Bristol 188
Die Bristol 188 war ein britisches Forschungsflugzeug, das in den 1950er Jahren von der Bristol Aeroplane Company entwickelt wurde. Es sollte im Rahmen eines Regierungsprogramms Hochgeschwindigkeitsforschung betreiben, insbesondere um das Verhalten von Materialien und Strukturen bei sehr hohen Geschwindigkeiten zu untersuchen. Die Bristol 188 war in ihrer Konstruktion und ihrem Zweck einzigartig, doch sie hatte mit mehreren technischen Herausforderungen zu kämpfen, die letztlich dazu führten, dass sie nie das volle Potenzial ausschöpfen konnte.
Geschichte der Bristol 188:
- Entwicklung: In den 1950er Jahren wollte das britische Luftfahrtministerium ein Flugzeug entwickeln, das bei Geschwindigkeiten von Mach 2 (über 2.000 km/h) und darüber fliegen konnte, um Materialien und Strukturen unter extremen aerodynamischen und thermischen Belastungen zu testen. Die Bristol 188, mit ihrem Spitznamen "Flaming Pencil" aufgrund ihrer schlanken, zylindrischen Form, wurde entwickelt, um diese Hochgeschwindigkeitsversuche durchzuführen.
- Erstflug: Der Erstflug fand am 14. April 1962 statt.
- Technische Herausforderungen: Obwohl das Flugzeug für Geschwindigkeiten über Mach 2 ausgelegt war, litt es unter Problemen mit der Treibstoffversorgung und Triebwerksleistung, die es daran hinderten, die geplanten Geschwindigkeiten zuverlässig zu erreichen. Die Triebwerke der Bristol 188 verbrauchten enorm viel Treibstoff, und das Flugzeug hatte eine sehr begrenzte Reichweite. Diese Faktoren behinderten die erfolgreiche Durchführung von Langzeitforschung bei hohen Geschwindigkeiten.
- Einsatz und Ende des Programms: Trotz der anfänglichen Hoffnung, wertvolle Daten zu sammeln, wurde das Programm 1964 aufgrund der vielen technischen Probleme und der Entwicklung fortschrittlicherer Flugzeuge eingestellt. Die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Programm halfen jedoch bei der späteren Entwicklung anderer Hochgeschwindigkeitsflugzeuge und Überschalltechnologien.
Technische Daten der Bristol 188:
- Besatzung: 1 Pilot
- Länge: 23,36 m
- Spannweite: 9,14 m
- Höhe: 4,67 m
- Flügelfläche: 27,87 m²
- Leermasse: 7.790 kg
- Maximale Startmasse: 16.875 kg
- Antrieb: 2 × de Havilland Gyron Junior Turbojet-Triebwerke mit je 46,7 kN Schub
- Höchstgeschwindigkeit: Bis zu Mach 1,88 (ca. 2.300 km/h) erreicht, aber ursprünglich für Mach 2+ ausgelegt
- Reichweite: Ca. 750 km (aufgrund des hohen Treibstoffverbrauchs stark eingeschränkt)
- Dienstgipfelhöhe: 16.500 m
- Bewaffnung: Keine (es handelte sich um ein Forschungsflugzeug)
Besondere Merkmale:
- Materialwahl: Die Bristol 188 bestand größtenteils aus Edelstahl, um den enormen Hitzebelastungen standzuhalten, die bei Flügen über Mach 2 entstehen. Dies war eine der ersten Anwendungen von hitzebeständigen Materialien in der Luftfahrt.
- Aerodynamik: Das Flugzeug hatte eine extrem schlanke und zylindrische Rumpfform, die darauf ausgelegt war, den Luftwiderstand bei hohen Geschwindigkeiten zu minimieren. Die Flügel waren dünn und schmal, um die aerodynamische Effizienz weiter zu erhöhen.
- Flaming Pencil: Aufgrund seiner ungewöhnlichen Form erhielt die Bristol 188 diesen Spitznamen.
Einsatzgeschichte:
Die Bristol 188 erfüllte nicht die Erwartungen, die an sie gestellt wurden. Die größten Herausforderungen waren die Unzuverlässigkeit der Triebwerke, die es unmöglich machten, die angestrebten Geschwindigkeiten zu erreichen, sowie die eingeschränkte Reichweite aufgrund des extrem hohen Treibstoffverbrauchs. Letztlich erwies sich die Forschung mit diesem Flugzeug als zu kostspielig und ineffizient. Nach dem Ende des Programms wurde die Forschung in anderen Projekten fortgesetzt, aber die Bristol 188 selbst hatte keine langfristige Bedeutung.
Fazit:
Die Bristol 188 war ein ambitioniertes Projekt, das jedoch unter technischen Schwierigkeiten litt. Es trug dennoch zur Entwicklung von Material- und Strukturtechnologien für Hochgeschwindigkeitsflüge bei. Auch wenn das Flugzeug selbst nicht in die Geschichtsbücher als großer Erfolg einging, lieferte es wichtige Erkenntnisse für die britische Luftfahrtforschung.