British Aircraft Cooperation Bloodhound
- Royal Air Force Museum Midlands
- RAF Museum Laarbruch
Die BAC Bloodhound war ein boden-gestütztes, Langstrecken-Boden-Luft-Raketensystem, das während des Kalten Krieges von der British Aircraft Corporation (BAC) entwickelt wurde. Es wurde als strategisches Luftverteidigungssystem konzipiert, um feindliche Bomber abzufangen und zu zerstören. Die Bloodhound war eine der wichtigsten Boden-Luft-Raketen im britischen Luftverteidigungssystem und wurde auch von anderen Ländern eingesetzt.
Technische Daten der Bloodhound (Mark II)
- Bezeichnung: BAC Bloodhound
- Typ: Langstrecken-Boden-Luft-Rakete
- Hersteller: British Aircraft Corporation (BAC)
- Entwicklungszeitraum: 1950er Jahre
- In Dienst gestellt: 1958 (Mark I), 1964 (Mark II)
- Einsatzzeit: 1958–1991 (Royal Air Force)
Abmessungen
- Länge: 8,46 Meter (Mark II)
- Durchmesser: 0,54 Meter
- Spannweite: 2,82 Meter (Flügelspannweite)
- Gewicht: 2.500 kg (Mark II)
Antrieb
- Feststoffbooster: Zwei Feststoffraketen (Boostermotoren) für den Start, um die Rakete auf eine hohe Geschwindigkeit zu beschleunigen.
- Marschtriebwerk: Zwei Rolls-Royce Bristol Thor Ramjet-Triebwerke für die Marschflugphase.
Leistung und Reichweite
- Maximale Reichweite: Ca. 185 km (Mark II)
- Maximale Flughöhe: Bis zu 20.000 Meter
- Geschwindigkeit: Über Mach 2.7 (ca. 3.300 km/h)
Lenkung und Steuerung
- Zielsteuerung: Semi-aktive Radarlenkung: Die Bloodhound-Rakete nutzte eine halbaktive Radarverfolgung, bei der das Ziel von einem Bodenradar angestrahlt wurde und die Rakete die reflektierten Radarwellen für die Zielerfassung nutzte.
- Zielerfassung: Das Ferranti Type 83 Radar war für die Zielerfassung und Führung der Raketen zuständig.
Gefechtskopf
- Sprengkopfgewicht: 50 kg hochexplosiver Splittergefechtskopf
- Zündung: Näherungszünder und Aufschlagzünder, um sicherzustellen, dass die Rakete in unmittelbarer Nähe des Ziels explodiert und maximalen Schaden verursacht.
Geschichte und Entwicklung
Die Entwicklung der Bloodhound begann in den frühen 1950er Jahren als Reaktion auf die zunehmende Bedrohung durch strategische Bomber der Sowjetunion. Zu dieser Zeit stellte der Luftangriff durch Bomber die größte Bedrohung für Westeuropa und Großbritannien dar, und es bestand dringender Bedarf an einem effektiven Luftverteidigungssystem, das in der Lage war, hochschnell fliegende Bomber in großen Höhen abzufangen.
Bloodhound Mark I
- Die erste Version der Bloodhound, die Mark I, wurde 1958 in Dienst gestellt. Diese Version hatte eine relativ kurze Reichweite und wurde bald durch die leistungsfähigere Mark II ersetzt.
- Mark I basierte auf der Technik des frühen Kalten Krieges, die vor allem auf die Abwehr von Bombern der damaligen Zeit ausgelegt war.
Bloodhound Mark II
- Die Bloodhound Mark II, die 1964 eingeführt wurde, brachte erhebliche Verbesserungen gegenüber der ursprünglichen Version. Sie hatte eine größere Reichweite, eine höhere Geschwindigkeit und eine verbesserte Zielerfassung. Diese Version war in der Lage, Hochgeschwindigkeitsziele in großer Höhe abzufangen und war ein wichtiger Bestandteil der britischen Luftverteidigung.
- Die Mark II war mit Rolls-Royce Ramjet-Triebwerken ausgestattet, die der Rakete die Fähigkeit gaben, mit Überschallgeschwindigkeit zu fliegen.
Einsatzgebiete und Nutzung
Die Royal Air Force (RAF) war der Hauptnutzer der Bloodhound-Raketen. Die Raketen wurden in Luftverteidigungsbasen in ganz Großbritannien stationiert, insbesondere in Regionen, die gegen sowjetische Bomber geschützt werden sollten. Die Bloodhound war ein integraler Bestandteil des NATO-Luftverteidigungssystems.
Neben der RAF wurde die Bloodhound auch von anderen Ländern eingesetzt, darunter:
- Schweden: Die schwedische Luftwaffe setzte die Bloodhound in den 1960er und 1970er Jahren ein, um ihre Luftverteidigung zu stärken.
- Australien: Die Bloodhound wurde von der Royal Australian Air Force (RAAF) verwendet.
- Schweiz: Die Schweizer Armee nutzte ebenfalls die Bloodhound zur Luftverteidigung.
Stärken und Schwächen der Bloodhound
Stärken
- Große Reichweite und hohe Geschwindigkeit: Die Bloodhound Mark II war in der Lage, große Entfernungen zu überbrücken und feindliche Flugzeuge in großen Höhen und bei hohen Geschwindigkeiten abzufangen.
- Effektive Bomberabwehr: Die Bloodhound war speziell für die Abwehr von sowjetischen Bombern entwickelt worden und stellte eine zuverlässige Luftverteidigungslösung dar.
- Ramjet-Antrieb: Die Verwendung von Ramjet-Triebwerken ermöglichte es der Bloodhound, ihre Geschwindigkeit zu halten, was sie zu einer schnellen und präzisen Rakete machte.
Schwächen
- Abhängigkeit von Radar: Wie viele andere Boden-Luft-Raketen dieser Ära war die Bloodhound stark von Radarstationen abhängig. Dies machte sie anfällig für elektronische Störungen oder Radarvermeidungsmanöver.
- Veraltet gegen moderne Bedrohungen: Mit dem Aufkommen von Überschall-Langstreckenraketen und modernen Luftkampftaktiken in den 1970er und 1980er Jahren wurde die Bloodhound zunehmend als veraltet angesehen.
- Kosten und Infrastruktur: Die Bloodhound war ein teures System, das eine erhebliche Infrastruktur benötigte, einschließlich Radarstationen und Startvorrichtungen.
Modernisierungen und Außerdienststellung
Die Bloodhound wurde im Laufe ihrer Dienstzeit mehrfach modernisiert, insbesondere die Mark II Version, um neue Technologien und Bedrohungen zu berücksichtigen. Trotz der Modernisierungen wurde das System im Jahr 1991 von der Royal Air Force außer Dienst gestellt, da es durch modernere Luftverteidigungssysteme ersetzt wurde.
Zusammenfassung
Die British Aircraft Corporation Bloodhound war ein bedeutendes Langstrecken-Boden-Luft-Raketensystem, das während des Kalten Krieges eine Schlüsselrolle in der Luftverteidigung Großbritanniens und anderer NATO-Staaten spielte. Die Bloodhound Mark II mit ihrer hohen Geschwindigkeit und großen Reichweite war speziell auf die Abwehr von Bombern ausgelegt und galt als eine der besten ihrer Zeit. Trotz ihrer Stärken wurde die Bloodhound mit dem Fortschritt der Luftkriegsführungstechnologie schließlich veraltet und 1991 außer Dienst gestellt. Sie bleibt jedoch ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung von Boden-Luft-Raketen und in der Geschichte der britischen Luftverteidigung.