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British Aerospace Sea Dart

Grossbritannien
Erstflug oder Indienststellung:
1973
British Aerospace Sea Dart

Die Sea Dart war ein schiffsgestütztes Boden-Luft-Raketenabwehrsystem, das von British Aerospace (heute Teil von BAE Systems) entwickelt wurde. Es wurde für die Royal Navy entwickelt, um feindliche Flugzeuge, Tiefflieger, sowie später auch Seezielflugkörper abzufangen und zu zerstören. Das Sea Dart-System war im Dienst vom Ende der 1960er Jahre bis zu seiner Außerdienststellung in den 2000er Jahren und wurde auf vielen wichtigen Schiffen der Royal Navy installiert.

Technische Daten der Sea Dart

  • Bezeichnung: Sea Dart (GWS-30)
  • Typ: Boden-Luft-Raketenabwehrsystem (schiffsgestützt)
  • Hersteller: British Aerospace (heute BAE Systems)
  • In Dienst gestellt: 1973
  • Außerdienststellung: 2012

Systemkomponenten

  • Startsystem: Das Sea Dart-System verwendete eine Zweifach-Abschussrampe für den Start der Raketen.
  • Radarsteuerung: Das System arbeitete mit einem halbaktiven Radar-Homing-System, das von der Zielerfassungs- und Feuerleitradarstation des Schiffs gesteuert wurde.
  • Feuerleitsystem: Die Zielerfassung und Verfolgung erfolgten über das Type 1022 Radar, das auf den Schiffen installiert war.

Abmessungen der Rakete

  • Länge: 4,4 Meter
  • Durchmesser: 42 cm
  • Spannweite: 91 cm
  • Gewicht: Ca. 550 kg

Antrieb

  • Raketenmotor: Zwei-Stufen-Antrieb: Erster Feststoffbooster für den Start und ein Marconi-Rolls-Royce RJB.12-44-101 Turbojet-Motor für die Marschphase.

Leistung und Reichweite

  • Maximale Reichweite: Ca. 56 km
  • Flughöhe: Bis zu 18.000 Meter
  • Geschwindigkeit: Mach 2.5 (ca. 3.060 km/h)

Lenkung und Steuerung

  • Zielsteuerung: Halbaktives Radar-Homing-System, bei dem das Ziel von einem Radarsystem an Bord des Schiffes verfolgt und die Rakete auf das Ziel gelenkt wurde.

Gefechtskopf

  • Sprengkopfgewicht: 11 kg hochexplosiver Splittergefechtskopf
  • Zündung: Näherungszünder und Aufschlagzünder

Geschichte und Entwicklung

Die Sea Dart wurde entwickelt, um den Bedarf der Royal Navy nach einer Langstrecken-Luftabwehrwaffe zu decken, die in der Lage war, feindliche Flugzeuge und Raketen auf mittlere bis große Reichweiten abzufangen. Die Entwicklung begann in den 1960er Jahren, und das System wurde 1973 in Dienst gestellt.

Ziele der Entwicklung

Die Sea Dart sollte in der Lage sein, Flugzeuge in großer Höhe und Tiefflieger abzuschießen, und musste auf die schnellen und hochmanövrierfähigen Flugzeuge der Zeit angepasst werden. Zudem wurde das System weiterentwickelt, um auch gegen Antischiffsraketen wirksam zu sein, die eine zunehmende Bedrohung für Marineflotten darstellten.

Einsatz auf Zerstörern und Fregatten

Die Sea Dart wurde auf einer Vielzahl von Schiffen der Royal Navy installiert, insbesondere auf den Zerstörern der County-Klasse und später auf den Zerstörern der Sheffield-Klasse (Type 42). Es war für viele Jahre das Standard-Luftabwehrsystem der Royal Navy und spielte eine entscheidende Rolle im Schutz der Flotte.

Einsatzgebiete und Plattformen

Das Sea Dart-System wurde auf mehreren Schiffsklassen der Royal Navy installiert, darunter:

  • Zerstörer der County-Klasse
  • Zerstörer der Sheffield-Klasse (Type 42)
  • Flugzeugträger HMS Invincible und HMS Ark Royal

Die Sheffield-Klasse (Type 42) Zerstörer waren eng mit dem Sea Dart-System verbunden, da sie primär als Flugabwehrzerstörer dienten, um britische Flotten gegen feindliche Luftangriffe zu verteidigen.

Einsatz im Falklandkrieg

Die Sea Dart spielte eine bedeutende Rolle im Falklandkrieg von 1982, als die Royal Navy die britische Expeditionsstreitmacht gegen argentinische Luftangriffe verteidigte.

  • Erfolge: Die Sea Dart war verantwortlich für den Abschuss mehrerer argentinischer Flugzeuge, darunter eine Dassault Mirage und eine A-4 Skyhawk. Diese Abschüsse unterstrichen die Effektivität des Systems gegen schnelle Flugzeuge und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Luftverteidigung der britischen Flotte.
  • Schwächen: Trotz ihrer Erfolge zeigte die Sea Dart auch Schwächen, insbesondere bei der Bekämpfung von Tieffliegern wie der Exocet-Antischiffsrakete, die durch die geringe Flughöhe und das Terrain verborgen blieben. Diese Schwächen wurden während des Konflikts sichtbar, als die HMS Sheffield durch eine Exocet-Rakete versenkt wurde, die nicht rechtzeitig abgewehrt werden konnte.

Modernisierungen und Weiterentwicklungen

Im Laufe der Jahre wurde die Sea Dart mehrfach modernisiert, um neuen Bedrohungen und technischen Entwicklungen zu begegnen:

  • Sea Dart Mk 2: Diese verbesserte Version brachte eine höhere Störfestigkeit und verbesserte Zielerfassungsfähigkeiten, was das System effektiver gegen moderne Luftbedrohungen machte.
  • Zielabwehr: Verbesserungen wurden auch vorgenommen, um die Fähigkeiten gegen Seezielflugkörper zu verbessern.

Trotz dieser Modernisierungen wurde das Sea Dart-System in den 2000er Jahren zunehmend durch modernere Luftabwehrsysteme ersetzt, wie das Sea Viper (PAAMS) auf den Zerstörern der Daring-Klasse (Type 45).

Stärken und Schwächen des Sea Dart-Systems

Stärken

  • Langstreckenabwehr: Die Sea Dart war in der Lage, hochschnelle Ziele auf große Entfernungen abzufangen, und bot eine wirksame Luftverteidigung gegen feindliche Flugzeuge und später auch gegen Seezielflugkörper.
  • Flexibilität: Das System konnte sowohl gegen Flugzeuge als auch gegen Antischiffsraketen eingesetzt werden, was es vielseitig und wertvoll in verschiedenen Einsatzszenarien machte.
  • Erfolgreicher Einsatz: Besonders im Falklandkrieg bewies die Sea Dart ihre Wirksamkeit und war ein bedeutender Bestandteil der britischen Luftverteidigungsstrategie.

Schwächen

  • Begrenzte Fähigkeit gegen Tiefflieger: Eine der größten Schwächen der Sea Dart war die Unfähigkeit, sehr tieffliegende Ziele wie Seezielflugkörper effektiv abzufangen, was sich im Falklandkrieg bemerkbar machte.
  • Veraltete Technologie: Gegen Ende ihres Einsatzes galt die Sea Dart als technologisch überholt, da neuere Systeme automatische Radarlenkung, Infrarotsensoren und verbesserte Abfangfähigkeiten boten.

Zusammenfassung

Das Sea Dart-System war über viele Jahre hinweg ein entscheidender Bestandteil der Luftverteidigung der Royal Navy und leistete in verschiedenen Konflikten, insbesondere im Falklandkrieg, wertvolle Dienste. Trotz ihrer Schwächen, insbesondere gegen Tiefflieger, erwies sich die Sea Dart als leistungsfähiges Langstrecken-Luftabwehrsystem und trug wesentlich zur Sicherheit der britischen Flottenverbände bei. Sie wurde schließlich durch modernere Systeme wie Sea Viper ersetzt, bleibt jedoch ein Meilenstein in der Entwicklung von schiffsgestützten Luftabwehrsystemen.