General Dynamics F-111
- Royal Air Force Museum Midlands
Die General Dynamics F-111 war ein vielseitiges amerikanisches Kampfflugzeug, das während des Kalten Krieges entwickelt wurde. Die F-111 war ursprünglich als Jagdbomber konzipiert und zeichnete sich durch ihre Schwenkflügel-Konstruktion und ihre Fähigkeit aus, sowohl Luftangriffs- als auch Aufklärungsmissionen auszuführen. Sie wurde von der United States Air Force (USAF) und der Royal Australian Air Force (RAAF) eingesetzt und diente bis in die 1990er Jahre in verschiedenen Rollen, einschließlich als taktischer Bomber, strategischer Bomber und Aufklärungsflugzeug.
Geschichte der General Dynamics F-111:
Entwicklung: Die Entwicklung der F-111 begann in den frühen 1960er Jahren im Rahmen des Tactical Fighter Experimental (TFX)-Programms der USA, das darauf abzielte, ein Mehrzweckflugzeug für sowohl die US Air Force als auch die US Navy zu entwickeln. Das Ziel war es, ein Flugzeug zu bauen, das in der Lage wäre, Langstreckenangriffe mit hoher Geschwindigkeit durchzuführen, tieffliegende Bodenangriffe zu fliegen und gleichzeitig eine starke Luftabwehr zu durchbrechen.
Der Erstflug der F-111 fand am 21. Dezember 1964 statt, und das Flugzeug trat 1967 in den Dienst der USAF ein. Eine Version für die US Navy wurde ebenfalls entwickelt, aber aufgrund von Problemen mit dem Gewicht und der Struktur des Flugzeugs wurde das Marineprojekt letztlich eingestellt. Stattdessen wurde die F-111 in verschiedenen Varianten für die USAF weiterentwickelt und war besonders für ihre Rolle als strategischer Bomber und Nachtangriffsflugzeug bekannt.
- Schwenkflügel-Design: Die F-111 war eines der ersten Flugzeuge, das die Schwenkflügel-Technologie einsetzte. Diese ermöglichte es dem Flugzeug, die Flügelgeometrie während des Fluges anzupassen, um sowohl bei niedrigen als auch bei hohen Geschwindigkeiten effizient zu fliegen. Die Schwenkflügel konnten bei niedrigen Geschwindigkeiten für maximale Auftriebseigenschaften ausgefahren und bei hohen Geschwindigkeiten zurückgezogen werden, um den Luftwiderstand zu verringern.
Technische Daten der General Dynamics F-111F (eine der letzten Versionen):
- Besatzung: 2 (Pilot und Waffenoffizier)
- Länge: 22,40 m
- Spannweite: 19,20 m (ausgefahren) / 9,75 m (eingefahren)
- Höhe: 5,22 m
- Leermasse: 21.095 kg
- Maximale Startmasse: 45.359 kg
- Antrieb: 2 × Pratt & Whitney TF30-P-100 Turbofan-Triebwerke mit je 111 kN Schub (mit Nachbrenner)
- Höchstgeschwindigkeit: Mach 2,5 (2.655 km/h) in großer Höhe
- Reichweite: 4.370 km
- Dienstgipfelhöhe: 20.000 m
- Bewaffnung:
- 1 × M61 Vulcan 20-mm-Gatling-Kanone
- Bis zu 14.300 kg an Bombenlast, einschließlich gelenkter Bomben (z. B. Paveway-Laserbomben), AGM-88 HARM-Anti-Radar-Raketen, AGM-84 Harpoon-Anti-Schiff-Raketen und AGM-69 SRAM strategische Raketen
- Nuklearwaffen
Besondere Merkmale:
- Schwenkflügel-Technologie: Die Schwenkflügel waren eines der herausragendsten Merkmale der F-111 und gaben dem Flugzeug die Fähigkeit, sich an unterschiedliche Geschwindigkeiten und Fluganforderungen anzupassen. Bei niedrigen Geschwindigkeiten konnten die Flügel für bessere Kontrolle und kurze Start- und Landestrecken ausgefahren werden. Bei hohen Geschwindigkeiten wurden die Flügel nach hinten geschwenkt, um den Luftwiderstand zu verringern und die Höchstgeschwindigkeit zu erhöhen.
- Allwetter-Kampffähigkeit: Die F-111 war für den Einsatz bei jedem Wetter ausgelegt. Ihre fortschrittliche Avionik, einschließlich des AN/APQ-113-Radarsystems, ermöglichte es ihr, auch bei schlechten Sichtbedingungen und nachts präzise Angriffe durchzuführen. Dies machte sie besonders wertvoll für Nachtangriffsmissionen.
- Tiefflugangriffe: Die F-111 war für tieffliegende Angriffe in hoher Geschwindigkeit optimiert, wodurch sie feindlicher Radarerfassung entgehen und in stark verteidigte Gebiete eindringen konnte. Diese Fähigkeit machte sie zu einer wertvollen Waffe im Strategischen Bomberkommando.
- Vielseitigkeit: Die F-111 war ein Mehrzweckflugzeug, das sowohl als taktischer Bomber, strategischer Bomber und Aufklärungsflugzeug eingesetzt werden konnte. Sie hatte die Fähigkeit, sowohl konventionelle als auch nukleare Waffen zu tragen und konnte in verschiedenen Konflikten auf der ganzen Welt eingesetzt werden.
Einsatzgeschichte:
- Vietnamkrieg: Die F-111 kam erstmals während des Vietnamkriegs zum Einsatz, wo sie für Nachtangriffs- und Bombardierungsmissionen eingesetzt wurde. Die Fähigkeit, tieffliegende Angriffe bei hoher Geschwindigkeit durchzuführen, ermöglichte es der F-111, tief in feindliches Territorium vorzudringen und stark verteidigte Ziele anzugreifen. Obwohl die F-111 anfangs unter technischen Problemen litt, die zu Abstürzen führten, zeigte sie sich später als äußerst effektiv.
- Operation El Dorado Canyon (1986): Eines der bekanntesten Einsätze der F-111 war der Angriff auf Libyen im Jahr 1986 während der Operation El Dorado Canyon. Die F-111 flog aus Großbritannien nach Libyen und führte Präzisionsangriffe auf militärische Ziele in Tripolis und Bengasi durch. Dieser Einsatz demonstrierte die Fähigkeit des Flugzeugs, Langstreckenangriffe mit hoher Präzision durchzuführen.
- Operation Desert Storm (1991): Die F-111 spielte auch eine bedeutende Rolle während des Golfkriegs 1991. Sie führte präzise Bombenangriffe auf irakische Verteidigungsstellungen, Luftwaffenbasen und strategische Ziele durch. Besonders effektiv waren ihre Angriffe mit Paveway-Laserbomben, die eine hohe Zielgenauigkeit ermöglichten.
- Royal Australian Air Force (RAAF): Die RAAF war der einzige ausländische Betreiber der F-111. Australien setzte die F-111 von 1973 bis 2010 ein, wo sie als strategischer Bomber und für Langstreckenangriffe diente. Die australische F-111-Flotte blieb aufgrund der Fähigkeit, lange Strecken zu fliegen und schwere Bombenlasten zu tragen, ein wichtiger Bestandteil der australischen Verteidigung bis zu ihrer Ausmusterung.
Varianten:
- F-111A: Erste Serienversion, die von der USAF eingesetzt wurde.
- F-111B: Geplante Version für die US Navy, die jedoch wegen struktureller Probleme und des hohen Gewichts eingestellt wurde.
- F-111C: Variante für die australische Luftwaffe mit modifizierten Tragflächen und verbessertem Fahrwerk.
- F-111D/F: Spätere Versionen mit modernisierter Avionik, verbesserten Triebwerken und gesteigerter Waffenlast.
- EF-111A Raven: Elektronische Kampfführungsversion, die zur Störung feindlicher Radarsysteme und Kommunikation eingesetzt wurde.
Nachfolgemodelle:
Die F-111 wurde in den 1990er Jahren nach und nach ausgemustert. In der USAF wurde sie durch Flugzeuge wie die F-15E Strike Eagle ersetzt, die eine ähnliche Mehrzweckrolle übernahmen, aber moderner und vielseitiger waren. In Australien wurde die F-111 durch die Boeing F/A-18F Super Hornet ersetzt.
Fazit:
Die General Dynamics F-111 war ein wegweisendes Flugzeug ihrer Zeit und setzte neue Maßstäbe für Mehrzweckkampfflugzeuge. Ihre Schwenkflügel-Technologie, Allwetterfähigkeiten und Vielseitigkeit machten sie zu einem der effektivsten Langstreckenbomber und taktischen Angriffsflugzeuge des Kalten Krieges. Obwohl sie in späteren Jahren durch modernere Flugzeuge ersetzt wurde, bleibt die F-111 ein Meilenstein in der Geschichte der Militärluftfahrt und ein Symbol für die technologische Entwicklung der 1960er bis 1990er Jahre.