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Fiseler Fi-103 (V1)

Erstflug oder Indienststellung:
1944
Fiseler Fi-103 (V1)

Die Fieseler Fi 103, besser bekannt als V1 (Vergeltungswaffe 1), war eine Flugbombe und eine der ersten Marschflugkörper, die während des Zweiten Weltkriegs von Deutschland entwickelt und eingesetzt wurden. Die V1 war Teil der sogenannten "Vergeltungswaffen" und wurde von der Wehrmacht gegen Großbritannien und später andere Ziele eingesetzt, um die alliierten Luftangriffe auf deutsche Städte und Industrieanlagen zu vergelten. Sie war das erste ferngelenkte Raketenflugzeug, das in großem Umfang eingesetzt wurde.

Technische Daten der V1 (Fieseler Fi 103)

  • Bezeichnung: Fieseler Fi 103 (V1)
  • Typ: Marschflugkörper / Flugbombe
  • Hersteller: Fieseler, später von Argus und Volkswagen in großen Mengen produziert
  • In Dienst gestellt: 1944
  • Einsatzzeit: 1944–1945

Abmessungen

  • Länge: 8,32 Meter
  • Spannweite: 5,37 Meter
  • Gewicht: 2.180 kg (startbereit)

Antrieb

  • Triebwerk: Argus As 014 Pulsstrahltriebwerk
  • Schubkraft: 2,94 kN (Kilonewton)

Leistung und Reichweite

  • Maximale Reichweite: Ca. 250 km
  • Flughöhe: Zwischen 600 und 900 Metern
  • Geschwindigkeit: 640–650 km/h (ca. 400 mph)

Lenkung und Steuerung

  • Zielsteuerung: Gyroskopisches Kurssteuerungssystem, das die V1 auf einer vorgegebenen Höhe und Richtung hielt. Die Steuerung der Reichweite erfolgte durch einen mechanischen Zähler, der die Flugdistanz überwachte und nach einer festgelegten Entfernung die Bombe zum Absturz brachte.
  • Flugbahn: Die V1 folgte einer geradlinigen Flugbahn, ohne aktive Zielerfassung.

Gefechtskopf

  • Sprengkopfgewicht: Ca. 850 kg Amatol (hochexplosiver Sprengstoff)
  • Zündung: Aufschlagzünder

Geschichte und Entwicklung

Die Entwicklung der V1 begann in den späten 1930er Jahren, als die Wehrmacht nach einer Möglichkeit suchte, einen ferngelenkten Marschflugkörper zu entwickeln, der in der Lage war, feindliche Städte und Industrieanlagen über große Entfernungen anzugreifen. Die Fieseler-Werke entwickelten das Grundkonzept der V1, während das Triebwerk von Argus Motoren entwickelt wurde.

Die V1 wurde als Vergeltungswaffe gegen die alliierten Bombenangriffe auf deutsche Städte konzipiert. Als die Alliierten im Jahr 1944 die Luftüberlegenheit über Deutschland errangen und regelmäßig Bombenangriffe auf deutsche Ziele durchführten, sollte die V1 dazu dienen, Angriffe auf London und später andere Städte wie Antwerpen durchzuführen, um die Moral der Zivilbevölkerung zu schwächen.

Erster Einsatz und Operationen

  • Die erste V1 wurde am 13. Juni 1944, nur eine Woche nach der Invasion der Normandie, auf London abgefeuert. Dieser erste Einsatz markierte den Beginn der V1-Angriffe auf Großbritannien, die bis zum März 1945 andauerten.
  • Die Abschussrampen für die V1 wurden in Nordfrankreich und den Niederlanden stationiert. Diese festen Abschussbasen wurden später durch mobile Rampen ergänzt, um die Effizienz der Angriffe zu erhöhen.

Einsatzgebiete und Ziele

Die V1 wurde hauptsächlich gegen folgende Ziele eingesetzt:

  • London: Die Hauptstadt Großbritanniens war das Hauptziel der V1-Angriffe. Zwischen Juni 1944 und März 1945 wurden Tausende von V1-Raketen auf London abgefeuert, was erhebliche Zerstörung und Opfer verursachte.
  • Antwerpen: In den letzten Monaten des Krieges wurde die V1 auch gegen die belgische Stadt Antwerpen eingesetzt, um die Nachschubwege der Alliierten zu stören.

Abschusssysteme

Die V1 wurde von speziell konstruierten Abschussrampen gestartet, die als "Schleuder" bezeichnet wurden. Diese Rampen verwendeten einen Dampfkessel, um die V1 auf ihre Startgeschwindigkeit zu beschleunigen, bevor das Triebwerk in der Luft zündete. Später wurden auch Flugzeuge wie die Heinkel He 111 eingesetzt, um die V1 im Flug abzuwerfen, wodurch die Reichweite des Marschflugkörpers erheblich erhöht wurde.

Stärken und Schwächen der V1

Stärken

  • Einfachheit der Produktion: Die V1 war relativ einfach und günstig zu produzieren, was es ermöglichte, sie in großen Mengen herzustellen. Das Pulsstrahltriebwerk war einfach zu fertigen und wartungsarm.
  • Psychologische Wirkung: Die V1, auch bekannt als "Buzz Bomb" oder "Doodlebug" aufgrund des markanten Geräuschs ihres Triebwerks, hatte eine starke psychologische Wirkung auf die Bevölkerung in den angegriffenen Städten, insbesondere in London.
  • Hohe Geschwindigkeit: Mit einer Geschwindigkeit von über 600 km/h war die V1 schneller als viele der damaligen Flugzeuge und stellte eine erhebliche Herausforderung für die Luftverteidigung dar.

Schwächen

  • Mangelnde Zielgenauigkeit: Die V1 war in ihrer Zielgenauigkeit sehr ungenau, da sie keine aktive Lenkung hatte. Sie folgte einer vorgegebenen Flugbahn, konnte jedoch von Wind und Wetter beeinflusst werden. Dies führte dazu, dass viele V1-Bomben ihr Ziel verfehlten oder auf dem Weg abstürzten.
  • Anfälligkeit für Abfangjäger und Flugabwehr: Mit der Einführung von schnellen Abfangjägern, wie der Supermarine Spitfire und der Gloster Meteor, sowie verbesserten Flugabwehrsystemen gelang es den Alliierten, viele V1-Raketen abzuschießen, bevor sie ihre Ziele erreichten.
  • Einschränkung durch stationäre Abschussbasen: Die ersten V1-Basen waren fest und konnten relativ leicht von alliierten Bombenangriffen zerstört werden. Die mobile Version kam erst in den letzten Kriegsmonaten zum Einsatz.

Zusammenfassung

Die Fieseler Fi 103 (V1) war eine der ersten Marschflugkörper und ein bedeutendes technisches Innovationsprojekt des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde von Deutschland als Vergeltungswaffe entwickelt, um die Luftangriffe der Alliierten zu beantworten, und war die erste Waffe, die in großer Zahl gegen feindliche Städte eingesetzt wurde. Trotz ihrer psychologischen Wirkung und der massiven Zerstörung, die sie verursachte, war die V1 letztlich durch ihre mangelnde Präzision und die zunehmend effektive Luftabwehr der Alliierten eingeschränkt. Ihre Bedeutung liegt jedoch in der Rolle als Vorläufer moderner Marschflugkörper, die in späteren Jahrzehnten weiterentwickelt wurden.

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