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AS37 Martel

Besucht am:
AS37 Martel
  • Royal Air Force Museum Midlands

Die AS.37 Martel ist eine taktische Luft-Boden-Rakete, die in den 1960er Jahren in Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Frankreich entwickelt wurde. Ihr Hauptzweck war der Einsatz als Anti-Radar-Rakete zur Zerstörung feindlicher Radarstationen, die in der Luftverteidigung eingesetzt werden. "Martel" steht für "Missile, Anti-Radar, Television and Laser" und bezieht sich auf die verschiedenen Versionen der Rakete, die für unterschiedliche Einsatzarten entwickelt wurden.

Technische Daten der AS.37 Martel

  • Bezeichnung: AS.37 Martel
  • Typ: Taktische Anti-Radar-Rakete (ARM)
  • Hersteller: Matra (Frankreich) und Hawker Siddeley (Großbritannien)
  • Entwicklungszeitraum: 1960er Jahre
  • In Dienst gestellt: 1973
  • Einsatzzeit: 1973–1990er Jahre (ausgemustert bei vielen Luftstreitkräften)

Abmessungen

  • Länge: 4,2 Meter
  • Durchmesser: 40 cm
  • Spannweite: 1,2 Meter
  • Gewicht: 550 kg

Antrieb

  • Raketenmotor: Feststoffraketenantrieb
  • Geschwindigkeit: Mach 0,95 (ca. 1.160 km/h)

Leistung und Reichweite

  • Maximale Reichweite: Ca. 60 km (je nach Version und Höhe des Abschusses)
  • Flugbahn: Zumeist tiefer Flug zur Vermeidung der Erkennung durch Radar

Lenkung und Steuerung

  • Lenkungssystem:
    • AS.37 (Anti-Radar-Version): Die Rakete verfügt über einen passiven Radar-Homing-Suchkopf, der sich auf feindliche Radarstrahlungen ausrichtet. Das bedeutet, sie verfolgt die ausgesendeten elektromagnetischen Wellen des feindlichen Radars.
    • TV-Version (AJ.168): Eine alternative Version der Martel, die mit einer Fernsehlenkung ausgestattet war, um Bodenziele visuell anzuvisieren und präzise anzugreifen.
  • Flugsteuerung: Steuerflächen für die Manövrierfähigkeit während des Fluges

Gefechtskopf

  • Typ: Hochexplosiver Splitter-Gefechtskopf
  • Gewicht des Sprengkopfes: 150 kg
  • Ziel: Radarstationen, Flugabwehrsysteme oder Bodenziele mit feindlichen Radaranlagen

Geschichte und Entwicklung

Die Entwicklung der Martel-Rakete begann in den 1960er Jahren als ein gemeinsames Projekt der britischen und französischen Regierungen. Ziel war es, eine Rakete zu entwickeln, die in der Lage ist, feindliche Radarstationen und Luftverteidigungsanlagen zu zerstören, um Luftangriffe effektiver zu machen und die Überlebensfähigkeit von Angriffsflugzeugen zu erhöhen.

Ziele der Entwicklung
  • Die Martel sollte eine radargelenkte Anti-Schiff-Rakete (AJ.168) und eine Anti-Radar-Rakete (AS.37) kombinieren, um sowohl gegen Schiffe als auch gegen Boden-Radarstationen einsetzbar zu sein.
  • Die Rakete sollte von britischen und französischen Jagdbombern und Kampfflugzeugen eingesetzt werden können, um den Piloten eine "Stand-off"-Fähigkeit zu geben, also Ziele aus sicherer Entfernung zu bekämpfen, ohne in die Reichweite der feindlichen Flugabwehr zu geraten.

Die AS.37-Version war auf die Zerstörung von Radaranlagen spezialisiert, um feindliche Luftverteidigungsnetze zu schwächen. Die TV-gesteuerte Version (AJ.168) war für Angriffe auf Schiffsziele und andere strategische Bodenziele konzipiert.

Einsatzgebiete und Plattformen

Die AS.37 Martel wurde in den 1970er Jahren von der Royal Air Force (RAF) und der französischen Luftwaffe in Dienst gestellt. Zu den Flugzeugen, die die Martel tragen konnten, gehören:

  • SEPECAT Jaguar (britische und französische Versionen)
  • Buccaneer S.2 (RAF)
  • Mirage III und Mirage V (französische Luftwaffe)
  • F-4 Phantom II (RAF)

Diese Flugzeuge nutzten die Martel-Raketen für Angriffe auf feindliche Luftverteidigungssysteme und Radarstationen, insbesondere in Szenarien, in denen die Zerstörung der feindlichen Luftabwehr notwendig war, um Folgeangriffe durchzuführen.

Einsatz in Konflikten

Die AS.37 Martel wurde in mehreren Militärkonflikten eingesetzt:

  • Falklandkrieg (1982): Die Martel-Raketen wurden von britischen Buccaneer-Jagdbombern verwendet, um gegen argentinische Radarstationen vorzugehen. Ihre Fähigkeit, feindliche Radarstrahlungen zu verfolgen, war besonders nützlich, um die Luftverteidigung der Argentinier zu schwächen.
  • Kalter Krieg: Die Martel war eine Schlüsselkomponente in der NATO-Doktrin der SEAD-Missionen (Suppression of Enemy Air Defenses). Sie sollte es der NATO ermöglichen, im Falle eines Konflikts mit dem Warschauer Pakt feindliche Luftverteidigungssysteme auszuschalten.

Stärken und Schwächen der AS.37 Martel

Stärken

  • Anti-Radar-Fähigkeit: Die AS.37 Martel konnte Radarstationen durch ihre passive Radarlenkung aufspüren und zerstören, was sie ideal für SEAD-Missionen machte.
  • Flexibilität: Die verschiedenen Versionen der Martel (Anti-Radar und TV-gesteuert) ermöglichten es, eine Vielzahl von Zielen anzugreifen, von Radarstationen bis zu Schiffszielen.
  • Langstreckenfähigkeit: Die Martel ermöglichte es Kampfflugzeugen, Ziele aus sicherer Entfernung anzugreifen, was die Überlebensfähigkeit der Flugzeuge im feindlichen Luftraum erheblich erhöhte.

Schwächen

  • Veraltete Technologie: Im Vergleich zu modernen Anti-Radar-Raketen wie der AGM-88 HARM war die Martel ab den 1980er Jahren technisch veraltet. Ihre Sensoren und Lenkungssysteme waren weniger präzise und anfälliger für elektronische Gegenmaßnahmen.
  • Größe und Gewicht: Mit einem Gewicht von über 500 kg war die Martel relativ schwer, was die Traglast und Manövrierfähigkeit der Flugzeuge einschränkte, die sie einsetzten.
  • Begrenzte Zielverfolgung: Die passive Radarlenkung war effektiv gegen aktive Radare, aber feindliche Radarstationen konnten die Strahlung abschalten, um der Rakete auszuweichen, was ihre Effektivität einschränkte.

Zusammenfassung

Die AS.37 Martel war eine der ersten Anti-Radar-Raketen, die speziell zur Zerstörung von feindlichen Radarstationen und Luftverteidigungsanlagen entwickelt wurde. Sie spielte eine Schlüsselrolle in der Taktik der NATO während des Kalten Krieges, insbesondere in SEAD-Missionen zur Schwächung der gegnerischen Luftverteidigung. Trotz ihrer Stärken in den 1970er Jahren wurde die Martel in den 1980er Jahren durch modernere Systeme wie die AGM-88 HARM ersetzt und schließlich ausgemustert.

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