Blohm & Voss BV-246 Hagelkorn
- Royal Air Force Museum Midlands
Die Blohm & Voss BV 246 "Hagelkorn" war eine deutsche Gleitbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die als Präzisionswaffe entwickelt wurde, um aus großer Entfernung auf stationäre Ziele abgeworfen zu werden. Ihr Design zeichnete sich durch eine aerodynamisch optimierte Form und große Flügelspannweite aus, die ihr eine hohe Reichweite ermöglichte. Die BV 246 war eine der ersten Waffen ihrer Art, die die Idee der gleitenden Bomben aufgriff, um Ziele ohne die Notwendigkeit eines großen Trägers wie eines Bombers präzise zu treffen.
Technische Daten der BV 246 Hagelkorn
- Bezeichnung: Blohm & Voss BV 246 "Hagelkorn"
- Typ: Präzisions-Gleitbombe
- Hersteller: Blohm & Voss
- Entwicklungszeitraum: 1943–1945
- Einsatzzeit: Nicht im Einsatz, das Projekt wurde vor Kriegsende aufgegeben
Abmessungen
- Länge: 3,53 Meter
- Spannweite: 6,4 Meter
- Gewicht: Ca. 730 kg
Antrieb
- Antriebssystem: Kein eigener Antrieb – die BV 246 war eine ungelenkte Gleitbombe, die durch ihre aerodynamische Form und Schwerkraft zum Ziel glitt.
Leistung und Reichweite
- Maximale Reichweite: Bis zu 210 km (je nach Abwurfhöhe)
- Flugbahn: Die aerodynamische Bauweise mit den großen Tragflächen ermöglichte eine besonders weite Gleitphase, wodurch sie ihr Ziel präzise anfliegen konnte.
Steuerung und Lenkung
- Lenkungssystem: Ungelenkt, d. h., die BV 246 flog nach dem Abwurf einem vorbestimmten Kurs entlang. Es war jedoch geplant, dass einige Modelle mit einem Leitstrahlsystem für Präzisionslenkung ausgestattet werden könnten.
- Stabilität: Die aerodynamische Form der Flügel und des Rumpfes sorgte für eine stabile Gleitbahn.
Gefechtskopf
- Sprengkopfgewicht: 435 kg
- Sprengstoff: Hochexplosiver Sprengstoff, geeignet für die Zerstörung von stationären Zielen wie Brücken, Fabriken oder militärischen Einrichtungen.
Geschichte und Entwicklung
Die BV 246 wurde von Blohm & Voss im Jahr 1943 als Reaktion auf die Notwendigkeit einer Langstrecken-Präzisionswaffe entwickelt. Sie war als gleitende Bombe konzipiert, die von einem Trägerflugzeug in großer Höhe und Entfernung abgeworfen werden konnte. Durch ihre segelflugähnliche Bauweise konnte sie Ziele treffen, ohne dass das Trägerflugzeug in die Nähe von feindlicher Luftabwehr oder in Kampfgebiete eindringen musste.
Die ursprüngliche Idee war, die BV 246 in Kombination mit Bombern oder Kampfflugzeugen wie der Messerschmitt Bf 109 oder der Focke-Wulf Fw 190 zu verwenden, die die Gleitbombe in sicherer Entfernung von ihrem Ziel aus abwerfen konnten. Das aerodynamische Design der Waffe ermöglichte eine extrem lange Gleitphase, in der sie durch ihre Trägheit auf das Ziel zuflog.
Testphasen und technische Herausforderungen
Während der Entwicklung wurde die BV 246 verschiedenen Tests unterzogen, um ihre Flugeigenschaften zu prüfen. Der Kriegsausgang und technische Schwierigkeiten, insbesondere bei der Präzisionssteuerung, verhinderten jedoch den massenhaften Einsatz der Waffe.
Eine fortschrittlichere Version, die mit einem Leitstrahlsystem ausgestattet werden sollte, um die Präzision zu erhöhen, wurde ebenfalls untersucht. Doch das Ende des Krieges kam zu früh, um diese Technologie vollständig zu entwickeln und in die Produktion zu überführen.
Geplante Einsatzgebiete
Die BV 246 war hauptsächlich für den Einsatz gegen fest installierte Bodenziele konzipiert, darunter:
- Brücken
- Industrielle Anlagen
- Militärische Kommandoposten
- Radarstationen
Die lange Gleitreichweite hätte es den Bombern ermöglicht, Ziele in großer Entfernung anzugreifen, ohne in die unmittelbare Nähe des Ziels zu gelangen, was die Verluste durch Flugabwehrfeuer minimiert hätte.
Einsatzgeschichte
Obwohl die BV 246 eine vielversprechende Waffe war, kam sie aufgrund des Kriegsverlaufs und technischer Schwierigkeiten nie zum Einsatz. Die Entwicklung wurde zugunsten anderer Projekte eingestellt, die als dringender oder kriegsentscheidender angesehen wurden. Die Ressourcenknappheit und der zunehmende Druck auf Deutschland gegen Ende des Krieges trugen dazu bei, dass die BV 246 in keine Serienproduktion ging.
Stärken und Schwächen der BV 246 Hagelkorn
Stärken
- Extrem lange Reichweite: Durch das gleitende Flugprofil war die BV 246 in der Lage, Ziele in großer Entfernung anzugreifen, was den Trägerflugzeugen ermöglichte, außerhalb der Reichweite feindlicher Luftabwehr zu operieren.
- Einfaches Design: Als unmotorisierte Waffe war die BV 246 relativ einfach zu konstruieren und weniger anfällig für technische Probleme im Vergleich zu komplexeren, motorisierten Flugkörpern.
- Hohe Zerstörungskraft: Der große Sprengkopf von 435 kg machte die BV 246 besonders geeignet für die Zerstörung von stark befestigten Zielen.
Schwächen
- Fehlende Lenkung: Die ungelenkte Version der BV 246 war relativ ungenau, insbesondere wenn sie aus großer Entfernung abgeworfen wurde. Pläne für eine präzisere Lenkung kamen nicht zur Umsetzung.
- Eingeschränkter Einsatz: Aufgrund der fehlenden Präzision und der begrenzten technischen Reife wurde die BV 246 nie operativ eingesetzt.
- Späte Entwicklung: Die Entwicklung begann relativ spät im Krieg, als Deutschland bereits in die Defensive gedrängt wurde und Ressourcen für derartige Projekte knapp waren.
Zusammenfassung
Die Blohm & Voss BV 246 "Hagelkorn" war eine innovative Langstrecken-Gleitbombe, die darauf ausgelegt war, feindliche stationäre Ziele aus sicherer Entfernung zu treffen. Ihr Design, das eine große Flügelspannweite und eine hohe Reichweite ermöglichte, war für seine Zeit sehr fortschrittlich. Dennoch kam sie aufgrund von technischen Herausforderungen und dem späten Entwicklungszeitpunkt nie zum Einsatz. Die BV 246 blieb ein Prototyp, der das Potenzial hatte, die Luftkriegsführung zu beeinflussen, jedoch aufgrund des Kriegsverlaufs und der Priorisierung anderer Projekte nie die Chance dazu erhielt.