Die Douglas XGAM-87 Skybolt war ein ambitioniertes Projekt der USA für eine Luftgestützte ballistische Rakete (ALBM), die in den späten 1950er Jahren entwickelt wurde. Skybolt war als ballistische Rakete gedacht, die von B-52 Stratofortress-Bombern oder B-47 Stratojet-Bombern aus gestartet werden konnte und mit einem nuklearen Sprengkopf ausgestattet war. Die Skybolt-Rakete sollte die Überlebensfähigkeit strategischer Bomber erhöhen, indem sie es den Flugzeugen ermöglichte, ihre Raketen außerhalb der Reichweite feindlicher Flugabwehr abzufeuern.

Technische Daten der Skybolt

• Bezeichnung: XGAM-87 Skybolt
• Typ: Luftgestützte ballistische Rakete (ALBM)
• Hersteller: Douglas Aircraft Company
• Entwicklungszeitraum: 1959–1962
• Programm eingestellt: 1962

Abmessungen

• Länge: 11,66 Meter
• Durchmesser: 0,89 Meter
• Gewicht: Ca. 5.100 kg

Antrieb

• Raketenmotor: Feststoffantrieb

Leistung und Reichweite

• Maximale Reichweite: Ca. 1.850 km (1.150 Meilen)
• Geschwindigkeit: Überschallgeschwindigkeit in der ballistischen Phase

Lenkung und Steuerung

• Zielsteuerung: Trägheitsnavigationssystem, das die Rakete während ihres Fluges nach dem Start vom Trägerflugzeug auf einer vorgeplanten ballistischen Flugbahn lenkte.

Gefechtskopf

• Sprengkopf: Thermonuklearer Sprengkopf, vorgesehen war ein W-59-Sprengkopf mit einer Sprengkraft von ca. 1 Megatonne.

Geschichte und Entwicklung

Die Entwicklung der Skybolt begann als Teil der Bemühungen der USA, ihre strategischen Nuklearstreitkräfte weiterzuentwickeln. In den späten 1950er Jahren war das Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion in vollem Gange, und es bestand die Befürchtung, dass die Interkontinentalraketen (ICBMs) und Flugabwehrraketen der Sowjets die Fähigkeit der USA, strategische Bomber gegen Ziele tief in der Sowjetunion einzusetzen, gefährden könnten.

Ziele der Entwicklung

Skybolt wurde entwickelt, um Bombern die Fähigkeit zu geben, ballistische Raketen aus großer Entfernung abzufeuern, was die Überlebenschancen der Bomber erheblich erhöhen würde. Im Gegensatz zu bodenbasierten ballistischen Raketen, die festen Abschussbasen unterlagen, konnten mit Skybolt ausgestattete Bomber in der Luft operieren und ihre Raketen von fast jeder Position aus abfeuern, was eine erhebliche Flexibilität und Schlagkraft bot.

Zusammenarbeit mit Großbritannien

Das Skybolt-Projekt war auch von großer Bedeutung für Großbritannien, da das Land eine enge Zusammenarbeit mit den USA anstrebte, um seine eigene nukleare Abschreckungsfähigkeit zu stärken. Großbritannien plante, Skybolt auf seinen V-Bombern (insbesondere der Avro Vulcan) zu installieren, um die Reichweite und Durchschlagskraft ihrer nuklearen Streitkräfte zu erweitern.

Einsatz und geplante Plattformen

Die Skybolt-Rakete sollte von folgenden Flugzeugen aus gestartet werden:

• B-52 Stratofortress: Die Hauptplattform der US Air Force, die Skybolt-Raketen sollte von diesem strategischen Langstreckenbomber getragen werden, um Ziele tief in der Sowjetunion zu treffen.
• B-47 Stratojet: Skybolt war auch für den Einsatz auf der B-47, einem früheren strategischen Bomber, vorgesehen.
• V-Bomber der Royal Air Force: Großbritannien plante, die Vulcan-Bomber mit Skybolt auszurüsten, um ihre nukleare Schlagkraft zu erhöhen, da ihre bisherigen Raketen eine geringere Reichweite hatten.

Stärken und Schwächen der Skybolt

Stärken

• Erhöhte Flexibilität: Da die Rakete von Bombern aus abgefeuert werden konnte, war sie eine sehr flexible Waffe. Bomber konnten weit außerhalb der Reichweite der sowjetischen Luftabwehrsysteme bleiben und trotzdem strategische Ziele angreifen.
• Reduzierte Verwundbarkeit von Bombern: Die Skybolt-Rakete hätte es Bombern ermöglicht, nukleare Angriffe durchzuführen, ohne direkt in den sowjetischen Luftraum eindringen zu müssen, was ihre Überlebenschancen deutlich erhöhte.
• Strategische Bedeutung für Großbritannien: Skybolt war eine potenziell revolutionäre Waffe für Großbritannien, da sie die nukleare Abschreckung des Landes erheblich verstärkt hätte.

Schwächen

• Hohe Kosten und technische Herausforderungen: Die Entwicklung von Skybolt war mit technischen Schwierigkeiten und hohen Kosten verbunden. Diese Probleme führten zu Verzögerungen und zunehmendem politischen Druck, das Programm zu überprüfen.
• Konkurrenz zu ICBMs: Während der Entwicklung von Skybolt machte die Interkontinentalraketentechnologie (ICBM) erhebliche Fortschritte, was dazu führte, dass die US Air Force weniger Interesse an einem zusätzlichen luftgestützten ballistischen Raketensystem hatte.
• Abhängigkeit von Bombern: Die Notwendigkeit, die Raketen von Bombern abzufeuern, machte das System weiterhin anfällig für die Bedrohung durch Abfangjäger und Luftabwehrsysteme, auch wenn die Reichweite der Raketen die Risiken reduzierte.

Das Ende des Skybolt-Projekts

Das Skybolt-Projekt wurde 1962 abrupt beendet, als die US-Regierung unter Präsident John F. Kennedy entschied, das Programm aufgrund von technischen Problemen, Kostenüberschreitungen und dem zunehmenden Fokus auf ICBMs und U-Boot-gestützte ballistische Raketen (SLBMs) wie die Polaris-Rakete zu beenden.

Die Entscheidung, das Skybolt-Programm einzustellen, führte zu erheblichen Spannungen zwischen den USA und Großbritannien, da die Royal Air Force stark auf Skybolt als Lösung zur Modernisierung ihrer nuklearen Streitkräfte gesetzt hatte. In einem späteren Abkommen sicherten die USA jedoch zu, Polaris-Raketen an Großbritannien zu liefern, was die britische nukleare Abschreckung auf eine U-Boot-gestützte Grundlage stellte.

Zusammenfassung

Die Douglas XGAM-87 Skybolt war eine ehrgeizige Luftgestützte ballistische Rakete (ALBM), die während des Kalten Krieges entwickelt wurde, um strategischen Bombern der USA und Großbritanniens die Möglichkeit zu geben, ballistische Nuklearraketen außerhalb der Reichweite feindlicher Luftverteidigung abzufeuern. Obwohl das Projekt letztlich aufgrund technischer und finanzieller Probleme eingestellt wurde, war Skybolt eine wichtige Station in der Entwicklung der nuklearen Abschreckungsstrategien der NATO und trug zur Modernisierung der US- und britischen strategischen Streitkräfte bei. Die Entscheidung, Skybolt zugunsten der Polaris-Raketen aufzugeben, markierte einen Wendepunkt in der Militärpolitik beider Nationen.