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Der ZSU-23-4 "Shilka" ist ein sowjetisches selbstfahrendes Flugabwehrgeschütz, das in den frühen 1960er Jahren entwickelt wurde und für seine Zeit eine der modernsten und effektivsten Flugabwehrwaffen war. Das Fahrzeug ist mit vier 23-mm-Maschinenkanonen ausgestattet und wurde entwickelt, um tieffliegende Flugzeuge, Hubschrauber und Bodenziele zu bekämpfen. Es hat eine herausragende Rolle in zahlreichen Konflikten gespielt und wurde in vielen Ländern eingesetzt.
Technische Daten der ZSU-23-4 "Shilka"
- Bezeichnung: ZSU-23-4 "Shilka"
- Typ: Selbstfahrendes Flugabwehrgeschütz
- Hersteller: Uraltransmash (Sowjetunion)
- Produktionszeitraum: 1962–1982
- Produktionseinheiten: Ca. 6.500 Fahrzeuge
Abmessungen
- Länge: 6,54 Meter (mit Geschützen nach vorne gerichtet)
- Breite: 3,13 Meter
- Höhe: 2,57 Meter
- Gewicht: 19 Tonnen (Gefechtsgewicht)
Motor
- Motortyp: V-6R Dieselmotor
- Leistung: 280 PS (205 kW)
- Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h auf der Straße, 30 km/h im Gelände
- Reichweite: 450 km auf der Straße, ca. 300 km im Gelände
Antrieb und Fahrwerk
- Antriebsart: Kettenfahrzeug (vergleichbar mit dem Chassis des PT-76)
- Fahrwerk: Kettenlaufwerk mit Torsionsstabaufhängung
Bewaffnung
- Hauptwaffe: Vier 23-mm-Maschinenkanonen AZP-23
- Feuerrate: Ca. 3.400 Schuss pro Minute (für alle vier Geschütze zusammen)
- Reichweite:
- Effektiv gegen Luftziele: 2,5 km
- Effektiv gegen Bodenziele: 2 km
- Munitionsvorrat: Ca. 2.000 Schuss
- Sekundärwaffen: In der Regel keine, jedoch optional mit Rauchgranatenwerfern ausgestattet.
Feuerleitsystem
- Radarsystem: 1RL33-Radar (auch als "Gun Dish" bekannt), ein Radarsystem zur Zielverfolgung und Feuerleitung, das Ziele in einem Umkreis von 20 km erfassen kann. Das Radar kann sowohl stationäre als auch sich bewegende Flugziele erfassen.
Panzerung
- Panzerung: Schützt die Besatzung (4 Mann) gegen Kleinwaffenfeuer und Granatsplitter, ist jedoch nicht ausreichend gegen Panzerabwehrwaffen.
Besatzung
- Besatzung: 4 Mann (Kommandant, Fahrer, Richtschütze, Ladeschütze)
Geschichte und Entwicklung
Die ZSU-23-4 wurde in den frühen 1960er Jahren entwickelt, um den sowjetischen Streitkräften eine effektive und mobile Flugabwehrwaffe zur Verfügung zu stellen, die sowohl gegen tieffliegende Flugzeuge als auch gegen Hubschrauber eingesetzt werden konnte. Sie wurde als Ergänzung zu stationären Flugabwehrsystemen wie den S-60-Flakgeschützen entwickelt und sollte insbesondere Bodentruppen vor Luftangriffen schützen.
Einführung und Modernisierung
Die ZSU-23-4 wurde 1962 in Dienst gestellt und war eine bedeutende Verbesserung gegenüber früheren Flugabwehrsystemen. Das integrierte Radar-Feuerleitsystem und die hohe Feuerrate der vier 23-mm-Kanonen machten sie zu einem der besten Flugabwehrsysteme ihrer Zeit.
Die ZSU-23-4 wurde in verschiedene Versionen modernisiert:
- ZSU-23-4M: Verbesserte Version mit einem modernisierten Radarsystem und erhöhter Munitionskapazität.
- ZSU-23-4M2: Weitere Verbesserungen der Elektronik und des Radars.
- ZSU-23-4M4: Mit zusätzlichen Raketenwerfern zur Abwehr moderner Bedrohungen.
Einsatzgebiete
Die ZSU-23-4 wurde in vielen Konflikten weltweit eingesetzt und erwies sich als äußerst effektives Flugabwehrfahrzeug:
- Jom-Kippur-Krieg (1973): Die ZSU-23-4 spielte eine entscheidende Rolle in den arabisch-israelischen Konflikten, insbesondere beim Abschuss israelischer Flugzeuge. Ihre Fähigkeit, tieffliegende Flugzeuge und Hubschrauber schnell und effektiv zu bekämpfen, machte sie zu einer gefährlichen Waffe gegen die israelischen Luftstreitkräfte.
- Afghanistankrieg (1979–1989): Die Sowjets setzten die ZSU-23-4 im Kampf gegen die Mudschaheddin und ihre US-unterstützten Stinger-Raketen ein. Das System wurde auch gegen Bodenziele wie Infanterie und ungeschützte Fahrzeuge verwendet.
- Irak-Iran-Krieg (1980–1988): Die ZSU-23-4 wurde von beiden Seiten verwendet und war im Kampf gegen tieffliegende Flugzeuge und Hubschrauber nützlich.
- Golfkrieg (1991): Die irakischen Streitkräfte setzten die ZSU-23-4 gegen die alliierte Luftoffensive ein, obwohl sie gegen modernere Luftabwehrsysteme nur eingeschränkt wirksam war.
Vielseitigkeit im Kampf gegen Bodenziele
Obwohl die ZSU-23-4 als Flugabwehrsystem konzipiert wurde, erwies sie sich auch als äußerst effektiv im Kampf gegen Bodenziele. Die hohe Feuerrate und die Zerstörungskraft der 23-mm-Maschinenkanonen ermöglichten es, Infanterie, ungeschützte Fahrzeuge und sogar leichte gepanzerten Ziele zu bekämpfen. Diese Vielseitigkeit machte sie zu einer gefürchteten Waffe im Nahkampf.
Stärken und Schwächen
Stärken
- Hohe Feuerrate: Mit ihren vier 23-mm-Maschinenkanonen und einer Feuerrate von ca. 3.400 Schuss pro Minute ist die ZSU-23-4 äußerst tödlich gegen tieffliegende Flugzeuge und Hubschrauber.
- Mobilität: Dank ihres Kettenantriebs kann die ZSU-23-4 auch in schwierigem Gelände operieren und Bodentruppen begleiten.
- Radarunterstütztes Feuerleitsystem: Das integrierte 1RL33-Radar ermöglicht eine präzise Zielerfassung und -verfolgung, was sie besonders effektiv gegen schnell fliegende Ziele macht.
- Effektiv gegen Bodenziele: Die 23-mm-Kanonen sind nicht nur gegen Luftziele wirksam, sondern auch gegen Bodenziele, insbesondere Infanterie und leicht gepanzerte Fahrzeuge.
Schwächen
- Begrenzte Panzerung: Die ZSU-23-4 ist nur leicht gepanzert und bietet kaum Schutz gegen Panzerabwehrwaffen oder schwere Artillerie.
- Veraltet gegen moderne Bedrohungen: Obwohl die ZSU-23-4 in den 1960er Jahren sehr fortschrittlich war, ist sie im Vergleich zu modernen Flugabwehrsystemen, die mit lenkbaren Raketen arbeiten, veraltet.
- Radaranfälligkeit: Das integrierte Radar kann durch elektronische Störmaßnahmen oder moderne Anti-Radar-Raketen gestört oder ausgeschaltet werden.
Zusammenfassung
Die ZSU-23-4 "Shilka" war eines der effektivsten selbstfahrenden Flugabwehrsysteme ihrer Zeit und bewies sich in zahlreichen Konflikten als verlässliche und tödliche Waffe gegen tieffliegende Flugzeuge und Hubschrauber. Ihre Kombination aus hoher Feuerrate, Radarunterstützung und Mobilität machte sie zu einem gefürchteten Gegner sowohl in der Luft als auch am Boden. Auch wenn sie inzwischen veraltet ist, bleibt die ZSU-23-4 ein Meilenstein in der Geschichte der Flugabwehrfahrzeuge und ist in vielen Armeen noch immer im Einsatz, oft modernisiert oder als Basis für neue Systeme verwendet.