Flak 10,5 cm
- Technik-Museum Sinsheim
Die 10,5 cm Flak 38/39 war ein deutsches schweres Flugabwehrgeschütz (Flak) des Zweiten Weltkriegs, das zur Bekämpfung hochfliegender Flugzeuge entwickelt wurde. Es stellte eine Weiterentwicklung der berühmten 8,8 cm Flak dar, die bereits zu Beginn des Krieges als effektive Flugabwehr- und Panzerabwehrkanone im Einsatz war. Die 10,5 cm Flak 38/39 wurde entwickelt, um höhere Reichweite und größere Feuerkraft gegen die immer schnelleren und höher fliegenden alliierten Bomber zu bieten.
Technische Daten der 10,5 cm Flak 38/39
- Bezeichnung: 10,5 cm Flak 38/39
- Typ: Schweres Flugabwehrgeschütz (Flak)
- Hersteller: Krupp und Rheinmetall
- In Dienst gestellt: 1936 (Flak 38), 1939 (Flak 39)
- Einsatzzeit: 1936–1945
Abmessungen
- Rohrlänge: 6,4 Meter (L/60)
- Kaliber: 105 mm (10,5 cm)
- Gewicht: 10.240 kg (einsatzbereit)
Feuerleistung
- Mündungsgeschwindigkeit: Ca. 881 m/s
- Maximale Reichweite:
- Gipfelhöhe: 12.800 Meter
- Schussweite: Ca. 17.700 Meter
- Feuerrate: Ca. 15 bis 18 Schuss pro Minute
Munition
- Granatengewicht: Ca. 15,1 kg (Sprenggranate)
- Zündung: Zeitzünder oder Näherungszünder
Steuerung und Zielerfassung
- Zielsteuerung: Die 10,5 cm Flak wurde üblicherweise über ein Kommandogerät gesteuert, das mit einem Feuerleitradar oder optischen Zielgeräten verbunden war. Diese Geräte berechneten die Flugbahn des Zieles und stellten die Kanone entsprechend ein.
- Feuerleitradar: Spätere Modelle wie die Flak 39 wurden mit modernen Feuerleitradarsystemen wie dem Würzburg-Radar verbunden, was die Treffgenauigkeit bei Nacht und schlechtem Wetter erheblich steigerte.
Geschichte und Entwicklung
Die 8,8 cm Flak erwies sich während der frühen Jahre des Zweiten Weltkriegs als äußerst vielseitig und effektiv, sowohl in der Flugabwehr als auch in der Panzerabwehr. Doch mit der Zunahme der alliierten Bomberangriffe und der Entwicklung neuerer Flugzeuge, die in größerer Höhe und mit höherer Geschwindigkeit operierten, wurde ein Geschütz mit größerer Reichweite und höherer Durchschlagskraft benötigt. Daher entwickelte das deutsche Militär in den 1930er Jahren das 10,5 cm Flak-Geschütz.
Flak 38 und Flak 39
- Flak 38: Die ursprüngliche Version wurde 1936 entwickelt, doch es gab Schwierigkeiten mit der Mechanik und der Ladeautomatik.
- Flak 39: Diese überarbeitete Version, die 1939 eingeführt wurde, hatte eine verbesserte Ladeautomatik, was die Feuerrate und Zuverlässigkeit erhöhte. Die Flak 39 war auch besser an moderne Feuerleitsysteme anpassbar, wie das Würzburg-Radar und andere Feuerleitrechner.
Einsatzgebiete und Nutzung
Die 10,5 cm Flak wurde hauptsächlich in festen Flugabwehrstellungen in und um strategische Ziele eingesetzt:
- Verteidigung von Großstädten: Die Flak 39 war ein zentraler Bestandteil der Luftverteidigung von deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg, und Köln, um sie gegen die massiven alliierten Bomberangriffe zu schützen.
- Verteidigung von Industrieanlagen: Neben städtischen Gebieten wurde die Flak 39 auch zur Verteidigung von wichtigen Industrieanlagen wie Rüstungsfabriken und Eisenbahnknotenpunkten eingesetzt.
- Flaktürme: In Flaktürmen, die in Städten wie Berlin, Wien, und Hamburg gebaut wurden, war die 10,5 cm Flak oft stationiert. Diese Türme boten eine stabile Plattform für die Geschütze und waren stark befestigt, um die Besatzungen und die Kanonen vor Bombenangriffen zu schützen.
Stärken und Schwächen der 10,5 cm Flak 38/39
Stärken
- Hohe Reichweite: Mit einer Gipfelhöhe von über 12.800 Metern war die 10,5 cm Flak in der Lage, hochfliegende alliierte Bomber zu erreichen, die außer Reichweite der 8,8 cm Flak lagen.
- Durchschlagskraft: Die 15 kg schweren Granaten der 10,5 cm Flak konnten bei Treffern schweren Schaden an Bombern anrichten, was ihre Effektivität in der Flugabwehr erhöhte.
- Integration moderner Feuerleitsysteme: Die Flak 39 konnte mit radarunterstützten Feuerleitsystemen arbeiten, was ihre Treffgenauigkeit verbesserte und sie zu einem effektiven Abwehrsystem bei Nacht und schlechtem Wetter machte.
Schwächen
- Größe und Gewicht: Die 10,5 cm Flak war schwer und nur begrenzt mobil, was ihren Einsatz auf dem Schlachtfeld einschränkte. Sie wurde hauptsächlich in festen Stellungen eingesetzt und war nicht so vielseitig wie die leichtere und beweglichere 8,8 cm Flak.
- Langsame Feuerrate: Mit etwa 15 bis 18 Schuss pro Minute hatte die 10,5 cm Flak eine relativ langsame Feuerrate im Vergleich zu moderneren Flugabwehrsystemen. Dies begrenzte ihre Fähigkeit, schnell bewegliche Flugzeuge effektiv zu bekämpfen.
- Kosten und Produktion: Die 10,5 cm Flak war im Vergleich zu anderen Flugabwehrgeschützen teuer in der Produktion, was ihre Verbreitung begrenzte.
Zusammenfassung
Die 10,5 cm Flak 38/39 war eines der fortschrittlichsten und leistungsstärksten Flugabwehrgeschütze der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde speziell entwickelt, um den wachsenden Bedrohungen durch hochfliegende Bomber zu begegnen, und war in der Lage, Ziele in großer Höhe zu bekämpfen, die für leichtere Flugabwehrgeschütze unerreichbar waren. Ihre hohe Durchschlagskraft und die Integration in moderne radargestützte Feuerleitsysteme machten sie zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Luftverteidigung, insbesondere in den großen Städten und Industriezentren.
Trotz ihrer beeindruckenden Reichweite und Feuerkraft litt die 10,5 cm Flak jedoch unter ihrer begrenzten Mobilität und der relativ langsamen Feuerrate. Sie konnte die massiven alliierten Bombenangriffe nicht vollständig abwehren, war jedoch ein bedeutendes Symbol der deutschen Bemühungen, ihre Städte vor der alliierten Luftüberlegenheit zu schützen.