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USA
Technik_Entwicklung
1959
Beschreibung

MIM-23 HAWK ist ein mobiles allwetterfähiges Flugabwehrraketensystem des US-amerikanischen Herstellers Raytheon. Das System wurde zur Zeit des Kalten Krieges in den Jahren 1959/1960 bei der US Army in Dienst gestellt. Bis heute wurde HAWK in unterschiedlichen Konfigurationen an 25 Staaten der Welt verkauft.

Das Waffensystem bildete neben dem weiter reichenden System Nike und dessen Nachfolgesystem MIM-104 Patriot über mehrere Jahrzehnte das Rückgrat der integrierten Luftverteidigung der NATO und ist in einigen NATO-Staaten immer noch im Einsatz. Es wurde in der Version „Basic-HAWK“ im Jahre 1965 bei der deutschen Luftwaffe eingeführt. Nach mehreren Modernisierungen und Umstrukturierungen wurde es nach 40 Jahren 2005 außer Dienst gestellt.


Geschichte
Zur Anpassung der deutschen Luftverteidigung an die geänderte Bedrohungslage, die mit der Einführung von überschallfähigen Strahlflugzeugen entstanden war, wurde zu Anfang der 1960er-Jahre die Ausrüstung der Bundeswehr mit Flugabwehrraketensystemen US-amerikanischer Produktion beschlossen. Sie sollten die nunmehr deutlich überforderte Fla-Rohrartillerie ablösen. Für die Bekämpfung von hoch fliegenden Zielen (überwiegend Bomber) fiel die Wahl auf das schwere Flugabwehrraketensystem Nike Ajax (später auf Nike Hercules umgerüstet). Die Bekämpfung von Flugzielen in niedrigen und mittleren Höhen (insbesondere Jagdbomber) sollte das System HAWK übernehmen.

Beschreibung
HAWK ist ein Flugabwehrraketensystem mittlerer Reichweite zum Einsatz gegen Flugziele im tiefen bis mittleren Höhenbereich, das durch Verlastung auf Einachsanhängern sowie auf Lkws voll verlegefähig ist. Alle Radargeräte, die Lage- und Auswertezentrale (Information Coordination Centre, ICC), der Feuerleitstand (Platoon Command Post, PCP) sowie die Feuerleitzentrale (Battery Control Central, BCC), Startgeräte (Launcher, LCHR), Raketenpaletten sowie die Führungskabinen und die 56-kVA-Stromerzeugungsaggregate (SEA oder GEN) und alles technische Zubehör waren innerhalb einer halben Stunde abgebaut und auf dem Marsch.

Die Zielsuche erfolgt durch je ein Impuls- (Pulse Acquisition Radar, PAR) und ein Dauerstrich-Erfassungsradar (Continuous Wave Acquisition Radar, CWAR). Zur Bekämpfung wird das Flugziel mit einem weiteren Dauerstrich-Radar (High-Power Illuminator Radar, HPIR) beleuchtet. Die dabei reflektierte Radarenergie dient der Lenkeinheit des Flugkörpers zur Zielsuchlenkung, wobei zusätzlich direkte Steuersignale gesendet werden, die von einer Antenne am Heck des Flugkörpers empfangen werden. Dieses Prinzip wird halbaktives Zielsuch-Lenkverfahren genannt. Der Name des Waffensystems basiert auf diesem Verfahren (HAWK, Homing all-the-way Killer). Die Zündung des Gefechtskopfes erfolgte durch einen Vergleich der Signalstärke der von einer seitlichen und einer Heckantenne empfangenen Radarenergie des HPIR. Befand sich der Flugkörper auf gleicher Höhe mit dem Ziel, wurde das Signal der seitlichen Antenne (die vom Ziel reflektierte Radarenergie) schwächer und die Zündung ausgelöst.

Zur korrekten Entfernungsmessung eines Flugzieles auch unter elektronischen Störmaßnahmen wurde zusätzlich ein Entfernungsmessradar (Range only Radar, ROR) eingesetzt, das sich stufenlos über einen sehr großen Frequenzbereich betreiben ließ und dadurch praktisch nicht störbar war. PCP und ICC waren zudem mit der NATO-weit verbreiteten elektronischen Freund-Feind-Erkennung (Identification Friend/Foe, Selective Identification Feature: IFF/SIF) und dem Zentralrechner (Automatic Data Processor, ADP) ausgestattet. Letzterer hatte einen auf Ringkern-Technologie basierenden Arbeitsspeicher von 64 kB, der auch bei Abschaltung bzw. Ausfall der Betriebsspannung die zuletzt gespeicherten Daten behielt.

Der Flugkörper hat eine effektive Kampfentfernung von maximal 25 Kilometern bei einer maximalen Flughöhe von knapp unter 14.000 Metern. Die Beschleunigung des Feststoffantriebs reichte aus, um wenige Meter nach dem Verlassen des Startgerätes einfache Schallgeschwindigkeit (Mach 1) zu erreichen.

In der Vollstaffel-Konfiguration mit zwei Startgruppen konnten zeitgleich zwei Flugziele bekämpft werden, wobei beide HPIR am BCC betrieben wurden und das PCP als Reservegerät zur Verfügung stand.

Bei gleichzeitigem Einsatz von BCC und PCP mit je einer Startgruppe ergab sich ein gewichtiger taktischer Vorteil: Eine Halbstaffel (Battery Minus) konnte den Feuerkampf führen, während die andere Halbstaffel (Assault Firing Unit) unter dem Schutz der aktiven Halbstaffel verlegte. Diese Verfahren nannte man den „überschlagenden Einsatz“.

Die bei der deutschen Luftwaffe ab Ende der 1990er-Jahre übliche Halbstaffel-Konfiguration (Assault Firing Unit, AFU) hatte nur eine Startgruppe und konnte nur jeweils eine Zielbekämpfung durchführen, bevor das nächste Ziel bekämpft werden konnte. Eine letzte, Anfang der 1990er-Jahre eingeführte Verbesserung war eine elektro-optische Kamera (HEOS) mit extremem Zoomobjektiv, die auf beiden HPIR installiert wurde und unter guten Sichtbedingungen die rein optische Zielverfolgung auf bis zu 15 km Entfernung zuließ.

Titelbild
Raytheon SAM-A-18
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