Stampe & Vertongen SV-4
- Technik-Museum Speyer
Die Stampe & Vertongen SV-4 ist ein belgischer Doppeldecker, der ursprünglich in den 1930er Jahren als Schulungsflugzeug entwickelt wurde und später aufgrund seiner Wendigkeit und Robustheit auch als Kunstflugzeug bekannt wurde. Es war eines der bedeutendsten Flugzeuge der belgischen Firma Stampe & Vertongen und wurde während des Zweiten Weltkriegs sowie in der Nachkriegszeit von zahlreichen Luftstreitkräften und zivilen Flugschulen eingesetzt.
Technische Daten der Stampe & Vertongen SV-4
- Besatzung: 2 (Pilot und Flugschüler)
- Länge: 7,35 m
- Spannweite: 8,42 m
- Höhe: 2,77 m
- Leermasse: 490 kg
- Maximale Startmasse: 750 kg
- Antrieb: 1 × de Havilland Gipsy Major 1C-Reihenmotor oder Renault 4P
- Leistung: 130 PS (97 kW)
- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
- Reichweite: 600 km
- Dienstgipfelhöhe: 4.600 m
- Steigrate: 3,7 m/s
- Bewaffnung: Unbewaffnet (hauptsächlich als Schulflugzeug)
Geschichte und Entwicklung der Stampe & Vertongen SV-4
Hintergrund
Die Firma Stampe & Vertongen wurde 1922 in Belgien von Jean Stampe und Maurice Vertongen gegründet und war vor allem auf Schulflugzeuge spezialisiert. Die Entwicklung der SV-4 begann 1933 als Trainingsflugzeug für die belgische Luftwaffe. Das Ziel war es, ein robustes und leicht zu fliegendes Doppeldecker-Flugzeug zu entwickeln, das sich sowohl für die Grundausbildung von Piloten als auch für fortgeschrittene Kunstflugmanöver eignete.
Die SV-4 war der Höhepunkt dieser Bemühungen und wurde sowohl in militärischen als auch in zivilen Versionen angeboten. Der Erstflug der SV-4 fand 1933 statt, und das Flugzeug wurde schnell als eines der besten Schulungsflugzeuge seiner Zeit anerkannt.
Konstruktion und Design
Die Stampe SV-4 war ein klassischer Doppeldecker mit einem konventionellen Heckradfahrwerk. Die Konstruktion bestand hauptsächlich aus einem Stahlrohrrahmen, der mit Stoff bespannt war. Die beiden Sitze befanden sich hintereinander im offenen Cockpit, wobei der Pilot und der Flugschüler in Tandemanordnung saßen.
Der de Havilland Gipsy Major-Motor war in vielen Versionen der SV-4 der Hauptantrieb und bot eine solide Leistung, die für Schulungs- und Kunstflugmanöver ausreichte. Einige Versionen der SV-4 waren auch mit dem Renault 4P-Motor ausgestattet, was dem Flugzeug eine ähnliche Leistung verlieh. Das Fahrwerk war robust genug, um auch auf unebenen Pisten sicher zu starten und zu landen, was die SV-4 ideal für den Einsatz in Flugschulen machte.
Das Flugzeug zeichnete sich durch seine guten Flugeigenschaften aus. Es war leicht zu steuern, hatte eine hohe Stabilität und konnte sowohl für einfache Schulungsflüge als auch für anspruchsvolle Kunstflugmanöver verwendet werden.
Flugeigenschaften
Die SV-4 war bekannt für ihre ausgezeichnete Wendigkeit und ihre Fähigkeit, Kunstflugmanöver präzise und sicher auszuführen. Das Flugzeug war gut ausbalanciert und verzieh auch Fehler von Flugschülern, was es zu einem beliebten Schulungsflugzeug machte. Gleichzeitig bot die SV-4 genug Leistung und Manövrierfähigkeit, um auch von erfahrenen Piloten für Kunstflugwettbewerbe verwendet zu werden.
Ihre Steiggeschwindigkeit und Kurvenflugfähigkeit machten sie ideal für Kunstflugdemonstrationen, und viele Flugschulen sowie Privatpiloten nutzten das Flugzeug für diesen Zweck.
Einsatzgeschichte
- Militärischer Einsatz: Die belgische Luftwaffe war einer der ersten Kunden der SV-4 und setzte sie hauptsächlich für die Grundausbildung ihrer Piloten ein. Das Flugzeug erwies sich als äußerst zuverlässig und war aufgrund seiner Wendigkeit und robusten Konstruktion besonders für den Einsatz in Flugschulen geeignet.
- Zweiter Weltkrieg: Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion der SV-4 eingestellt, da Belgien von den Achsenmächten besetzt wurde. Einige der gebauten Flugzeuge wurden jedoch weiterhin in Frankreich und anderen Ländern für Schulungszwecke verwendet. Nach dem Krieg wurde die Produktion der SV-4 wieder aufgenommen, insbesondere für den Einsatz in zivilen Flugschulen und bei Kunstflugveranstaltungen.
- Nachkriegsverwendung: In der Nachkriegszeit wurde die SV-4 in vielen Ländern als Schulflugzeug verwendet, darunter in Frankreich, Belgien und Großbritannien. In Frankreich wurde das Flugzeug unter der Bezeichnung SV-4C weiterentwickelt, und viele Exemplare wurden in den 1950er Jahren von der französischen Luftwaffe und zivilen Flugschulen eingesetzt.
- Kunstflug: Die SV-4 erlangte in der Nachkriegszeit besonders in der Kunstflugszene große Popularität. Ihre Fähigkeit, präzise Kunstflugmanöver wie Rollen, Loopings und Trudeln auszuführen, machte sie zu einem der beliebtesten Kunstflugzeuge der 1940er und 1950er Jahre. Viele Flugshows und Wettbewerbe wurden mit der SV-4 geflogen, und das Flugzeug blieb aufgrund seiner Flugeigenschaften und Robustheit lange in der Kunstflugszene aktiv.
Varianten
Es gab mehrere Varianten der SV-4, die sich hauptsächlich durch die verwendeten Motoren und kleinere strukturelle Anpassungen unterschieden:
- SV-4A: Die ursprüngliche Version mit einem Renault 4P-Motor.
- SV-4B: Eine modifizierte Version mit verschiedenen Verbesserungen, die hauptsächlich in Belgien eingesetzt wurde.
- SV-4C: Die in Frankreich gebaute Version mit einem de Havilland Gipsy Major-Motor, die besonders in der Nachkriegszeit populär wurde.
Nachwirkungen und Erbe
Die Stampe SV-4 war eines der erfolgreichsten Schul- und Kunstflugzeuge ihrer Zeit. Sie blieb bis in die 1960er Jahre im aktiven Einsatz und ist auch heute noch bei historischen Flugshows und in der Kunstflugszene beliebt. Viele SV-4-Flugzeuge sind erhalten geblieben und werden von privaten Sammlern und Flugschulen weiterhin geflogen.
Bedeutung und Erbe der Stampe & Vertongen SV-4
Die Stampe SV-4 war eines der bedeutendsten Schulungsflugzeuge der 1930er und 1940er Jahre und erlangte sowohl in der militärischen als auch in der zivilen Luftfahrt große Beliebtheit. Ihre robuste Konstruktion, exzellente Flugeigenschaften und die Fähigkeit, anspruchsvolle Kunstflugmanöver auszuführen, machten sie zu einem vielseitigen und wertvollen Flugzeug.
Noch heute wird die SV-4 von Flugenthusiasten auf der ganzen Welt geschätzt, und viele gut erhaltene Exemplare sind bei Flugshows und historischen Flugveranstaltungen zu sehen. Ihre Rolle in der Geschichte der Luftfahrt, sowohl als Schulflugzeug als auch als Kunstflugmaschine, bleibt unbestritten.
Fazit
Die Stampe & Vertongen SV-4 war ein äußerst erfolgreiches Schul- und Kunstflugzeug, das sowohl in der militärischen als auch in der zivilen Luftfahrt breite Anwendung fand. Ihre hervorragenden Flugeigenschaften, Robustheit und Vielseitigkeit machten sie zu einem der bekanntesten Doppeldecker ihrer Zeit. Noch heute wird sie bei Kunstflugwettbewerben und Flugshows geflogen und bleibt ein Symbol für die goldene Ära der Doppeldecker-Luftfahrt.