Direkt zum Inhalt
technik_fahne_nationen
Japan
Technik_Entwicklung
1944
Beschreibung

Die Yokosuka MXY-7 Ohka (auch bekannt als "Ohka", was auf Japanisch "Kirschblüte" bedeutet) war ein bemanntes, selbstmordgeführtes Raketenflugzeug, das von den japanischen Streitkräften während des Zweiten Weltkriegs entwickelt wurde. Es wurde speziell für Kamikaze-Angriffe entworfen und eingesetzt. Die Ohka wurde von einem Trägerflugzeug getragen und in der Nähe eines Ziels abgeworfen, bevor der Pilot die Raketenantriebe zündete, um das Flugzeug mit hoher Geschwindigkeit in sein Ziel zu steuern.

Technische Daten der Yokosuka MXY-7 Ohka Modell 11

  • Besatzung: 1 Pilot (Kamikaze)
  • Länge: 6,06 m
  • Spannweite: 5,12 m
  • Höhe: 1,16 m
  • Leermasse: 440 kg
  • Maximale Startmasse: 2.140 kg
  • Antrieb: 3 × Feststoffraketenmotoren des Typs Type 4 Mk1 Model 20
    • Schubkraft: ca. 800 kgf (7,85 kN)
  • Höchstgeschwindigkeit: 650 km/h (Gleitflug), über 950 km/h (mit Raketenantrieb im Sturzflug)
  • Reichweite: ca. 36 km im Gleitflug
  • Bewaffnung: 1 × 1.200 kg Sprengladung im Bug (explosiver Gefechtskopf)

Geschichte und Entwicklung der Yokosuka MXY-7 Ohka

Hintergrund

Im Laufe des Zweiten Weltkriegs, als sich die japanische Kriegslage zunehmend verschlechterte, griffen die japanischen Streitkräfte zunehmend auf Kamikaze-Taktiken zurück, um alliierten Schiffen maximalen Schaden zuzufügen. Der Einsatz solcher Taktiken, bei denen Piloten mit ihrem Flugzeug direkt in feindliche Schiffe flogen, sollte der japanischen Marine und Luftwaffe ermöglichen, den Verlust an konventionellen Streitkräften auszugleichen. Die Yokosuka MXY-7 Ohka wurde speziell für solche Kamikaze-Angriffe entwickelt, um diese Strategie noch effektiver zu machen.

Das Flugzeug wurde von der Yokosuka Naval Air Technical Arsenal entworfen und war eine relativ einfache Konstruktion, die darauf abzielte, maximale Zerstörung bei minimalem Materialaufwand zu erreichen. Die Ohka wurde als Gleitbombe mit Raketenantrieb konzipiert, die von einem größeren Trägerflugzeug wie der Mitsubishi G4M "Betty" bis in die Nähe des Ziels transportiert und dann ausgeklinkt wurde. Der Pilot des Ohka hatte die Aufgabe, das Flugzeug mit Hilfe des Raketenantriebs auf das Ziel zu lenken.

Konstruktion und Design

Die Ohka war ein sehr kleines, einfach gebautes Flugzeug mit einem Holz- und Metallrahmen, der leicht genug war, um von einem Trägerflugzeug getragen zu werden. Es war aerodynamisch ausgelegt, um die Geschwindigkeit im Sturzflug zu maximieren.

Der Pilot saß in einem kleinen Cockpit im vorderen Teil des Flugzeugs und hatte nur begrenzte Steuerungsmöglichkeiten. Nach dem Abwurf vom Trägerflugzeug konnte der Pilot die Feststoffraketenantriebe zünden, die ihm genug Geschwindigkeit gaben, um feindlichen Abwehrsystemen zu entgehen und das Ziel direkt zu treffen. Die Raketenantriebe wurden in der Regel kurz vor dem Endanflug auf das Ziel aktiviert, wodurch das Flugzeug in einen fast unaufhaltsamen Todesstoß verwandelte.

Im Bug des Ohka befand sich eine Sprengladung von 1.200 kg, die für verheerende Schäden bei einem Aufprall auf feindliche Schiffe sorgte. Diese Sprengladung machte die Ohka zu einer gefährlichen Waffe, die in der Lage war, alliierte Kriegsschiffe schwer zu beschädigen oder zu versenken.

Flugeigenschaften

Die Ohka war vor allem für ihre extreme Endgeschwindigkeit bekannt. Nach dem Abwurf vom Trägerflugzeug konnte die Ohka zunächst gleiten, bis der Pilot die Raketenantriebe zündete. Mit den Feststoffraketen erreichte das Flugzeug Geschwindigkeiten von bis zu 950 km/h, was es schwierig machte, es mit konventionellen Flugabwehrsystemen zu treffen.

Allerdings war die Ohka auch stark von ihren Trägerflugzeugen abhängig. Diese Trägerflugzeuge, wie die Mitsubishi G4M "Betty", waren langsam und anfällig für alliierte Jagdflugzeuge und Flugabwehrfeuer. Sobald ein Trägerflugzeug abgeschossen wurde, ging auch die Ohka verloren, da sie keine Möglichkeit hatte, unabhängig zu operieren.

Einsatzgeschichte

  1. Erster Einsatz im März 1945: Die Ohka wurde erstmals im März 1945 gegen die alliierten Flotten im Pazifik eingesetzt, insbesondere während der Kämpfe um Okinawa. Sie wurde von Mitsubishi G4M "Betty"-Bombern getragen und in der Nähe der alliierten Flotten abgeworfen. Trotz ihrer zerstörerischen Ladung und Geschwindigkeit blieben die Erfolge der Ohka begrenzt, da die langsamen Trägerflugzeuge häufig von alliierten Jagdflugzeugen abgefangen wurden, bevor sie die Zielzone erreichten.
  2. Begrenzte Erfolge: Einige Ohka-Angriffe erzielten Erfolge und beschädigten oder versenkten mehrere Schiffe, aber die meisten Einsätze endeten in Fehlschlägen. Die Trägerflugzeuge waren besonders anfällig für alliierte Jagdflugzeuge und Flugabwehrgeschütze, und viele Ohka wurden nie abgeworfen, da die Trägerflugzeuge zerstört wurden, bevor sie das Ziel erreichten.
  3. Einsatz in Okinawa und im Pazifik: Die Schlacht um Okinawa und der Kampf im Pazifik sahen den intensivsten Einsatz der Ohka. Es wurde jedoch schnell klar, dass der strategische Wert der Ohka begrenzt war. Obwohl einige Ohka-Angriffe erfolgreich Schiffe beschädigten, konnten sie die alliierten Seestreitkräfte nicht entscheidend beeinflussen.
  4. Verluste und Probleme: Der Ohka-Einsatz war auch aufgrund des mangelnden Erfolgs und der hohen Verluste der Trägerflugzeuge problematisch. Die alliierten Luftüberlegenheiten verhinderten, dass die Ohka in größerem Maßstab eingesetzt werden konnte.

Varianten

  • MXY-7 Modell 11: Die häufigste Version mit drei Feststoffraketenmotoren und einer Sprengladung im Bug. Dies war das Modell, das in den meisten Kamikaze-Einsätzen verwendet wurde.
  • MXY-7 Modell 22: Eine spätere Version mit einem strahlgetriebenen Motor anstelle von Feststoffraketen. Diese Version wurde jedoch nie in den Einsatz gebracht.
  • MXY-7 Modell 43: Eine noch weiterentwickelte Version mit verbesserter Steuerung und Reichweite, aber ebenfalls nicht eingesetzt.

Schwächen und Außerdienststellung

Die Ohka war zwar eine Waffe mit großem Zerstörungspotenzial, aber sie litt unter mehreren Schwächen. Die Abhängigkeit von den Trägerflugzeugen war ein großes Problem, da diese leicht von alliierten Flugzeugen abgeschossen werden konnten. Die geringe Reichweite des Gleitflugs und die Verwundbarkeit der langsamen Trägerflugzeuge führten dazu, dass nur wenige Ohka-Einsätze tatsächlich erfolgreich waren.

Mit der zunehmenden Überlegenheit der alliierten Streitkräfte im Pazifik gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Einsatz von Kamikaze-Flugzeugen wie der Ohka immer weniger effektiv. Viele Ohka wurden nie zum Einsatz gebracht, da die japanischen Streitkräfte im Verlauf des Krieges immer mehr Ressourcen verloren.

Bedeutung und Erbe der Yokosuka MXY-7 Ohka

Die Yokosuka MXY-7 Ohka ist heute ein Symbol für die Verzweiflung der japanischen Kriegsanstrengungen im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Sie steht für die extremen Taktiken, auf die Japan zurückgriff, als die regulären Streitkräfte zunehmend geschwächt wurden. Die Ohka ist auch ein technologisches Artefakt aus einer Zeit, in der radikale neue Waffenkonzepte entwickelt wurden, um die Übermacht der Alliierten zu brechen.

Ihre begrenzte Effektivität und die hohen Verluste zeigen jedoch, dass solche Waffen trotz ihrer destruktiven Natur keinen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Krieges hatten.

Fazit

Die Yokosuka MXY-7 Ohka war ein verzweifeltes Mittel der japanischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg, um durch Kamikaze-Angriffe feindliche Schiffe zu zerstören. Obwohl sie einige Erfolge erzielte, blieb ihre Wirksamkeit begrenzt, da die Trägerflugzeuge leicht abgeschossen wurden. Die Ohka steht heute als Symbol für die extreme Entschlossenheit und Verzweiflung, die Japan im letzten Kriegsjahr zeigte.

Titelbild
Yokosuka MXY7 Ohka

ort_technik