Direkt zum Inhalt

AIM-9 Sidewinder

Besucht am:
RAF Midlands - AIM-9 Sidewinder (2019)
  • Royal Air Force Museum Midlands

Die AIM-9 Sidewinder ist eine Kurzstrecken-Luft-Luft-Rakete, die seit den 1950er Jahren im Einsatz ist. Sie gilt als eine der erfolgreichsten und am weitesten verbreiteten Luft-Luft-Raketen der Welt und ist für ihre Infrarot-Zielsuchtechnologie bekannt. Die AIM-9 wurde von den US-Streitkräften entwickelt und später in vielen Ländern weltweit eingesetzt.

Technische Daten der AIM-9 Sidewinder

  • Bezeichnung: AIM-9 Sidewinder
  • Typ: Kurzstrecken-Luft-Luft-Rakete
  • Hersteller: Raytheon, ursprünglich von der Naval Ordnance Test Station entwickelt
  • In Dienst gestellt: 1956
  • Einsatzzeit: 1956 bis heute (verschiedene Versionen)

Abmessungen

  • Länge: 2,87 Meter
  • Durchmesser: 12,7 cm
  • Spannweite: 63 cm
  • Gewicht: Ca. 85–91 kg (je nach Version)

Antrieb

  • Raketenmotor: Feststoffraketenantrieb
  • Geschwindigkeit: Bis zu Mach 2,5 (ca. 3.100 km/h)

Leistung und Reichweite

  • Maximale Reichweite: 18–35 km (je nach Version und Abschusshöhe)
  • Zielverfolgung: Automatische Verfolgung durch Infrarot-Suchkopf, der sich auf die Wärmesignatur des Ziels richtet

Lenkung und Steuerung

  • Lenkungssystem: Infrarot-Zielsuchlenkung
    • Die Rakete verfolgt die Wärmesignatur des feindlichen Flugzeugs, typischerweise die Triebwerksabgase.
    • "Fire-and-forget": Die Rakete muss nach dem Abschuss nicht weiter vom Trägerflugzeug gesteuert werden.
  • Flugsteuerung: Vier Steuerflächen an der Raketenspitze und Flügel zur Stabilisierung

Gefechtskopf

  • Typ: Hochexplosiver Splittergefechtskopf
  • Gewicht des Sprengkopfes: Ca. 9 kg
  • Zündung: Näherungszünder und Aufschlagzünder

Geschichte und Entwicklung

Die AIM-9 Sidewinder wurde ursprünglich in den 1950er Jahren von der US Navy entwickelt, um ein einfaches, kostengünstiges und effektives Luft-Luft-Waffensystem zu schaffen. Die Infrarot-Zielsuchtechnologie machte die Sidewinder zu einer "Fire-and-forget"-Waffe, die nach dem Abschuss das Ziel selbstständig verfolgte. Die erste Version der Rakete, die AIM-9A, wurde 1956 in Dienst gestellt.

Frühe Versionen (AIM-9A bis AIM-9D)
  • Die ersten Versionen der Sidewinder hatten noch technische Probleme, vor allem bei der Zielverfolgung. Mit der Zeit wurden jedoch die Lenk- und Zielsysteme erheblich verbessert. Die AIM-9B war die erste weitverbreitete Version und wurde während des Vietnamkriegs eingesetzt.
  • Die AIM-9D führte Verbesserungen ein, wie einen verbesserten Suchkopf und einen größeren Gefechtskopf, wodurch die Trefferquote und die Wirksamkeit der Rakete erhöht wurden.
AIM-9L (Vietnam und Falklandkrieg)
  • Die AIM-9L, eingeführt in den 1970er Jahren, war eine der bedeutendsten Weiterentwicklungen. Diese Version konnte Ziele von vorn anfliegen, da sie nicht nur auf die heiße Abgasstrahlung des Triebwerks, sondern auf jede signifikante Wärmesignatur reagieren konnte.
  • Die AIM-9L bewährte sich im Vietnamkrieg und später im Falklandkrieg, wo sie von britischen Harrier-Jets erfolgreich gegen argentinische Flugzeuge eingesetzt wurde. Ihre Fähigkeit, manövrierfähige Ziele zu bekämpfen, machte sie zu einer der effektivsten Luft-Luft-Raketen ihrer Zeit.
AIM-9M und AIM-9X (Modernere Versionen)
  • Die AIM-9M, eingeführt in den 1980er Jahren, bot verbesserte Störfestigkeit gegen elektronische Gegenmaßnahmen und eine verbesserte Zielverfolgung bei schlechter Sicht.
  • Die AIM-9X, die neueste Version der Sidewinder, wurde im Jahr 2003 eingeführt und ist eine deutlich weiterentwickelte Rakete. Sie bietet:
    • Hochempfindliche Infrarot-Sensoren, die auf sehr geringe Wärmesignaturen reagieren können.
    • 360-Grad-Zielverfolgung, was sie auch im Nahkampf überaus effektiv macht.
    • Schubvektorsteuerung, die eine höhere Manövrierfähigkeit ermöglicht und den Einsatz bei extremen Winkeln erlaubt.
    • Helmdisplay-Integration: Der Pilot kann Ziele außerhalb des direkten Sichtfeldes anvisieren, indem er sie mit seinem Helmdisplay anpeilt.

Einsatzgebiete und Plattformen

Die AIM-9 Sidewinder wird auf einer Vielzahl von Kampfflugzeugen weltweit eingesetzt. Zu den Flugzeugen, die mit der Sidewinder bewaffnet sind oder waren, gehören:

  • F-4 Phantom II
  • F-15 Eagle
  • F-16 Fighting Falcon
  • F/A-18 Hornet
  • F-22 Raptor
  • F-35 Lightning II
  • Eurofighter Typhoon
  • Harrier-Jets
  • Tornado
  • Mirage 2000

Neben den US-Streitkräften wurde die AIM-9 Sidewinder auch von vielen NATO-Verbündeten und anderen Ländern eingesetzt. Sie ist bis heute eine der am häufigsten verwendeten Luft-Luft-Raketen weltweit.

Einsatz in Konflikten

Die AIM-9 Sidewinder wurde in zahlreichen Konflikten seit den 1960er Jahren erfolgreich eingesetzt, darunter:

  • Vietnamkrieg: Die Sidewinder wurde von US-Jets in Luftkämpfen mit nordvietnamesischen Flugzeugen verwendet.
  • Falklandkrieg: Die britische Luftwaffe setzte die AIM-9L erfolgreich gegen argentinische Flugzeuge ein.
  • Golfkrieg (1991): Die Sidewinder wurde erfolgreich von F-15- und F-16-Jets gegen irakische Flugzeuge eingesetzt.
  • Kosovo-Krieg und weitere Konflikte: Die AIM-9 spielte in mehreren weiteren Konflikten eine wichtige Rolle in den Luftkämpfen.

Stärken und Schwächen der AIM-9 Sidewinder

Stärken

  • "Fire-and-forget": Die Rakete wird nach dem Abschuss nicht weiter vom Trägerflugzeug gesteuert, was dem Piloten erlaubt, sich auf andere Bedrohungen zu konzentrieren.
  • Hohe Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit: Mit einer Geschwindigkeit von bis zu Mach 2,5 und hoher Manövrierfähigkeit ist die Sidewinder eine tödliche Waffe im Luftnahkampf.
  • Vielfältige Einsatzplattformen: Die Sidewinder kann auf einer breiten Palette von Flugzeugtypen montiert werden und ist in vielen verschiedenen Luftstreitkräften im Einsatz.
  • Fortlaufende Modernisierungen: Dank der ständigen Weiterentwicklung bleibt die AIM-9, insbesondere in der AIM-9X-Version, eine moderne und wirksame Waffe für den Luftkampf.

Schwächen

  • Reichweite: Als Kurzstreckenrakete ist die Sidewinder auf Nahkämpfe ausgelegt und nicht für Langstreckenziele geeignet. In Kombination mit Mittel- und Langstreckenraketen wie der AIM-120 AMRAAM ist sie jedoch effektiv.
  • Störanfälligkeit in älteren Versionen: Die älteren Versionen der AIM-9, insbesondere die AIM-9B, waren anfällig für elektronische Störmaßnahmen und wurden durch einfache Flares leicht abgelenkt. Spätere Versionen wie die AIM-9M und AIM-9X haben diese Schwächen jedoch überwunden.

Zusammenfassung

Die AIM-9 Sidewinder ist eine der erfolgreichsten und langlebigsten Luft-Luft-Raketen der Geschichte. Seit ihrer Einführung in den 1950er Jahren hat sie sich in zahlreichen Konflikten bewährt und ist bis heute eine entscheidende Waffe im Luftnahkampf. Mit fortlaufenden Verbesserungen, wie in der AIM-9X, bleibt sie eine wichtige Komponente in den Luftstreitkräften vieler Länder weltweit

Aufrufe:
1