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Technik_Entwicklung
1952
Beschreibung

Die Avro Vulcan B.2 war ein britischer strategischer Bomber mit Deltaflügeln, der während des Kalten Krieges als Teil der nuklearen Abschreckung Großbritanniens eingesetzt wurde. Entwickelt von Avro (A.V. Roe and Company), war die Vulcan eines der drei V-Bomber, die die britischen nuklearen Abschreckungskräfte bildeten (neben der Handley Page Victor und der Vickers Valiant). Die B.2-Version war eine verbesserte und leistungsfähigere Variante der ursprünglichen Vulcan B.1 und wurde für längere Reichweiten und schwerere Lasten entwickelt.

Technische Daten (Avro Vulcan B.2):

  • Typ: Strategischer Bomber
  • Hersteller: Avro (A.V. Roe and Company)
  • Erstflug: 31. August 1958 (Vulcan B.2)
  • Indienststellung: 1960
  • Produktionszeitraum: 1956–1965
  • Anzahl gebaut: 136 (inklusive B.1)
  • Länge: 30,45 m
  • Spannweite: 33,83 m
  • Höhe: 8,28 m
  • Flügelfläche: 368 m²
  • Leergewicht: 83.000 kg
  • Maximales Startgewicht: 113.400 kg
  • Antrieb: 4 × Rolls-Royce Olympus 301 Strahltriebwerke
    • Schub: 4 × 17.000 lbf (75,6 kN)
  • Höchstgeschwindigkeit: Mach 0,96 (ca. 1.030 km/h) in großer Höhe
  • Reichweite: 7.200 km (mit internen Treibstofftanks)
  • Dienstgipfelhöhe: 19.800 m
  • Steiggeschwindigkeit: 23 m/s
  • Besatzung: 5 (Pilot, Co-Pilot, Navigator, Radar-Operator, Elektronischer Gegenmaßnahmen-Operator)
  • Bewaffnung:
    • Ursprünglich für nukleare Freifallbomben ausgelegt, darunter die Blue Danube und später die WE.177-Bombe.
    • Sekundärkonfiguration für konventionelle Bombenlast von bis zu 21.000 kg.
    • Ab den späten 1960er Jahren: Anpassung für Luft-Boden-Raketen wie die AGM-45 Shrike zur Unterdrückung von feindlicher Luftabwehr.

Geschichte:

Entwicklung:

Die Avro Vulcan war das zweite Flugzeug der sogenannten V-Bomber-Flotte der britischen Royal Air Force (RAF). Diese strategischen Bomber wurden in den 1940er Jahren als Reaktion auf die wachsende Bedrohung durch die Sowjetunion und den Kalten Krieg entwickelt. Die RAF benötigte ein Flugzeug, das in der Lage war, nukleare Waffen über große Entfernungen zu tragen und dabei sowjetische Luftabwehrsysteme zu umgehen.

Die erste Vulcan-Variante, die Vulcan B.1, absolvierte ihren Erstflug am 30. August 1952 und trat 1956 in den Dienst der RAF ein. Doch bald nach der Einführung der B.1 stellte man fest, dass Verbesserungen nötig waren, um die Reichweite, Geschwindigkeit und Nutzlast zu erhöhen und neue Bedrohungen zu berücksichtigen. Daher wurde die Vulcan B.2 entwickelt.

Der Prototyp der B.2 absolvierte seinen Erstflug am 31. August 1958, und die ersten Maschinen wurden 1960 in Dienst gestellt. Die Vulcan B.2 war mit leistungsfähigeren Rolls-Royce Olympus 301-Triebwerken ausgestattet, die größere Schubkraft boten, und hatte vergrößerte Tragflächen, um die Effizienz in großer Höhe zu verbessern.

Einsatz im Kalten Krieg:

Die Vulcan B.2 diente in den 1960er und 1970er Jahren als das Rückgrat der britischen nuklearen Abschreckung. Sie war dafür ausgelegt, nukleare Freifallbomben tief in das Territorium der Sowjetunion zu liefern. Anfangs war die Vulcan für Hochgeschwindigkeitseinsätze in großer Höhe konzipiert, aber mit der Weiterentwicklung der sowjetischen Luftabwehrsysteme wurde die Taktik angepasst, und die Vulcan begann, Tiefflugmanöver zu verwenden, um feindlichem Radar zu entkommen.

Ab den späten 1960er Jahren, als die Royal Navy mit ihren Polaris-U-Booten die primäre Trägereinheit für die britischen Atomwaffen übernahm, wurde die Rolle der Vulcan allmählich von nuklearen zu konventionellen Bombenangriffen verschoben.

Falklandkrieg (1982):

Die Vulcan B.2 erlangte internationale Bekanntheit während des Falklandkrieges zwischen Großbritannien und Argentinien im Jahr 1982. Die RAF führte eine Reihe von Langstreckenbomberangriffen unter dem Codenamen Operation Black Buck durch. Vulcan-Bomber flogen vom Luftwaffenstützpunkt RAF Ascension Island aus, um argentinische Ziele auf den Falklandinseln anzugreifen.

Die Black Buck Missionen gehörten zu den längsten Angriffsflügen der Militärgeschichte. Die Vulcan-Bomber flogen mit mehreren Luftbetankungen über 12.800 Kilometer hin und zurück. Die Missionen sollten argentinische Flugabwehrstellungen und Luftwaffenstützpunkte angreifen, und obwohl der tatsächliche militärische Schaden begrenzt war, hatten die Einsätze eine bedeutende psychologische Wirkung und demonstrierten die Fähigkeit der RAF, Langstreckenschläge durchzuführen.

Während der Operation Black Buck wurde die Vulcan auch mit AGM-45 Shrike-Antiradar-Raketen ausgerüstet, um argentinische Radaranlagen zu zerstören. Dies war eine ungewöhnliche Anpassung eines Bombers für den Einsatz von Luft-Boden-Raketen zur Unterdrückung der feindlichen Luftverteidigung.

Nachkriegszeit und Außerdienststellung:

Die Vulcan B.2 blieb bis 1984 in der aktiven Dienst der RAF, wurde dann jedoch nach fast drei Jahrzehnten ausgemustert. Die Rolle der Vulcan wurde schrittweise durch modernere Flugzeuge und Systeme, insbesondere die Tornado GR1, übernommen. Einige Vulcan-Flugzeuge wurden nach ihrer Außerdienststellung in zivile Hände übergeben oder in Museen ausgestellt.

Letzter flugfähiger Vulcan:

Die letzte flugfähige Vulcan, die XH558, wurde nach der Ausmusterung aufwendig restauriert und flog bei Flugshows von 2007 bis 2015 in Großbritannien. Diese Maschine wurde zu einem Symbol für die britische Luftfahrtgeschichte und zog bei ihren Auftritten riesige Menschenmengen an.

Bedeutung:

Die Avro Vulcan B.2 war ein technologisch beeindruckender Bomber, der die britische nukleare Abschreckung während des Kalten Krieges sicherte. Ihre Fähigkeit, über große Entfernungen schnell und in großer Höhe zu fliegen, gepaart mit ihrer einzigartigen Deltaflügel-Konstruktion, machte sie zu einem der markantesten Flugzeuge der Zeit. Die Operation Black Buck im Falklandkrieg demonstrierte die Flexibilität und Reichweite dieses Flugzeugs und bleibt ein bemerkenswertes Kapitel in der Geschichte der militärischen Luftfahrt.

Fazit:

Die Avro Vulcan B.2 war ein herausragender strategischer Bomber, der in der Geschichte der Luftfahrt einen besonderen Platz einnimmt. Ihre Rolle als nuklearer Abschreckungsbomber und später als konventioneller Bomber sowie ihre Einsätze im Falklandkrieg haben ihre Bedeutung im militärischen Kontext des Kalten Krieges und darüber hinaus gefestigt. Sie bleibt ein ikonisches Symbol britischer Ingenieurskunst und Luftfahrtgeschichte.

Titelbild
Avro Vulcan B2

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