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Fritz X

Erstflug oder Indienststellung:
1943
Fritz X

Die Fritz X war eine von der deutschen Luftwaffe entwickelte ferngelenkte Gleitbombe (auch bekannt als FX 1400), die während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt wurde. Sie gilt als eine der ersten präzisionsgelenkten Waffen der Militärgeschichte und wurde speziell dafür entwickelt, gegen schwer gepanzerte Schiffe und Kriegsschiffe eingesetzt zu werden. Fritz X war eine wegweisende Waffe und stellte einen frühen Vorläufer moderner lenkbarer Bomben dar.

Technische Daten der Fritz X

  • Bezeichnung: Fritz X / FX 1400
  • Typ: Ferngelenkte Gleitbombe (Präzisionswaffe)
  • Hersteller: Ruhrstahl
  • In Dienst gestellt: 1943
  • Einsatzzeit: 1943–1944

Abmessungen

  • Länge: 3,32 Meter
  • Durchmesser: 85 cm
  • Spannweite: 1,35 Meter
  • Gewicht: Ca. 1.570 kg

Antrieb

  • Antrieb: Keine aktive Antriebsquelle, sie war eine Gleitbombe. Der Flugweg wurde durch die aerodynamische Form und durch das Fallen aus großer Höhe ermöglicht.

Leistung und Reichweite

  • Maximale Reichweite: Ca. 5–6 km, abhängig von der Abwurfhöhe
  • Abwurfhöhe: Ideal zwischen 4.000 und 6.000 Metern

Lenkung und Steuerung

  • Zielsteuerung: Funkfernsteuerung – Die Fritz X wurde nach dem Abwurf durch den Bombenschützen über Funkbefehle gesteuert. Der Bombenschütze konnte mit einem Joystick (Funksystem Kehl-Strassburg) die Flügelklappen der Bombe betätigen und sie zum Ziel lenken.
  • Zielerfassung: Optische Sichtverfolgung durch den Bombenschützen, der das Ziel in Sichtlinie halten musste.

Gefechtskopf

  • Sprengkopfgewicht: Ca. 320 kg hochexplosiver Sprengstoff, geeignet für panzerbrechende Wirkung gegen schwer gepanzerte Schiffe.
  • Zündung: Aufschlagzünder mit Verzögerungszünder, um maximalen Schaden unterhalb der Wasserlinie eines Schiffes zu verursachen.

Geschichte und Entwicklung

Die Entwicklung der Fritz X begann in den späten 1930er Jahren, als die deutsche Luftwaffe nach einer Möglichkeit suchte, eine Präzisionswaffe zu entwickeln, die in der Lage war, Kriegsschiffe zu treffen und zu zerstören. Der deutsche Rüstungshersteller Ruhrstahl entwickelte daraufhin die FX 1400, die später als Fritz X bekannt wurde. Die Waffe war die Antwort auf die Notwendigkeit, gepanzerten Schiffen und besonders schweren Kreuzern und Schlachtschiffen im Seekrieg zu begegnen.

Die Luftwaffe plante, die Fritz X von mittleren Bombern wie der Dornier Do 217 abzuwerfen, die ausreichend hoch fliegen konnten, um den Bombenschützen eine ausreichend lange Steuerungsphase zu ermöglichen. Die Fritz X war speziell darauf ausgelegt, Schiffspanzerungen zu durchdringen und durch ihre präzise Steuerung direkt in die am besten geschützten Bereiche eines Schiffs zu treffen.

Einsatzgebiete und Nutzung

Die Fritz X wurde in mehreren bedeutenden Gefechten eingesetzt, insbesondere gegen die Alliierten im Mittelmeer. Die Waffe hatte einige erfolgreiche Einsätze gegen Schiffe der Alliierten Marine, wobei sie insbesondere gegen schwer gepanzerte Ziele wie Schlachtschiffe und Kreuzer eingesetzt wurde.

Bekannte Einsätze

  1. Schlacht bei Salerno (September 1943): Der berühmteste Einsatz der Fritz X erfolgte während der alliierten Invasion von Italien im Mittelmeer. Hierbei gelang es einer Dornier Do 217, die USS Savannah, einen amerikanischen Kreuzer, mit einer Fritz X zu treffen. Die Bombe durchdrang die Panzerung des Schiffs und verursachte schwere Schäden, wodurch die USS Savannah außer Gefecht gesetzt wurde.
  2. Versenkung der Roma: Ein weiterer prominenter Einsatz war gegen die italienische Flotte, die nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten auf dem Weg war, sich den Alliierten zu ergeben. Das italienische Schlachtschiff Roma wurde von einer Fritz X getroffen und versenkt, wobei 1.393 Seeleute ums Leben kamen.
  3. Angriff auf die HMS Warspite: Die britische HMS Warspite, ein Schlachtschiff, wurde ebenfalls von einer Fritz X getroffen und schwer beschädigt, was ihre Einsatzfähigkeit stark beeinträchtigte.

Stärken und Schwächen der Fritz X

Stärken

  • Durchschlagskraft: Die Fritz X war in der Lage, selbst die schwer gepanzerten Decks und Schiffsrümpfe von Schlachtschiffen und Kreuzern zu durchdringen, was sie zu einer extrem effektiven Anti-Schiff-Waffe machte.
  • Präzision: Durch die Funkfernsteuerung konnte die Bombe vom Bombenschützen auf das Ziel gelenkt werden, was eine deutlich höhere Treffgenauigkeit ermöglichte als bei ungelenkten Bomben.
  • Innovative Technologie: Die Fritz X war eine der ersten wirklich gelenkten Bomben und markierte einen bedeutenden Fortschritt in der Luft-Boden-Waffentechnologie.

Schwächen

  • Abhängigkeit von Sichtlinie: Da der Bombenschütze die Fritz X optisch verfolgen musste, war die Waffe stark von der Sicht auf das Ziel abhängig. Dies schränkte den Einsatz bei schlechter Sicht oder Nacht erheblich ein.
  • Verwundbarkeit der Trägerflugzeuge: Die Flugzeuge, die die Fritz X trugen (wie die Dornier Do 217), mussten in hohen Höhen fliegen und langsamer werden, um die Steuerung der Bombe zu ermöglichen. Dies machte sie anfällig für Jagdflugzeuge und Flugabwehrgeschütze.
  • Begrenzte Reichweite: Die Reichweite der Fritz X war im Vergleich zu modernen gelenkten Waffen relativ gering, da sie nur aus mittleren Höhen abgeworfen werden konnte.

Zusammenfassung

Die Fritz X war eine der ersten präzisionsgelenkten Waffen der Militärgeschichte und eine bedeutende Innovation im Bereich der Luft-Boden-Waffen. Sie erwies sich in den wenigen Einsätzen, in denen sie verwendet wurde, als extrem effektiv gegen stark gepanzerte Schiffe und erzielte spektakuläre Erfolge, wie die Versenkung des italienischen Schlachtschiffs Roma und die schwere Beschädigung der USS Savannah und der HMS Warspite.

Trotz ihrer fortschrittlichen Technologie und der beeindruckenden Durchschlagskraft war die Fritz X aufgrund ihrer Einschränkungen in der Steuerung, der Verwundbarkeit der Trägerflugzeuge und der begrenzten Reichweite in ihrem Einsatz begrenzt. Dennoch war sie ein wichtiger Vorläufer für die modernen gelenkten Bomben und Raketen, die heute eine Schlüsselrolle in der Kriegsführung spielen.

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