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ZSU-23-4

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Dresden - ZSU-23-4

Die Selbstfahrlafette ZSU-23-4 „Schilka“ (russisch ЗСУ-23-4 «Шилка», ЗСУ = зенитная самоходная установка, Transkription: SSU = senitnaja samochodnaja ustanowka, deutsch Flugabwehr-Selbstfahrlafette) ist ein in der Sowjetunion entwickelter Flakpanzer zur Bekämpfung niedrig fliegender Kampfflugzeuge, Drohnen[1] und Hubschrauber sowie leicht gepanzerter Bodenziele.

Sie ist seit 1965 bei den sowjetischen bzw. russischen Streitkräften im Dienst, seit Beginn der 1970er-Jahre auch bei allen anderen Armeen der Warschauer Vertragsstaaten und einer Anzahl weiterer Armeen. Das Fahrzeug ist nach dem Fluss Schilka in Ostsibirien benannt.

Der Vorgänger, die Fla-Sfl ZSU-57-2 im Vordergrund, dahinter die Fla-Sfl 23-4
Bereits der Zweite Weltkrieg hatte gezeigt, dass motorisierte Infanterie- sowie genuine Panzerverbände Fla-Unterstützungswaffen benötigten, die ihnen auf dem Gefechtsfeld folgen und ein Mindestmaß an Schutz gegen Tiefflieger bieten konnten. Während des Krieges konzentrierte sich die UdSSR jedoch auf den Bau von Kampfpanzern, Sturmgeschützen und Jagdpanzern. Selbstfahrende Fliegerabwehrwaffen wie die SU-72 oder die ZSU-37 auf Basis der 37-mm-Flak M1939 wurden zwar entwickelt, kamen jedoch nicht in großen Stückzahlen zum Einsatz.

Im Kalten Krieg begann Mitte der 1950er-Jahre die Serienproduktion der Fla-Sfl ZSU-57-2. Vorteilhaft waren Schutz und Beweglichkeit im Vergleich zur bisher genutzten gezogenen Fla-Artillerie, die auf dem relativ großen Kaliber beruhende Reichweite sowie die Wirkung im Ziel. Als Nachteil erwies sich die geringe Kadenz von 100 bis 120 Schuss je Minute[2], die ein Bekämpfen schnell- und tieffliegender Ziele erschwerte, sowie die fehlende Möglichkeit zur elektronischen Aufklärung und Feuerleitung. Ein Einsatz bei Nacht und schlechter Sicht war daher nicht möglich, Entdeckung und Bekämpfung von Zielen wurden auch bei Tag erschwert und hingen vom Ausbildungsstand der Besatzung ab. Mit dem Einsatz der in den 1950er-Jahren eingeführten NATO-Kampfflugzeuge mit Strahlantrieb waren die Eigenschaften dieses Waffensystems nicht mehr ausreichend. Da die Mängel frühzeitig deutlich wurden, wies der Ministerrat der UdSSR am 17. April 1957, also kurz nach dem Produktionsbeginn der ZSU-57-2, die Entwicklung von zwei neuen Fla-Sfl an.[3]

Mittlerweile hatte die Entwicklung elektronischer Bauelemente einen Stand erreicht, der die Integration von Radar- und Feuerleitsystemen in ein Gefechtsfahrzeug ermöglichte, statt sie wie bisher in eigenen Fahrzeugen unterbringen zu müssen. Daher sollte die neue Fla-Sfl die Möglichkeit zur elektronischen Aufklärung und Feuerleitung bieten.

Auf Grundlage der Weisung entstanden die Fla-Sfl ZSU-37-2 Jenissei und die ZSU-23-4 Schilka. Die ZSU-37-2 besaß zwei 37-mm-Kanonen 500P und basierte auf dem Fahrgestell der Artillerie-Selbstfahrlafette SU-100P, sie ging jedoch nicht in Serienproduktion. Die ZSU-23-4 besaß vier 23-mm-Kanonen 2A7 und nutzte ein auf Basis des PT-76 entwickeltes Fahrgestell. Auch die elektronische Ausrüstung beider Waffensysteme unterschied sich. Die ZSU-37-2 Jenissei erhielt den Waffenleitkomplex RPK Baikal, die ZSU-23-4 Schilka den RPK Tobol. Beide Waffenleitsysteme ermöglichten Aufklärung, Zielbegleitung und Berechnung der Zieldaten für die Waffenanlagen. Die ursprünglich vorgesehenen Einsatzprofile beider Flakpanzer unterschieden sich leicht. Während die ZSU-37-2 bei Panzerverbänden eingesetzt werden sollte, war die ZSU-23-4 zum Schutz mechanisierter und motorisierter Infanterieverbände vorgesehen.[3]

Die Prototypen beider Flakpanzer wurden 1960 fertiggestellt, die anschließende staatliche Erprobung zog sich bis zum Oktober 1961 hin. Konstruktionsbedingt wiesen beide Waffensysteme unterschiedliche Eigenschaften auf. Während die Effektivität der Schilka beim Kampf gegen Luftziele in einer Höhe von 200 bis 500 m anderthalb bis zweimal höher war als die der Jenissei, lag bei letzterer die wirksame Reichweite der Waffen deutlich höher. Die Vorteile der Schilka wurden hauptsächlich durch die kleinkalibrigen Waffen erreicht, die eine hohe Kadenz und größere Richtgeschwindigkeiten ermöglichten. Das größere Kaliber der Jenissei ermöglichte dagegen eine wirksame Bekämpfung von Luftzielen bis zu einer Höhe von 3000 m, während eine effektive Bekämpfung mit der Schilka nur bis 1500 m Höhe möglich war. Die Jenissei war mit rund 28 t Gewicht auch deutlich schwerer als die Schilka. Die Herstellungskosten beider Flakpanzer unterschieden sich praktisch nicht. Die staatliche Kommission empfahl die Übernahme beider Waffensysteme, da keines der beiden entscheidende Vorteile aufwies. Letztendlich erschienen Reichweite und Waffenwirkung der Schilka ausreichend, die außerdem noch auf einem in der Sowjetarmee weit verbreiteten Chassis aufbaute, während das Fahrgestell der ZSU-37-2 eine gesonderte Konstruktion war. Die geringere Masse der ZSU-23-4 erhöhte außerdem die Beweglichkeit und erleichterte den Transport. Daher wurde am 5. September 1962 durch den Ministerrat die Serienproduktion der ZSU-23-4 Schilka beschlossen, während das Projekt Jenissei eingestellt wurde

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