Armstrong Whitworth A.W.650
- Royal Air Force Museum Midlands
Die Armstrong Whitworth A.W.650 Argosy ist ein britisches Transportflugzeug, das in den späten 1950er Jahren von der Armstrong Whitworth Aircraft entwickelt wurde. Es wurde hauptsächlich für Fracht- und Transportaufgaben sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich konzipiert und zeichnete sich durch sein charakteristisches Doppelausleger-Design und die große Frachtkapazität aus.
Technische Daten (Armstrong Whitworth A.W.650 Argosy Mk I):
- Typ: Mittleres Transportflugzeug
- Hersteller: Armstrong Whitworth Aircraft
- Erstflug: 8. Januar 1959
- Produktionszeitraum: 1959–1970
- Anzahl gebaut: 74
- Länge: 23,88 m
- Spannweite: 36,58 m
- Höhe: 8,28 m
- Flügelfläche: 135,9 m²
- Leergewicht: 29.167 kg
- Maximales Startgewicht: 46.720 kg
- Antrieb: 4 × Rolls-Royce Dart RDa.7 Mk 101 Turboprop-Triebwerke
- Leistung: 4 × 2.245 PS (1.675 kW)
- Höchstgeschwindigkeit: 463 km/h (250 Knoten)
- Reisegeschwindigkeit: 402 km/h (217 Knoten)
- Reichweite: 3.850 km (mit maximaler Fracht und Zusatztanks)
- Dienstgipfelhöhe: 7.620 m (25.000 ft)
- Nutzlast: Bis zu 13.620 kg Fracht oder 69 Passagiere (je nach Konfiguration)
Geschichte:
Entwicklung:
Die Armstrong Whitworth A.W.650 Argosy entstand in den 1950er Jahren als Reaktion auf den steigenden Bedarf an einem wirtschaftlichen, mittelschweren Frachtflugzeug für den britischen und internationalen Markt. Das Flugzeug war von Anfang an als reines Transportflugzeug konzipiert, sowohl für zivile als auch für militärische Betreiber. Es sollte sich durch eine hohe Zuladungskapazität und die Fähigkeit auszeichnen, große Frachtstücke schnell und effizient zu be- und entladen.
Der erste Flug des Prototyps fand am 8. Januar 1959 statt, und das Flugzeug wurde bald darauf in Produktion genommen. Es wurde in zwei Hauptversionen gebaut:
- A.W.650 Argosy für zivile Fracht- und Passagiertransporte.
- A.W.660 Argosy für militärische Anwendungen (RAF).
Die Argosy hatte ein auffälliges Doppelausleger-Design mit einem Rumpf, der vorn und hinten mit großen Frachttoren versehen war, um das Be- und Entladen zu erleichtern. Dieses Design ermöglichte eine sehr flexible Handhabung von Fracht und machte die Argosy besonders attraktiv für Luftfrachtunternehmen und Militärs.
Einsatz:
Ziviler Einsatz:
Die zivile Version der Argosy wurde hauptsächlich von Frachtfluggesellschaften genutzt, darunter die britische BEA (British European Airways), die eine der größten Betreibergesellschaften der zivilen Version war. Die A.W.650 Argosy diente im Luftfrachtsektor und war für ihre Fähigkeit bekannt, sperrige und schwere Güter über mittlere Strecken zu transportieren. Dank ihrer Ladetore an beiden Enden des Rumpfes konnte Fracht in einer sehr kurzen Zeitspanne be- und entladen werden.
Militärischer Einsatz:
Die militärische Version, die A.W.660 Argosy, wurde von der Royal Air Force (RAF) eingesetzt und erfüllte vielfältige Aufgaben, von der Truppen- und Materialbeförderung bis hin zu medizinischen Evakuierungen und Fallschirmabwürfen. Die RAF nutzte die Argosy auch in Krisengebieten, wo sie Fracht und Hilfsgüter in abgelegene und schwer zugängliche Regionen bringen konnte.
Die militärische Argosy hatte zusätzliche Ausrüstung für spezielle Einsätze und war auch für den Abwurf von Fallschirmspringern und Fracht aus der Luft geeignet. Sie wurde in den 1960er und 1970er Jahren intensiv genutzt, insbesondere im Rahmen von Einsätzen der britischen Streitkräfte in Übersee.
Besonderheiten:
- Doppelausleger-Design: Das markante Design mit zwei Auslegern, die den Heckbereich des Flugzeugs stützten, ermöglichte einen großen und frei zugänglichen Laderaum. Dies ermöglichte das Be- und Entladen sowohl von der Vorderseite als auch von der Rückseite des Flugzeugs, was die Effizienz beim Frachtumschlag steigerte.
- Vielseitigkeit: Die Argosy war für den Transport von großen und sperrigen Gütern geeignet und konnte sowohl zivile als auch militärische Anforderungen erfüllen. Sie konnte in kurzer Zeit Passagiere oder Fracht aufnehmen und wurde daher für diverse Einsätze eingesetzt.
- Wirtschaftlicher Turboprop-Antrieb: Die Rolls-Royce Dart-Triebwerke machten die Argosy relativ effizient im Treibstoffverbrauch, was sie für mittlere bis lange Strecken attraktiv machte.
Nachfolge und Außerdienststellung:
Im Laufe der 1970er Jahre wurde die Argosy zunehmend durch modernere Frachtflugzeuge ersetzt, insbesondere durch solche mit Strahltriebwerken, die höhere Geschwindigkeiten und bessere Reichweiten boten. Die zivile Version der Argosy wurde von vielen Luftfrachtunternehmen ausgemustert, während die militärische Version der RAF bis Anfang der 1980er Jahre im Einsatz blieb. Einige Flugzeuge wurden auch noch nach ihrer Ausmusterung in zivilen Rollen weiterverwendet.
Bedeutung:
Die Armstrong Whitworth Argosy war eines der bekanntesten britischen Transportflugzeuge der 1960er Jahre und ein Arbeitstier sowohl für zivile Frachtunternehmen als auch für die britische Luftwaffe. Ihr einzigartiges Design und ihre Vielseitigkeit machten sie zu einem wichtigen Flugzeug in einer Zeit, in der der Bedarf an kostengünstigem und zuverlässigem Lufttransport zunahm.
Auch wenn die Argosy von späteren, moderneren Frachtflugzeugen abgelöst wurde, bleibt sie ein bemerkenswertes Beispiel für die Luftfahrttechnik der Nachkriegszeit und ein Symbol für die Rolle Großbritanniens in der Entwicklung moderner Transportflugzeuge.