Sopwith Strutter
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Die Sopwith 1½ Strutter war ein bedeutendes britisches Mehrzweckflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg, das von der Sopwith Aviation Company entwickelt wurde. Es war das erste britische Flugzeug, das mit einem synchronisierten Maschinengewehr ausgestattet war, das durch den Propellerkreis schießen konnte, und eines der ersten Doppeldeckerflugzeuge, das als Jäger, Aufklärer und leichter Bomber eingesetzt wurde. Der Name "1½ Strutter" leitet sich von den charakteristischen eineinhalb Streben (Struts) ab, die die oberen und unteren Tragflächen verbanden.
Technische Daten der Sopwith 1½ Strutter
- Besatzung: 1 Pilot und 1 Beobachter (je nach Version)
- Länge: 6,40 m
- Spannweite: 8,69 m
- Höhe: 3,20 m
- Leermasse: 550 kg
- Maximale Startmasse: 910 kg
- Antrieb: 1 × Le Rhône 9J Umlaufmotor
- Leistung: 110 PS (82 kW)
- Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
- Reichweite: 320 km
- Dienstgipfelhöhe: 3.960 m
- Bewaffnung:
- 1 × synchronisiertes Vickers-Maschinengewehr (7,7 mm)
- 1 × bewegliches Lewis-Maschinengewehr (7,7 mm) auf Drehgelenk für den Beobachter
- Bombenlast: bis zu 60 kg (leichte Bomben für den Einsatz als Bomber)
Geschichte und Entwicklung der Sopwith 1½ Strutter
Hintergrund
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs suchten die britischen Streitkräfte nach einem vielseitigen Flugzeug, das sowohl als Jagdflugzeug, Aufklärer als auch leichter Bomber eingesetzt werden konnte. Die Sopwith 1½ Strutter wurde von der Sopwith Aviation Company unter der Leitung von Herbert Smith entwickelt und war eines der ersten britischen Flugzeuge, das die Möglichkeit bot, mehrere Rollen zu übernehmen. Ihr Erstflug fand im Dezember 1915 statt, und sie trat 1916 in den Dienst der Royal Naval Air Service (RNAS) und der Royal Flying Corps (RFC).
Die Sopwith 1½ Strutter wurde vor allem durch ihr synchronisiertes Vickers-Maschinengewehr berühmt, das es dem Piloten ermöglichte, direkt durch den Propellerkreis zu feuern, ohne die Propellerblätter zu beschädigen. Dies war eine große technologische Errungenschaft und verschaffte den britischen Piloten einen Vorteil gegenüber ihren deutschen Gegnern, die zu dieser Zeit mit synchronisierten Maschinengewehren in ihren Fokker Eindeckern dominierten.
Konstruktion und Design
Die Sopwith 1½ Strutter war ein Zweisitzer-Doppeldecker, der für seine robuste Konstruktion und seine Vielseitigkeit bekannt war. Der Name „1½ Strutter“ entstand durch das ungewöhnliche Design der Tragflächenstreben. Im Gegensatz zu anderen Flugzeugen, die zwei Streben zur Verbindung der oberen und unteren Tragflächen verwendeten, hatte die Strutter eine große obere Strebe und eine kleine zusätzliche Stütze, was zu dem Spitznamen „1½ Strutter“ führte.
Das Flugzeug war mit einem synchronisierten Vickers-Maschinengewehr für den Piloten und einem Lewis-Maschinengewehr für den Beobachter bewaffnet, das auf einem Schwenkgestell im hinteren Cockpit montiert war. Diese Bewaffnung ermöglichte es der Strutter, sowohl Angriffe auf feindliche Flugzeuge als auch auf Bodenziele durchzuführen. Darüber hinaus konnte sie als leichter Bomber mit Bomben bis zu 60 kg beladen werden, die unter den Tragflächen montiert wurden.
Flugeigenschaften
Die Sopwith 1½ Strutter hatte für ihre Zeit gute Flugeigenschaften, die sie zu einem effektiven Mehrzweckflugzeug machten. Sie war wendig und schnell genug, um in Luftkämpfen gegen andere Flugzeuge bestehen zu können, und gleichzeitig robust genug, um Bomben- und Aufklärungsmissionen durchzuführen. Ihre größte Stärke lag jedoch in ihrer Vielseitigkeit. Die Strutter konnte schnell zwischen verschiedenen Einsatzrollen wechseln, was sie besonders wertvoll für die alliierten Streitkräfte machte.
Ein weiterer Vorteil war die ausgezeichnete Sicht aus dem Cockpit, sowohl für den Piloten als auch für den Beobachter, was die Effektivität des Flugzeugs bei Aufklärungsmissionen und Luftkämpfen erhöhte.
Einsatzgeschichte
- Frontdienst: Die Sopwith 1½ Strutter wurde ab 1916 an der Westfront und später auch an anderen Fronten eingesetzt. Sie diente sowohl in der Royal Naval Air Service (RNAS) als auch im Royal Flying Corps (RFC). Als eines der ersten Flugzeuge mit synchronisierter Bewaffnung war sie in den frühen Jahren des Krieges ein dominierendes Flugzeug im Luftkampf. Sie wurde sowohl zur Bekämpfung feindlicher Jäger als auch zur Durchführung von Bombenangriffen und Aufklärungsmissionen eingesetzt.
- Einsätze als leichter Bomber: Die Strutter diente auch als leichter Bomber, der auf feindliche Stellungen, Truppenansammlungen und andere Bodenziele Bomben abwarf. In dieser Rolle war sie besonders wertvoll, da sie eine relativ große Bombenlast für ein Flugzeug ihrer Größe tragen konnte. Sie nahm auch an einigen der ersten Luftangriffe auf deutsche Städte teil.
- Einsatz bei den Alliierten: Neben ihrem Dienst bei den britischen Streitkräften wurde die Sopwith 1½ Strutter auch an andere alliierte Nationen geliefert, darunter Frankreich, Belgien und Russland. Die französische Luftwaffe setzte die Strutter in großer Zahl ein, da die französischen Flugzeughersteller mit der Produktion nicht Schritt halten konnten und dringend moderne Flugzeuge benötigten.
- Ende des Einsatzes: Ab 1917 wurde die Sopwith 1½ Strutter allmählich durch fortschrittlichere Flugzeuge wie die Sopwith Camel und die Sopwith Pup ersetzt, die leistungsfähiger und wendiger im Luftkampf waren. Dennoch blieb die Strutter bis zum Ende des Krieges in verschiedenen Rollen im Einsatz, insbesondere in der Aufklärung und als leichter Bomber.
Varianten
Es gab mehrere Varianten der Sopwith 1½ Strutter, darunter:
- Zweisitzer: Die Standardversion, die sowohl als Jagdflugzeug, Aufklärer und leichter Bomber eingesetzt wurde.
- Einsitzer: Diese Variante wurde für spezielle Jagdmissionen entwickelt und hatte keine Beobachterposition, was die Flugleistung und Manövrierfähigkeit verbesserte.
- Schiffsversion: Eine modifizierte Version der Strutter wurde von Flugzeugträgern und Kreuzern eingesetzt, um feindliche Schiffe und U-Boote anzugreifen.
Schwächen und Ablösung
Obwohl die Sopwith 1½ Strutter ein innovatives und vielseitiges Flugzeug war, wurde sie ab 1917 zunehmend veraltet, da neuere Flugzeuge wie die Albatros D.III und die Fokker D.VII der deutschen Luftwaffe überlegen waren. Ihre relativ geringe Höchstgeschwindigkeit und ihre schwache Motorleistung machten sie anfällig für fortschrittlichere deutsche Jäger. Sie wurde daher nach und nach durch Flugzeuge wie die Sopwith Camel und die S.E.5a ersetzt.
Bedeutung und Erbe der Sopwith 1½ Strutter
Die Sopwith 1½ Strutter war eines der ersten britischen Flugzeuge, das in großem Maßstab als Mehrzweckflugzeug diente. Sie war das erste britische Flugzeug, das mit einer synchronisierten Bewaffnung ausgestattet war, was einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der Luftkriegsführung darstellte. Ihre Vielseitigkeit, die sie sowohl als Jäger, Aufklärer als auch als Bomber nutzbar machte, trug wesentlich zur Effizienz der alliierten Luftstreitkräfte bei.
Die Sopwith 1½ Strutter war ein Vorreiter für spätere Mehrzweckflugzeuge und hatte einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung britischer und alliierter Luftkampftaktiken im Ersten Weltkrieg.
Fazit
Die Sopwith 1½ Strutter war ein bahnbrechendes britisches Mehrzweckflugzeug, das während des Ersten Weltkriegs eine wichtige Rolle als Jagdflugzeug, Aufklärer und leichter Bomber spielte. Sie war das erste britische Flugzeug mit synchronisierter Bewaffnung und trug erheblich zur Luftüberlegenheit der Alliierten bei. Obwohl sie später von leistungsstärkeren Flugzeugen abgelöst wurde, bleibt die 1½ Strutter als eines der einflussreichsten Flugzeuge der frühen Luftfahrtgeschichte in Erinnerung.