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Avro Canada CF-100

Kanada
Erstflug oder Indienststellung:
1950
Ausgestellt:
Avro Canada CF-100

Die Avro Canada CF-100 Canuck war ein zweistrahliges Abfang- und Jagdflugzeug, das in Kanada entwickelt und von der Royal Canadian Air Force (RCAF) während des Kalten Krieges eingesetzt wurde. Sie war das einzige in Kanada entworfene und produzierte Kampfflugzeug, das in Serienproduktion ging und in großem Umfang eingesetzt wurde. Der CF-100 Canuck wurde für Langstrecken- und Allwetter-Abfangmissionen entwickelt, um die Bedrohung durch sowjetische Bomber zu bekämpfen.

Technische Daten (Avro Canada CF-100 Mk 5):

  • Typ: Allwetter-Abfangjäger
  • Hersteller: Avro Canada
  • Erstflug: 19. Januar 1950
  • Indienststellung: 1952
  • Produktionszeitraum: 1950–1958
  • Anzahl gebaut: 692
  • Länge: 16,51 m
  • Spannweite: 17,42 m
  • Höhe: 4,42 m
  • Flügelfläche: 54,7 m²
  • Leergewicht: 10.012 kg
  • Maximales Startgewicht: 14.515 kg
  • Antrieb: 2 × Orenda 11 Turbostrahltriebwerke
    • Schub: 2 × 32,53 kN (7.315 lbf)
  • Höchstgeschwindigkeit: 888 km/h
  • Reichweite: 3.220 km
  • Dienstgipfelhöhe: 13.716 m
  • Steiggeschwindigkeit: 38,9 m/s (7.650 ft/min)
  • Besatzung: 2 (Pilot und Radaroffizier)
  • Bewaffnung:
    • 8 × 12,7-mm-Browning-Maschinengewehre (frühe Modelle)
    • Spätere Modelle:
      • 58 × 70-mm-HVAR-Raketen in einem internen Raketenschacht
      • Optionale AIM-7 Sparrow-Luft-Luft-Raketen in späteren Upgrades

Geschichte:

Entwicklung:

Die CF-100 wurde im Jahr 1946 entwickelt, als Kanada auf der Suche nach einem Langstrecken-Abfangjäger war, um seine Nordgrenze gegen potenzielle Bedrohungen durch sowjetische Langstreckenbomber zu schützen. Die Royal Canadian Air Force benötigte ein Flugzeug, das in der Lage war, bei jedem Wetter zu operieren und eine lange Einsatzdauer zu gewährleisten.

Der Erstflug der CF-100 fand am 19. Januar 1950 statt. Trotz einiger technischer Probleme in der Entwicklungsphase, insbesondere mit den Triebwerken, erwies sich das Flugzeug bald als sehr erfolgreich. Die CF-100 war robust, gut für Langstreckeneinsätze geeignet und konnte sowohl bei Tag als auch bei Nacht unter allen Wetterbedingungen operieren.

Einsatz:

Die CF-100 wurde 1952 in den aktiven Dienst der Royal Canadian Air Force (RCAF) gestellt und spielte eine entscheidende Rolle in der Verteidigung Kanadas während des Kalten Krieges. Sie diente primär zur Abwehr von sowjetischen Bombern, die den kanadischen und amerikanischen Luftraum angreifen könnten. Aufgrund ihrer Allwetterfähigkeit war die CF-100 besonders gut für Patrouillen in den nördlichen Regionen Kanadas geeignet, wo extreme Wetterbedingungen häufig vorkommen.

Die CF-100 Canuck war das Hauptkampfflugzeug der North American Aerospace Defense Command (NORAD), einem gemeinsamen Verteidigungssystem zwischen den USA und Kanada, das zum Schutz des nordamerikanischen Luftraums gegen potenzielle sowjetische Bedrohungen eingerichtet wurde.

Varianten:

Im Laufe der Jahre wurden mehrere Varianten der CF-100 entwickelt, um ihre Fähigkeiten zu verbessern:

  • CF-100 Mk 1: Prototyp.
  • CF-100 Mk 2: Vorserienmodell mit verbesserten Triebwerken.
  • CF-100 Mk 3: Erste Serienvariante.
  • CF-100 Mk 4A und Mk 4B: Verbesserte Version mit stärkeren Orenda 11-Triebwerken.
  • CF-100 Mk 5: Die wichtigste Variante mit vergrößerten Tragflächen, um die Flugleistung zu verbessern, sowie der Fähigkeit, Luft-Luft-Raketen wie den AIM-7 Sparrow zu tragen.

Die CF-100 Mk 5 wurde vor allem für Hochgeschwindigkeitsabfangmissionen verwendet und war in der Lage, sowohl Maschinengewehre als auch Raketen zu tragen, was sie zu einem vielseitigen Kampfflugzeug machte.

Einsätze bei der NATO:

Neben ihrem Einsatz in Kanada war die CF-100 auch ein wichtiger Bestandteil der Luftstreitkräfte der NATO. Kanadische CF-100-Staffeln wurden in Westeuropa stationiert, um im Rahmen der NATO-Verteidigung gegen sowjetische Luftbedrohungen zu patrouillieren. Sie flogen in Ländern wie Belgien und Frankreich und trugen zur Luftverteidigung Europas bei.

Außerdienststellung:

Die CF-100 Canuck blieb bis in die frühen 1980er Jahre im aktiven Dienst. Sie wurde schließlich durch modernere Flugzeuge wie die McDonnell Douglas CF-101 Voodoo und die McDonnell Douglas CF-18 Hornet ersetzt. Nach ihrer Ausmusterung wurden einige CF-100 für Forschungszwecke verwendet oder in Museen ausgestellt.

Bedeutung:

Die Avro Canada CF-100 Canuck war das Rückgrat der kanadischen und nordamerikanischen Luftverteidigung während des Kalten Krieges. Sie war das erste und einzige in Kanada entwickelte und produzierte Abfangjägerflugzeug, das in großer Stückzahl eingesetzt wurde. Dank ihrer Fähigkeit, in allen Wetterlagen zu operieren und Langstreckenpatrouillen durchzuführen, spielte sie eine Schlüsselrolle im Schutz Nordamerikas vor potenziellen sowjetischen Luftangriffen.

Die CF-100 war ein Symbol für Kanadas Fähigkeit, eigenständig militärische Luftfahrttechnologie zu entwickeln, und bleibt ein wichtiger Teil der kanadischen Luftfahrtgeschichte.