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Raketenjagdpanzer 1

Deutschland
Erstflug oder Indienststellung:
1963
Raketenjagdpanzer 1

Der Raketenjagdpanzer 1 war ein deutscher Panzerjäger der Nachkriegszeit, der in den 1960er Jahren für die Bundeswehr entwickelt wurde. Er war eines der ersten Fahrzeuge, das Panzerabwehrraketen als Hauptbewaffnung nutzte, und wurde speziell zur Bekämpfung gepanzerter Ziele konzipiert. Der Raketenjagdpanzer 1 gehörte zur Familie der Jagdpanzer und war ein wichtiger Teil der mobilen Panzerabwehrkräfte der Bundeswehr während des Kalten Krieges.

Technische Daten des Raketenjagdpanzer 1

  • Bezeichnung: Raketenjagdpanzer 1 (RakJPz 1)
  • Typ: Panzerjäger (Raketenpanzer)
  • Hersteller: Henschel, Hanomag
  • Produktionszeitraum: 1961–1967
  • Produktionseinheiten: Ca. 500 Fahrzeuge
Abmessungen
  • Länge: 6,29 Meter
  • Breite: 2,98 Meter
  • Höhe: 2,10 Meter
  • Gewicht: 23 Tonnen
Motor
  • Motor: MB 837 Aa V8-Dieselmotor
  • Leistung: 500 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h auf der Straße
  • Reichweite: Ca. 385 km auf der Straße
Bewaffnung
  • Hauptwaffe:
    • SS.11 Panzerabwehrraketen – Der Raketenjagdpanzer 1 war mit zwei SS.11 Panzerabwehrraketen bestückt, die auf Schienen montiert und per Draht ferngesteuert wurden. Die SS.11 war eine französische Panzerabwehrrakete mit einer effektiven Reichweite von ca. 500 bis 3.000 Metern.
    • Sprengkopf: Tandem-Hohlladung zur Bekämpfung gepanzerter Ziele
    • Raketenanzahl: 10 Raketen (2 auf den Abschussvorrichtungen und 8 als Reserve im Fahrzeug)
  • Sekundärwaffen:
    • 7,62 mm MG3 Maschinengewehr zur Selbstverteidigung
Panzerung
  • Frontpanzerung: 50 mm
  • Seitenpanzerung: 20 mm
  • Heckpanzerung: 10 mm
  • Die Panzerung des Raketenjagdpanzer 1 war nur leicht und bot Schutz vor Kleinwaffenfeuer und Artilleriesplittern. Das Fahrzeug war nicht für den Frontalangriff ausgelegt, sondern sollte aus der Distanz feindliche Panzer bekämpfen.
Besatzung
  • Besatzung: 3 Mann (Kommandant, Fahrer, Funker/Richtschütze)

Geschichte und Entwicklung

Der Raketenjagdpanzer 1 wurde in den frühen 1960er Jahren als Teil der Wiederbewaffnung der Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Zu dieser Zeit stand die Bundeswehr vor der Herausforderung, mobile und effektive Panzerabwehrkräfte für den Kalten Krieg aufzubauen. Anstatt traditionelle Jagdpanzer mit Kanonen zu verwenden, entschied man sich, Raketen als primäre Panzerabwehrwaffe einzusetzen, da sie in der Lage waren, schwer gepanzerte Ziele aus großer Entfernung zu zerstören.

Entwicklung und Design

Das Fahrgestell des Raketenjagdpanzer 1 basierte auf dem bewährten Chassis des HS.30 Schützenpanzers, einem weiteren gepanzerten Fahrzeug der Bundeswehr. Die SS.11-Panzerabwehrraketen wurden auf der Wanne montiert und waren zur Bekämpfung von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen gedacht. Die Raketen waren drahtgelenkt, was eine präzise Steuerung und hohe Treffgenauigkeit auf mittlere und lange Distanzen ermöglichte.

Der Raketenjagdpanzer 1 konnte seine Raketen im stationären Modus oder während langsamer Bewegungen abfeuern. Die Raketen wurden mit einem speziellen optischen Zielgerät auf das Ziel gerichtet, und der Schütze konnte die Rakete während des Flugs manuell lenken, indem er den Draht mit Hilfe des Steuergeräts bediente.

Einsatz und Operationen

Der Raketenjagdpanzer 1 wurde hauptsächlich während der Zeit des Kalten Krieges in der Bundeswehr eingesetzt, um feindliche Panzerangriffe zu stoppen, insbesondere im Falle eines Konflikts mit dem Warschauer Pakt. Die Taktik sah vor, dass der Raketenjagdpanzer aus gedeckten Positionen operierte und feindliche Panzer von einem sicheren Abstand aus zerstörte, bevor er seine Stellung wechselte.

Obwohl der Raketenjagdpanzer 1 nicht an direkten militärischen Auseinandersetzungen beteiligt war, spielte er eine Schlüsselrolle in den defensiven Plänen der Bundeswehr während des Kalten Krieges. Seine Fähigkeit, Panzerabwehrraketen auf große Entfernungen abzufeuern, war ein bedeutender Vorteil gegenüber konventionellen Jagdpanzern.

Nutzung und Nachfolger

Der Raketenjagdpanzer 1 wurde bis in die 1980er Jahre verwendet, als er allmählich durch modernere Systeme ersetzt wurde. Die Einführung fortschrittlicherer Panzerabwehrraketen wie der HOT und die Entwicklung besser gepanzerter und mobiler Fahrzeuge führten dazu, dass der Raketenjagdpanzer 1 aus dem aktiven Dienst genommen wurde.

Sein direkter Nachfolger war der Raketenjagdpanzer 2, der ebenfalls mit Raketen bewaffnet war, aber modernere Technologien und ein verbessertes Fahrgestell nutzte. Der Raketenjagdpanzer 2 führte die Tradition der Panzerjäger in der Bundeswehr fort, bis auch er durch modernere Systeme wie den Jaguar 1 und den Jaguar 2 abgelöst wurde.

Stärken und Schwächen

Stärken
  • Effektive Panzerabwehr auf Distanz: Der Raketenjagdpanzer 1 konnte dank der SS.11-Raketen feindliche Panzer auf große Entfernungen bekämpfen, bevor diese in Reichweite kamen, was ihm einen taktischen Vorteil verschaffte.
  • Präzision: Die drahtgelenkten SS.11-Raketen boten eine hohe Präzision und Treffgenauigkeit, insbesondere auf mittlere Entfernungen, da der Schütze die Rakete während des Flugs lenken konnte.
  • Mobilität: Der Raketenjagdpanzer 1 war aufgrund seines geringen Gewichts und leistungsstarken Motors relativ mobil und konnte schnell die Stellung wechseln, was für seine Rolle als Hinterhaltwaffe entscheidend war.
Schwächen
  • Leichte Panzerung: Die Panzerung des Raketenjagdpanzer 1 war relativ schwach und bot nur Schutz vor Kleinwaffenfeuer und Artilleriesplittern. In direkten Gefechten oder gegen gut gepanzerte Feinde war das Fahrzeug verwundbar.
  • Begrenzte Munition: Der Raketenjagdpanzer 1 führte nur eine begrenzte Anzahl von Raketen mit sich (10 insgesamt), was seine Einsatzfähigkeit in längeren Gefechten einschränkte, wenn kein Nachschub vorhanden war.
  • Anfälligkeit für Gegenmaßnahmen: Die drahtgelenkten Raketen waren anfällig für Störungen und Gegenmaßnahmen, insbesondere in stark bewaldetem oder bebautem Gelände, wo der Draht beschädigt werden konnte.

Zusammenfassung

Der Raketenjagdpanzer 1 war ein innovatives Fahrzeug, das während des Kalten Krieges eine wichtige Rolle in der Bundeswehr spielte. Mit seiner Fähigkeit, Panzerabwehrraketen über große Entfernungen abzufeuern, bot er eine mobile und präzise Lösung zur Bekämpfung feindlicher Panzer. Trotz seiner Schwächen, insbesondere der leichten Panzerung und begrenzten Munitionskapazität, war er ein effektiver Panzerjäger für die Verteidigungsstrategien der Bundeswehr in der Zeit des Kalten Krieges.

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