinten gerichtet)
Möglichkeit, kleine Bombenlasten von bis zu 200 kg zu tragen
Erstflug: 1915
Produktionszeitraum: 1915–1918
Geschichte und Entwicklung der Royal Aircraft Factory F.E.2b
Entwicklung und Design
Pusher-Design: Die F.E.2b war ein typisches "Pusher"-Flugzeug, bei dem der Motor und der Propeller hinter dem Piloten montiert waren. Dieses Design ermöglichte es dem Beobachter, der vorne im offenen Cockpit saß, ein freies Schussfeld nach vorne zu haben. Diese Konstruktion war vor der Einführung von Synchronisationsgetrieben weit verbreitet, da es zu dieser Zeit schwierig war, Maschinengewehre durch den Propellerkreis zu feuern.
Vielseitigkeit: Die F.E.2b wurde als Mehrzweckflugzeug entwickelt und konnte als Jagdflugzeug, Aufklärer und Leichtbomber eingesetzt werden. Das Design war robust und einfach zu fliegen, was sie zu einem zuverlässigen Flugzeug in der Frühphase des Krieges machte. Die Frontbewaffnung, bestehend aus einem Lewis-Maschinengewehr, machte die F.E.2b zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für feindliche Flugzeuge.
Entwicklung: Die F.E.2b basierte auf der früheren F.E.2a, einer experimentellen Version, die 1914 getestet wurde. Die F.E.2b war eine verbesserte Version mit stärkeren Motoren und leichten aerodynamischen Anpassungen. Der Buchstabe „F.E.“ steht für "Farman Experimental", obwohl das Flugzeug eigentlich wenig mit den Farman-Flugzeugen zu tun hatte.
Einsatzgeschichte
Bekämpfung der Fokker-Plage: Die F.E.2b spielte eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der deutschen Fokker Eindecker während der sogenannten Fokker-Plage von 1915–1916. Die deutsche Dominanz in der Luft zu dieser Zeit wurde durch die Einführung von Synchronisationsgewehren ermöglicht, die es den Fokker Eindeckern erlaubten, durch ihren Propeller zu feuern. Die F.E.2b konnte dieser Bedrohung durch ihr "Pusher"-Design und die flexible Maschinengewehrbewaffnung entgegentreten.
Taktische Rolle: Die F.E.2b wurde sowohl als Jagdflugzeug als auch als Aufklärer und Bomber eingesetzt. Sie begleitete alliierte Bomber bei Angriffen auf deutsche Ziele und konnte Bodenangriffe mit ihrer Bombenlast unterstützen. Besonders effektiv war sie bei der Artilleriebeobachtung, wo sie Artilleriefeuer lenkte und Truppenbewegungen ausspähte.
Frontdienst: Die F.E.2b war an der Westfront im Einsatz und flog zahlreiche Missionen, sowohl tagsüber als auch nachts. Sie war bei britischen Fliegerstaffeln wie dem No. 11 Squadron im Einsatz und trug wesentlich zur Kontrolle des Luftraums bei. Ab 1917 begann sie jedoch zunehmend an Bedeutung zu verlieren, da modernere Jagdflugzeuge die Luftdominanz übernahmen.
Nachteile und Verwundbarkeit: Trotz ihres anfänglichen Erfolgs hatte die F.E.2b auch erhebliche Schwächen. Die "Pusher"-Konstruktion machte das Flugzeug langsamer und weniger wendig als neuere deutsche Jagdflugzeuge wie die Albatros D.I und D.II, die ab Mitte 1916 in den Einsatz kamen. Das offene Cockpit und die Anfälligkeit für feindliches Feuer machten sie für ihre Besatzung gefährlich.
Varianten
F.E.2a: Die frühe experimentelle Version mit einem schwächeren Motor und leichten strukturellen Unterschieden.
F.E.2c: Diese Variante hatte eine umgekehrte Sitzanordnung mit dem Piloten vorne und dem Beobachter hinten, was jedoch die Sicht des Beobachters einschränkte. Sie wurde nur in geringen Stückzahlen gebaut.
F.E.2d: Eine stärkere Version der F.E.2b, die mit einem 160-PS-Beardmore-Motor ausgestattet war und eine höhere Geschwindigkeit und bessere Leistungsfähigkeit bot.
Ablösung und Nachwirkungen
Ersatz durch modernere Jäger: Ab Mitte 1917 wurde die F.E.2b allmählich durch modernere und leistungsfähigere Jagdflugzeuge wie die Sopwith Camel und die S.E.5a ersetzt. Diese neuen Maschinen hatten bessere Flugleistungen und waren speziell für den Luftkampf konzipiert.
Schulungsflugzeug und Nachtbomber: Nach ihrer Ablösung im Fronteinsatz wurde die F.E.2b weiterhin als Schulungsflugzeug verwendet. Einige wurden auch für Nachtbombereinsätze umgerüstet, bei denen die geringere Geschwindigkeit weniger problematisch war.
Nachwirkungen: Trotz ihrer Schwächen bleibt die F.E.2b ein wichtiges Flugzeug in der Geschichte der frühen Luftkriegsführung. Sie war eines der ersten britischen Flugzeuge, das in großem Maßstab produziert wurde und in den frühen Jahren des Krieges erfolgreich gegen deutsche Flugzeuge kämpfte.
Fazit
Die Royal Aircraft Factory F.E.2b war ein vielseitiges und wichtiges Flugzeug in den frühen Jahren des Ersten Weltkriegs. Ihr "Pusher"-Design ermöglichte es ihr, die deutsche Luftdominanz zu bekämpfen, bevor modernere Jagdflugzeuge entwickelt wurden. Sie war ein wertvolles Werkzeug für Aufklärungs- und Bombardierungsmissionen, aber ihre mangelnde Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit führten dazu, dass sie bald von neueren Flugzeugen verdrängt wurde. Dennoch bleibt sie ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der militärischen Luftfahrt.