Die Avro Anson war langsam, kalt und laut und ist das berühmteste britische Trainingsflugzeug aller Zeiten. Die in großen Stückzahlen eingesetzte "Faithful Annie" wird von den meisten der von der Royal Air Force ausgebildeten mehrmotorigen Flugzeugbesatzungen des Zweiten Weltkriegs in guter Erinnerung behalten.

Die Anson I wurde Mitte der 1930er Jahre als Küstenaufklärungsflugzeug entwickelt. Obwohl sie zu dieser Zeit ein fortschrittliches Design war, bedeuteten die raschen Verbesserungen der Flugzeugleistung, dass die Anson bei Kriegsausbruch im September 1939 hoffnungslos unterlegen war.

Eine Reihe von Küstenkommandogeschwadern blieb in den ersten Kriegsmonaten mit diesem Typ ausgerüstet, und nur drei Tage nach Kriegsausbruch unternahm eine Anson den ersten RAF-Angriff auf ein deutsches U-Boot. Obwohl sie 1940 noch im Einsatz waren und Patrouillen über dem Ärmelkanal und bei der Evakuierung von Dünkirchen flogen, wurden sie ersetzt, sobald modernere Typen verfügbar waren.

Als sich ihre Einsatzzeit dem Ende zuneigte, eröffnete sich für die Anson eine neue, viel wichtigere Rolle. Mit dem Herannahen des Krieges war der RAF klar geworden, dass sie ihr Ausbildungsprogramm für Flugzeugbesatzungen rasch erweitern musste. Schulen wurden im Vereinigten Königreich und im Rahmen des Empire Air Training Scheme auch in Kanada, Südafrika und Australien eingerichtet. Diese Schulen brauchten einen mehrsitzigen Trainer, und die Anson wurde als ideale Überbrückung angesehen, bis die Airspeed Oxford in großen Stückzahlen verfügbar war. Tatsächlich blieb die Anson während des gesamten Krieges in der Ausbildung eingesetzt.

Die Anson wurde auch in großem Umfang als leichtes Transport- und Kommunikationsflugzeug eingesetzt. Die Entwicklung wurde während und nach dem Krieg fortgesetzt und gipfelte in der Anpassung der zivilen Avro XIX für den Dienstgebrauch als Anson C19. Mit einem völlig neu gestalteten Rumpf, Metallflügeln und Leitwerk wurde diese zweite Generation der Anson bis 1968 von der RAF eingesetzt.